• 06. Juni 2018 · 10:23 Uhr

Chase Carey: Großer Überhol-Regelschritt kommt erst 2021

Ausgerechnet der Formel-1-Boss zweifelt, dass die neuen Aerodynamik-Regeln nächstes Jahr schon mehr Spannung bringen - Siegen weiter nur die großen Drei?

(Motorsport-Total.com) - Überholmanöver sind nicht alles, aber ohne Überholmanöver ist alles nichts. Diese Erkenntnis hat sich bei den Formel-1-Verantwortlichen von Liberty Media spätestens nach dem Eröffnungs-Grand-Prix der Formel-1-Saison 2018 in Melbourne durchgesetzt. Schlappe fünf Überholvorgänge gab es während des gesamten Rennens. Und wie langweilig ein Event ohne Überholaction sein kann, bekamen die Fans auch beim vergangenen Monaco-Grand-Prix wieder vor Augen geführt - wenngleich hier natürlich auch streckenspezifische Gründe eine Rolle spielen.

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Chase Carey (r.) und FIA-Boss Jean Todt entwickeln Zukunftspläne für die Formel 1 Zoom Download

Nach Australien reifte bei den Königsklassen-Machern die Entscheidung, schon für die kommende Saison 2019 ein Paket mit Sofortmaßnahmen zu schnüren, die das Überholen wieder erleichtern sollen. In Zeiten eines stabilen Aerodynamikreglements wurde es trotz DRS-Unterstützung von Jahr zu Jahr noch schwieriger, am Vordermann vorbeizukommen. Grund dafür: Die immer ausgereifteren und komplexeren Boliden erzeugen große Mengen an Abtrieb und reagieren ihrerseits immer empfindlicher auf Strömungen.

Etwas überraschend stimmte die Formel-1-Kommission am 30. April den Ideen von Liberty und der FIA zu, obwohl diese zuvor in der Technischen Arbeitsgruppe und in der Strategiegruppe durchgefallen waren. Ab der kommenden Saison werden die Formel-1-Autos nun mit breiteren und vereinfachten Frontflügeln fahren, um die Boliden beim Hinterherfahren in der sogenannten Dirty-Air, den Luftverwirbelungen am Heck, weniger sensibel zu machen. Die komplizierten Aufbauten an den seitlichen Endplatten des Frontflügels werden verboten.

Carey relativiert: Neue Aero-Regeln kein Heilmittel

Durch die kleinen Abweiser und Kaskaden wird der Luftstrom außen um die Vorderreifen herumgeleitet, damit er weniger die Aerodynamik des Diffusors und des Heckflügels am eigenen Auto stört. Das ist aber besonders kritisch für das hinterherfahrende Auto. Weitere Eckpunkte des Pakets sind ein breiterer Heckflügel mit vereinfachten Endplatten für einen größeren DRS-Effekt und ein Verbot des durch die Vorderachse geführten Luftstroms sowie zweckentfremdeter Bremsbelüftungen. Bis zu 1,5 Sekunden pro Runde langsamer könnten die Boliden dadurch werden, glaubt FIA-Technikchef Nikolas Tombazis.

Er, Liberty-Sportchef Ross Brawn und der frühere Williams-Technikchef Pat Symonds, der mit in der Arbeitsgruppe vertreten war, versprechen sich durch die neuen Aero-Regeln 2019 spannendere Rennen und mehr Überholaction. Widerspruch kommt dagegen jetzt ausgerechnet von Formel-1-Chef Chase Carey. "Überholen ist eindeutig ein Problem, und wir wissen, dass die Schritte, die wir 2019 mit der FIA unternehmen, kein Heilmittel sind, sondern nur ein erster Schritt", relativiert Carey auf der FIA-Sportkonferenz. Und weiter: "Die Veränderungen im Jahr 2021 werden bedeutender sein."

Ziel der Vision 2021: Regelmäßige Underdog-Siege

Müssen Formel-1-Fans also noch zwei weitere Jahre in den sauren Apfel beißen und Grands Prix mit wenigen Überholmanövern sehen? "Wir packen das Thema Aerodynamik im großen Stil an", erklärt der Amerikaner. "Aber wir glauben, dass wir noch mehr Dinge tun müssen, die das Überholen zu einem viel bedeutenderen Teil des Sports machen." Rennen, wie sie in Careys Idealvorstellung aussehen, werde es daher wohl erst mit der großen Reglementsänderung 2021 geben.


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"Gerade stoßen wir erst viele Ideen an, die zu mehr Wettbewerb, mehr Action und mehr Unvorhersehbarem führen werden. Die Fans wollen Überraschungen, sie wollen, dass auch mal Underdogs gewinnen." Dass dies schon im kommenden Jahr aufgrund der weniger komplexen Aerodynamik passieren wird, daran zweifelt der 64-Jährige aber und will auch den Fans keine Illusionen machen. "Es wäre schön, einen Außenseiter zu haben, der die großen drei Teams aufmischt. Wir hatten eines der anderen Teams in Baku auf dem Podium, und hoffentlich werden solche Überraschungen bald öfter kommen", hebt er den dritten Platz von Force-India-Pilot Sergio Perez in Aserbaidschan hervor.

Seine Vision von 2021 beschreibt er deshalb so: "Jetzt gehen wir die Riesenunterschiede bei den Budgets der Teams an, die Unterschiede bei der Einnahmenverteilung - beides führt zu einem Ungleichgewicht auf der Strecke. Außerdem geht es natürlich um die Aerodynamik und neue Regeln für die Antriebe. Es ist dieser Mix, von dem wir glauben, dass er zu spannenderen Rennen führen kann. Wir möchten, dass die Formel 1 auch für neue Teams wieder attraktiv wird - und eine Serie ist, an der jeder mit Begeisterung teilnimmt", so Carey abschließend.

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