"Wird sich sehr bald auszahlen": Gasly glaubte noch an die Wende
Pierre Gasly glaubte bis zuletzt daran, dass er das Ruder bei Red Bull noch einmal herumreißen kann - Dem Team waren die Fortschritte aber wohl nicht groß genug
(Motorsport-Total.com) - "Ich bin zuversichtlich, dass wir in der zweiten Hälfte viel mehr Punkte holen werden", erklärte Pierre Gasly noch am Ungarn-Wochenende. Da ging er noch davon aus, dass er die Formel-1-Saison 2019 bei Red Bull beenden würde. Etwas mehr als eine Woche später hat er seinen Platz bei den Bullen an Alexander Albon verloren. Für den Rest der Saison wird der Franzose wieder bei Toro Rosso fahren.
"Das Wichtigste ist es, den Fortschritt mitzunehmen. Natürlich sind die Dinge noch nicht perfekt, aber ich denke, dass wir seit Silverstone viele gute Änderungen vorgenommen haben", zeigte sich Gasly vor dem Rennen in Budapest noch optimistisch. Doch auf dem Hungaroring wurde er schließlich ein weiteres Mal von seinem Teamkollegen Max Verstappen überrundet.
Obwohl man bei Red Bull zuvor noch betont hatte, Gasly dürfe die Saison zu Ende fahren, zog man anschließend die Notbremse. Gaslys enttäuschende Bilanz nach zwölf Rennen bei Red Bull: 63 Punkte und ein vierter Platz in Silverstone als Highlight. Zum Vergleich: Verstappen holte im gleichen Zeitraum fast dreimal so viele Punkte und fünf Podestplätze, darunter zwei Siege.
"Intern haben wir große Fortschritte gesehen", betonte Gasly vor etwas mehr als einer Woche noch und erklärte: "Objektiv war Silverstone eine starke Performance." Auch Hockenheim sei nicht schlecht gewesen, "abgesehen von den letzten sechs Runden." Er erinnert: "Nach zehn Runden waren wir Letzter, und wir kamen von P19 auf P6 nach vorne. Zehn Runden vor Ende lagen wir zwei Autos hinter Seb, der am Ende Zweiter geworden ist."
Gasly direkt auf dem falschen Fuß gestartet
"Es gab also eindeutig die Möglichkeit, wieder viele Punkte zu holen", so Gasly. Doch letztendlich blieb er dort ohne Zähler, nachdem er ausgerechnet mit seinem Nachfolger Albon kollidiert war. "Ich wollte [die Fortschritte] mit einem weiteren starken Ergebnis bestätigen, aber das hat in Hockenheim nicht geklappt", erklärt er. Es folgte Ungarn, wo er die Zielflagge sogar nach McLaren-Pilot Carlos Sainz sah.
Bei Red Bull tat man nach eigener Aussage alles, um Gasly zu unterstützen. Unter anderem setzte man ihn zuletzt auf das Verstappen-Set-up, weil man das Gefühl hatte, dass sich der Franzose verrannt hatte. Gasly bestätigt, dass sein Set-up dem von Verstappen am Ende "ziemlich ähnlich" gewesen sei und die beiden auch "ähnliches Feedback" gegeben hätten. Die Ergebnisse waren aber weiter komplett unterschiedlich.
"Das Auto hat am Anfang nicht zu meinem Fahrstil gepasst. Daher musste ich ihn etwas anpassen", erklärt Gasly. Nicht die besten Voraussetzungen also für seinen Start bei Red Bull, der zusätzlich dadurch erschwert wurde, dass er es auf der anderen Seite der Garage mit einem der stärksten Piloten im aktuellen Formel-1-Feld zu tun bekam. "Ich sehe das als Chance", erklärt er immer im Hinblick auf Verstappen.
Gasly versichert: Druck war kein Problem
Doch in den Augen von Red Bull konnte er diese nicht nutzen. "Ich bin erst seit anderthalb Jahren in der Formel 1. Ich weiß, dass es auf meiner Seite Dinge gibt, die sich noch entwickeln werden. Der Fahrer, der ich in fünf Jahren sein werde, wird ganz anders sein als der Fahrer, der ich jetzt bin", erklärte Gasly zuletzt. Der Schritt von Toro Rosso zu Red Bull kam da womöglich einfach zu früh.
Fotostrecke: Red-Bull-Junioren in der Formel 1
Christian Klien (2004-2010): Mit Unterstützung von Red Bull debütiert der Österreicher 2004 bei Jaguar in der Formel 1. Nach der Übernahme des Rennstalls durch den Engergy-Drink-Hersteller fährt Klien auch 2005 und 2006 bei den meisten Grands Prix für das nun Red-Bull-Racing genannte Team an der Seite von David Coulthard. Ende 2006 scheidet Klien nach Streitigkeiten über einen Wechsel in die ChampCar-Serie aus dem Red-Bull-Kader aus. Später ist der Österreicher Testfahrer für Honda und BMW-Sauber und fährt 2010 drei Rennen für HRT. Fotostrecke
Zu viel Druck habe ihm Red Bull übrigens nicht gemacht. "Der Druck kommt von mir selbst", so Gasly. Er habe sich selbst immer höhere Ziele gesetzt als das Team. "Jedes Wochenende komme ich her und will die bestmögliche Performance abliefern. Den Druck kennt man bereits seit den Kartzeiten. Damit muss man klarkommen", weiß Gasly, der 2016 Meister in der GP2 wurde.
Seine Degradierung von Red Bull zu Toro Rosso ist der erste größere Rückschlag in seiner Karriere. "Es war ein kniffliger erster Teil der Saison. Aber wir bringen die Dinge jetzt zusammen, und es wird sich sehr bald auszahlen", kündigte er vor Ungarn noch an. So viel Geduld hatte man Red Bull allerdings nicht mehr.