• 22. September 2019 · 11:34 Uhr

"Bullshit": Fahrer lehnen Sprintrennen & gestürzte Startaufstellung strikt ab

Vettel, Hamilton, Verstappen und Co. sind sich einig: Sprintrennen an Rennsamstagen mit umgekehrter Startaufstellung sind "Unsinn" & nur ein "Pflaster"

(Motorsport-Total.com) - In der finalen Phase des Regelfindungsprozesses für die Saison 2021 hat besonders ein Vorschlag die Wogen in Singapur hochgehen lassen: Qualifying-Rennen. Lewis Hamilton und Sebastian Vettel gehören wie die große Mehrheit der Fahrer zu jener Gruppe, die die Idee eines Sprintrennens mit umgekehrter Startaufstellung schlicht als "Bullshit" ablehnt. Auch die Teamchefs reagieren reserviert.

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Die Fahrer wollen keine Sprintrennen mit gestürztem Grid am Samstag Zoom Download

"Leute, die so etwas vorschlagen, wissen wirklich nicht, worüber sie reden", meint Hamilton nach der Zeitenjagd in Singapur. Der fünffache Weltmeister könnte seine Abneigung gegen Sprintrennen nicht deutlicher zum Ausdruck bringen. Vettel neben ihm ergänzt: "Das ist kompletter Bullshit!"

Worum geht es konkret? Ross Brawn hat Ende August anklingen lassen, dass die Formel 1 das Wochenendformat überdenkt. Um mehr Spannung für den Zuschauer zu erzeugen, überlegt das Management nun, schon am Samstag ein Rennen über hundert Kilometer (Sprintrennen) einzuführen.

Verstappen: "Das ist völliger Unsinn"

Gestartet soll dieses Rennen in der umgekehrten Reihenfolge der Weltmeisterschaft werden. "Das wird Williams gefallen", merkt Red-Bull-Pilot Alexander Albon schmunzelnd an. Lewis Hamilton und den anderen Toppiloten weniger, denn sie müssten von ganz hinten losfahren.

"Ich wäre nicht glücklich darüber. Ich freue mich sehr, als Erster zu starten. Ich denke nicht, dass das die Lösung für die Formel 1 ist", lässt Singapur-Polesetter Charles Leclerc wissen. Er ist der Auffassung: "Der Beste soll gewinnen und vom besten Startplatz starten."

Ist das Quali-Rennen geschlagen, würde das Ergebnis die Startaufstellung für das Sonntagsrennen ergeben. Die Topfahrer müssten sich demnach bereits am Samstag weit nach vorne kämpfen, um realistische Chancen auf einen Spitzenplatz im Hauptrennen zu haben.


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Das sei nur ein "Pflaster", das über die wahren Probleme geklebt werde, so Vettel. "Wenn man die Show verbessern will, dann muss das Feld enger zusammen. Wir brauchen besseres Racing." Das sei nicht die richtige Lösung. "Ich weiß nicht, welches Genie sich das ausgedacht hat, aber das ist der völlig falsche Ansatz."

Die Weltmeister stehen mit ihrer Ansicht keineswegs allein da. Red-Bull-Überflieger Max Verstappen kann den Vorschlag ebenso wenig gutheißen. Der Niederländer fast wortgleich: "Das ist Unsinn. Ich verstehe nicht, wozu das gut sein soll. Jeder sollte eine faire Chance haben, sein bestmögliches Qualifying zu fahren."

Er ist außerdem kein Fan einer gestürzten Startaufstellung: "Ich finde, das ist Scheiße." Damit ist er ganz auf Linie der Fahrervereinigung GPDA. Romain Grosjean, einer der Vorsitzenden, betont den gemeinsamen Standpunkt aller Piloten: "Das Problem ist nicht das Format des Wochenendes, die Probleme sind größer als das."

GPDA: Vier Bereiche gehören verbessert

Konkret macht er das Dilemma der aktuellen Königsklasse an vier Punkten fest: "Es geht um die Reifen. Warum gibt es so große Abstände zwischen den Autos? Weil die Reifen so sensibel sind. Es geht auch um die Geldverteilung. Wenn das Geld so verteilt wird wie jetzt, wie soll daraus jemals eine enge Weltmeisterschaft werden?", fragt er.

Die weiteren Punkte: "Es geht auch um das Gewicht der Autos und die Aerodynamik, die zu sensibel ist. Daran arbeitet die Formel 1 gerade." Zumindest das Hinterherfahren soll mit einem neuen Aero-Konzept 2021 erleichtert werden. Außerdem wird eine Budgetobergrenze von 175 Millionen US-Dollar eingeführt und die 18-Zoll-Räder von Pirelli.

"Wir glauben, wenn diese vier Punkte gelöst sind, dann braucht man keine Tricks mehr", ist der Haas-Fahrer überzeugt und bringt einen Vergleich: "Beim Tennis wird ja auch nicht das Spiel geändert, nur weil Nadal und Federer alles gewinnen."


Grand Prix von Singapur - Sonntag

Sein Teamkollege Kevin Magnussen kann gar nicht verstehen, warum das Qualifying als solches infrage gestellt wird. "Ich mag das Qualifying wirklich. Ich finde es aufregend. Wenn man den ganzen Tank leert, das Auto für eine Runde abstimmt und maximale Attacke fährt. Da können wir unsere wahre Perfektion zeigen."

Gegen mehr Racing würde sich der Däne aber nicht wehren: "Perfekt! Solange wir nicht das Qualifying beschneiden. Die Trainings könnte man kürzen. Qualifying am Freitag, dann ein Rennen am Samstag und eines am Sonntag", schlägt er vor.

Die Rookies kontern: "Ehrlich gesagt, ist das eine ziemlich dumme Idee", findet George Russell. Vor allem gegen die umgekehrte Startaufstellung wehrt sich der Williams-Fahrer, obwohl er davon wohl am meisten profitieren würde. "Es ist unfair, wenn die besten Jungs, die die Weltmeisterschaft anführen, behindert werden."

Gestürzte Startaufstellung: "In Monaco probieren!"

Der Brite kennt Sprintrennen am Samstag und gestürzte Startaufstellungen noch aus seiner Formel-2-Zeit. In der Nachwuchsserie wird am Samstag ein Sprintrennen ausgetragen, dessen Ergebnis dann für die Top 8 in gestürzter Reihenfolge als Startaufstellung für Sonntag gilt.

"In der Formel 2 gibt es Quali-Rennen am Samstag, das ist aufregend. Aber das Formel-1-Format ist im Kern ein Qualifying und ein Rennen", ist auch Aufsteiger Albon gegen eine Änderung. Dies gehe schließlich gegen das Interesse des Sports, denn der Beste sollte gewinnen.

"Das sollten wir in Monaco probieren! Wäre bestimmt ein gutes Rennen!", scherzt der Brite. McLaren-Kollege Lando Norris, ebenfalls aus der Formel 2 aufgestiegen, ergänzt: "Jetzt wird versucht, etwas zu ändern, was an sich schon falsch läuft. Es könnte natürlich Spaß machen, aber das derzeitige Format ist okay."

Bevor man Änderungen am Wochenendformat vornimmt, sollte man zuerst für ein engeres Feld sorgen, betont auch sein Teamkollege Carlos Sainz. "Wenn wir 2021 Autos haben, die sich gegenseitig folgen können und das ganze Feld innerhalb einer Sekunde liegt und der Fahrer den Unterschied macht, dann brauchen wir solche Änderungen nicht."

Der Spanier glaubt: "Das könnte die beste Formel 1 aller Zeiten werden." McLaren an sich steht Diskussionen über verschiedene Ideen für 2021 offen gegenüber, betont Teamchef Andreas Seidl. Im Moment sei das Quali-Rennen "nur eine Idee". "Es ist immer noch weit entfernt davon, tatsächlich in den Regeln festgeschrieben zu werden."

Bei Treffen in der Vorwoche in Genf und am Singapur-Wochenende mit Formel-1-Boss Chase Carey habe es erneut Gespräche über das Reglement gegeben. Bis Ende Oktober muss das Werk für 2021 beschlossen werden. Bis dahin trifft sich die technische Arbeitsgruppe und die Strategiegruppe noch einmal, verrät Seidl.

"Alle im Fahrerlager sollten offen dafür sein, etwas zu verändern, ohne die DNS der Formel 1 zu zerstören", betont der Deutsche. In der finalen Phase will auch Mercedes "nicht unkooperativ" wirken, betont Toto Wolff. Persönlich steht er aber auch für das klassische Rennformat ein. Er ist auch gegen Probeläufe 2020: "Wir sollten sehr vorsichtig sein, wenn wir Experimente mit hunderten Millionen von Zuschauern durchführen."

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