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"Keine Visitenkarte": Wie lange gibt Red Bull Yuki Tsunoda noch?
Kaum ein Experte räumt Yuki Tsunoda noch Chancen bei Red Bull für 2026 ein - Warum das Monza-Wochenende laut Laurent Mekies aber nicht repräsentativ war
(Motorsport-Total.com) - "Sie wissen, dass er nicht gut genug ist", sagte Jacques Villeneuve kürzlich über Yuki Tsunodas Standing bei Red Bull. Und das vergangene Wochenende in Monza hat nicht unbedingt dazu beigetragen, dass sich die Meinung von Villeneuve und weiteren Experten geändert hat.

© circuitpics.de
Yuki Tsunoda hat nicht mehr viel Zeit, um sich für einen neuen Vertrag zu empfehlen Zoom Download
Der Japaner wurde beim Großen Preis von Italien 13. und verpasste damit zum achten Mal in den vergangenen neun Rennen die Punkte. "Yuki Tsunoda wurde heute mit einer Ohrfeige nach Hause geschickt", urteilt Timo Glock bei Sky.
"Max Verstappen hätte ihn fast überrundet. Da ging gar nichts, und das ist keine Visitenkarte, die er abgibt für nächstes Jahr, um da irgendwie im Team zu bleiben", so Glock, der sich sogar vorstellen könnte, Tsunoda noch in diesem Jahr aus dem Auto zu nehmen.
Er betont: "Er hätte mit diesem Auto in die Punkte fahren müssen. Das hat er nicht geschafft. Also wo ist das Risiko [bei einem Fahrertausch]?" Fakt ist allerdings, dass Red Bull bereits angekündigt hat, zumindest in diesem Jahr keinen Fahrerwechsel mehr vornehmen zu wollen.
Laurent Mekies erklärte vor dem Monza-Wochenende im Hinblick auf die Fahrerwahl 2026: "Wir haben genug Fahrer im Programm, um mehrere Szenarien für nächstes Jahr abdecken zu können, und wir haben keinen wirklichen Grund, die Entscheidung zu überstürzen."
Heißt: Tsunoda hat noch einige Rennen Zeit, um Argumente für eine Weiterbeschäftigung zu sammeln. Und der Italien-Grand-Prix war für den Japaner laut Teamchef Mekies auch gar nicht so schlecht, wie es von außen betrachtet womöglich den Anschein macht.
Warum Monza laut Mekies ein "gutes Wochenende" war
Das Rennen am Sonntag sei "schwierig zu beurteilen", so Mekies, weil Tsunoda im ersten Stint im Verkehr gesteckt und im zweiten nach einer Berührung mit Liam Lawson einen Schaden am Unterboden gehabt habe. Teamkollege Verstappen hatte dagegen an der Spitze die ganze Zeit freie Fahrt.
Der große Rückstand von fast einer Runde ist daher laut Mekies keinesfalls repräsentativ gewesen. Zudem erinnert der Teamchef daran, dass Red Bull am Wochenende ein Upgrade für den Unterboden einführte, das allerdings nur am Verstappen-Auto war.
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Betrachte man daher nur das Qualifying, so Mekies, sei es sogar ein "gutes Wochenende" für Tsunoda gewesen. "Er lag in Q1 zwei Zehntel hinter Max, und Max war an diesem Wochenende nicht gerade langsam", erinnert der Teamchef.
Tatsächlich trennen die beiden Red-Bull-Fahrer in Q1 sogar nur 0,164 Sekunden, in Q2 waren es 0,293 Sekunden. Erst in Q3 ging wieder eine große Lücke auf, da lag Tsunoda am Ende 0,727 Sekunden hinter seinem Teamkollegen - wofür es aber laut Mekies ebenfalls eine Erklärung gibt.
Denn in Q3 fuhr Tsunoda als erster Fahrer auf der Strecke ohne Windschatten, weshalb der Teamchef erklärt: "Ich denke, man kann durchaus sagen, dass wir bei Yuki wahrscheinlich mehr an seinem Renn- als an seinem Qualifying-Tempo arbeiten müssen."
Tsunoda verweist auf "deutliche Fortschritte"
Und auch der Japaner selbst betont nach dem Monza-Wochenende: "Es ist eine schwierige Situation, aber gleichzeitig denke ich, dass das Qualifying immer besser wird." Denn zumindest schaffte es Tsunoda in den vergangenen vier Rennen zweimal in Q3.
Zuvor hatte er die Top 10 im Qualifying noch sechsmal in Serie verpasst. Er könne daher auch positive Dinge aus Monza mitnehmen, betont er und erklärt: "Bis Q2 lag ich konstant zwei Zehntel hinter Max." Zudem erinnert auch er daran, dass er am Wochenende nicht den neuen Unterboden gehabt habe.
Der Unterschied sei aber "nicht massiv", gesteht Tsunoda auch und erklärt: "Es ist nicht wie der Unterschied, den ich zuvor hatte." Denn nach seinem Crash im Qualifying in Imola war der Japaner viele Rennen lang mit einem älteren Paket als Verstappen unterwegs gewesen.
Inzwischen sind beide Autos wieder mehr oder weniger auf dem gleichen Stand, und Tsunoda betont: "Ich bin zufrieden, dass ich von Rennen zu Rennen deutliche Fortschritte machen kann." Gleichzeitig weiß aber auch er, dass sich das endlich auch in den Ergebnissen zeigen muss.
Denn in der WM ist Red Bull weiterhin ein "Einmannteam". Von den bislang gesammelten 239 Punkten gehen 230 auf das Konto von Verstappen. Selbst wenn Tsunoda nur die Hälfte der Punkte des Niederländers holen würde, wäre Red Bull damit klar WM-Zweiter hinter McLaren.
Die Realität sieht dagegen so aus, dass man hinter Ferrari (280 Punkte) und Mercedes (260) nur WM-Vierter ist. Das wäre für Red Bull die schlechteste Endplatzierung seit 2015, als man mit Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat ebenfalls nur den vierten Rang belegte.
Bei Red-Bull-Aus raus aus der Formel 1?
In der "Verstappen-Ära" seit 2016 wurde Red Bull immer mindestens WM-Dritter. Es ist daher keine große Überraschung, dass die meisten Experten nicht mehr damit rechnen, Tsunoda auch 2026 weiter im Red Bull zu sehen - zumal Isack Hadjar bei den Racing Bulls gleichzeitig starke Leistungen abliefert.
Während Tsunoda die Top 10 in Monza wieder einmal verpasste, fuhr der Racing-Bulls-Rookie nach einem Start aus der Boxengasse noch in die Punkte. Konkret auf seine Zukunft angesprochen, sagt Tsunoda selbst: "Ob es genug ist oder nicht, liegt ganz bei ihnen."
"Ich hole einfach das Maximum aus dem aktuellen Paket heraus, das ich bekommen habe", betont er und antwortet auf die Frage, ob er womöglich inzwischen auch mit anderen Teams gesprochen habe: "Ich konzentriere mich nicht auf diesen Bereich."
"Das ist Aufgabe meines Managements. Ich überlasse das einfach ihnen. Ich konzentriere mich nur auf die Leistung und finde, dass das bisher recht gut funktioniert", so Tsunoda, dem bei einem Red-Bull-Aus das komplette Ende seiner Formel-1-Karriere drohen könnte.
Laurent Mekies betont währenddessen noch einmal, dass sich Red Bull bei der Fahrerwahl noch "etwas mehr Zeit lassen" werde. Doch nach dem Italien-Grand-Prix hat Tsunoda nun wieder ein Rennen weniger, um sich für einen neuen Vertrag zu empfehlen.