Geheimplan in Mugello: Wie Ferrari den SF-25 still und heimlich revolutioniert
Der "Filmtag" in Mugello ist mehr als Show: Ferrari prüft ein Radaufhängungs-Update, das laut Simulationen bis zu eine Zehntelsekunde bringen soll
(Motorsport-Total.com) - Am 16. Juli wird Ferrari anlässlich eines Filmtags in Mugello die mit Spannung erwartete neue Hinterradaufhängung am SF-25 testen - zusammen mit dem Unterboden, der bereits beim Österreich-Grand-Prix zum Einsatz kam. Sollte das Gesamtpaket von den Stammfahrern positiv bewertet werden, könnte es schon eine Woche später beim Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps eingesetzt werden.
Die Werbeaufnahmen sind dabei vermutlich nur ein Vorwand, um 200 Kilometer auf der toskanischen Rennstrecke mit dem überarbeiteten SF-25 und Charles Leclerc und Lewis Hamilton am Steuer absolvieren zu dürfen. Das haben Recherchen von Motorsport.com Italien ergeben.
Das Auto wird in Mugello erstmals mit der neuen Hinterradaufhängung ausgestattet sein. In Kombination mit dem bereits in Spielberg erfolgreich getesteten Unterboden soll sie einen Qualitätssprung für die zweite Saisonhälfte ermöglichen - ehe die Weiterentwicklung des aktuellen Autos zugunsten des 2026er-Modells (Projekt 678) eingestellt wird. Dieses neue Fahrzeug muss den Sprung ins nächste FIA-Reglement schaffen, das leichtere, kürzere und schmalere Autos vorsieht, die agiler sein sollen.
Der Mugello-Test wurde rund eine Woche vor dem Versand des Materials nach Spa angesetzt. Vorab fanden Prüfstandtests statt, bei denen das komplette Auto montiert werden kann, um das Verhalten neuer Komponenten mit früheren Lösungen datenbasiert zu vergleichen. Diese Prüfstandergebnisse sollen positiv ausgefallen sein.
Solange die neue Aufhängung nicht vollständig fertiggestellt war, konnte sie jedoch nicht auf dem Prüfstand getestet werden, auch wenn sie bereits in CFD-Simulationen eingehend analysiert worden war. Die größte Herausforderung bestand darin, den vorderen Querlenker des oberen Dreiecksarms tiefer zu positionieren und dafür einen belastbaren Befestigungspunkt am Getriebegehäuse zu finden.
Letzteres besteht aus Kohlefaser-Verbundstoff. Um Gewicht zu sparen und eine möglichst kompakte Form zu erreichen, setzt man auf dünnwandige Strukturen mit minimalen Verstärkungen. An den Punkten, an denen die Aufhängungsarme montiert werden, sind jedoch speziell verstärkte Befestigungen erforderlich, die den Kräften eines Zugstreben-Layouts standhalten.
Die bisherigen Simulationsergebnisse sollen vielversprechend sein. Doch nun muss der Filmtag auf der Strecke diese Daten bestätigen, ebenso wie das subjektive Fahrgefühl der Piloten. Die neue Aufhängung soll den SF-25 unempfindlicher gegenüber der Fahrzeughöhe machen und neue Set-up-Optionen eröffnen, die das Betriebsfenster der Reifen vergrößern.
Die Kombination aus neuem Unterboden und Aufhängung könnte laut Berechnungen bis zu einer Zehntelsekunde an Performance bringen. Werden die bisherigen Erkenntnisse bestätigt, könnte Ferrari zumindest die Chance wahren, Platz 2 in der Konstrukteurs-WM zu verteidigen; 238 Punkte Rückstand auf McLaren sind allerdings kaum noch aufzuholen. Dennoch wäre mit etwas Glück noch ein Erfolg drin, falls sich Oscar Piastri und Lando Norris gegenseitig in die Quere kommen sollten.
Bisher war Ferrari in der Formel-1-Saison 2025 nie in der Lage, solche Chancen zu nutzen, da man selten direkt hinter McLaren lag. Das überraschende Podium von Nico Hülkenberg in Silverstone mit der Sauber ist ein Indiz dafür. Hamilton konnte dort im Ferrari dem Deutschen nichts entgegensetzen, weil die Scuderia bei wechselhaften Bedingungen mit dem Set-up kämpfte.
Jetzt sind Ausreden fehl am Platz: Mugello wird zeigen, ob Leclerc und Hamilton zumindest noch einen Sieg anpeilen können. Denn Ferrari ist das einzige Topteam, das bislang - F1-Sprint in China ausgenommen - noch keinen vollen Erfolg verbuchen konnte, während McLaren, Mercedes und Red Bull bereits Rennen gewonnen haben.