• 12. Mai 2022 · 09:50 Uhr

Analyse: Was wirklich los war mit dem Formel-1-Asphalt in Miami

Der Streckenbelag in Miami fand am ersten Formel-1-Wochenende auf dem neuen Kurs nur wenige Fans - Woran das lag und wie Pirelli den Asphalt einschätzt

(Motorsport-Total.com) - Während die Formel-1-Piloten das Layout der neuen Strecke in Miami im Allgemeinen mochten (abgesehen von der Schikane), war der Asphalt der größte Streitpunkt des Wochenendes. Der einzigartige Belag überzeugte nicht viele Fahrer.

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Schon am Freitag mussten einige Stellen auf der Strecke nachgebessert werden Zoom Download

Einige behaupteten, dass das Rennen darunter gelitten habe, weil die Strecke abseits der Ideallinie so schmutzig war, dass sie keine Überholmanöver riskieren konnten. Doch obwohl die Bedingungen alles andere als ideal waren und für das nächste Jahr zweifellos Verbesserungen geplant sind, war das Rennen am Ende doch nicht so schlimm, wie einige Fahrer befürchtet hatten.

Fernando Alonso stellte bei der Fahrerparade sogar fest, wie viel mehr Grip als gedacht auf der Außenseite von Kurve 1 vorhanden, was ihn zu seinem Startmanöver veranlasste. Wenig später konnte dort auch Max Verstappen so spät bremsen, dass er Charles Leclerc überrumpelte und die Führung übernahm.

Mercedes-Chef Toto Wolff war der Meinung, dass die Beschaffenheit des Belags - und sogar einige Reparaturen, die im Laufe des Wochenendes nötig waren - dem Spektakel gutgetan hätten: "In den Bremszonen, zum Beispiel in Kurve 17, sorgte die Strecke für großartiges Racing. In dieser Kurve war es sehr schwierig, zu bremsen."

"Wenn man von der Linie abkam, hat man ein oder zwei Positionen verloren. Es ist klar, dass die Fahrer sagen werden, das ist nicht optimal. Aber für den Rennsport und die Unterhaltung war es eine tolle Sache. Genau so sollte es sein. Alles in allem würde ich sagen, für ein erstes Mal, neun von zehn Punkten."

Ungewöhnlicher Asphalt für die Formel 1

Was vielen auffiel, war die Tatsache, dass andere neue Formel-1-Strecken - wie Dschidda - bei ihren Eröffnungsveranstaltungen eine Oberfläche mit großartigem Grip und ohne Probleme boten. Vergleiche mit Dschidda sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da es sich um ein Nachtrennen handelt, das unter kühleren Bedingungen stattfindet, die automatisch eine viel bessere Bodenhaftung bieten.

Die Streckentemperaturen in Miami gehörten zu den höchsten, die wir je in der Formel 1 gesehen haben, sodass das Gefühl für die Fahrer immer ein anderes sein würde. Es wurde aber die Frage aufgeworfen, warum in Miami nicht die gleichen Materialien wie anderswo für die Konstruktion verwendet wurden.


Fotos: F1: Grand Prix von Miami (USA) 2022


Denn der Belag der Rennstrecke von Miami unterscheidet sich von dem anderer Formel-1-Austragungsorte. Aufgrund der Lage der Strecke gelten strenge staatliche Richtlinien des Florida Department of Transportation (FDOT), die vorschreiben, dass bestimmte Materialien - auch aus der Region - verwendet werden müssen.

Für David Woodward von der auf Formel-1-Strecken spezialisierten Firma R3, die bei der Verlegung in Miami mitwirkte, waren die Auflagen diesmal entsprechend anders.

"Wir mussten örtliche Materialien, Zuschlagstoffe und Asphaltfirmen verwenden, und wir mussten die Anforderungen der örtlichen FDOT und deren Anforderungen an die örtlichen Materialien einhalten", erklärt er. "Es war also eine ziemlich schwierige Aufgabe."

"Wir mussten uns etwas einfallen lassen, das sich vielleicht ein wenig von einer typischen Formel-1-Strecke unterscheidet. Normalerweise hat man eine viel größere Auswahl an Zuschlagstoffen und Asphaltmaterialien, während wir hier auf das FDOT-Material und den lokalen Zuschlagstoff festgelegt waren, sodass es in dieser Hinsicht eine viel größere Herausforderung war", hält Woodward fest.

Pirelli: Gripniveau in Miami war gut, aber ...

Letzten Endes wurde ein Kalksteinzuschlag in Kombination mit einem zu 60 Prozent in den USA abgebauten Granitgemisch aus Georgia verwendet. Normalerweise kommt Kalkstein auf Formel-1-Strecken nicht häufig verwendet, da es zu leicht zerfällt und abschleift - und daher eigentlich keine gute Haftung bietet.

Doch der Kalkstein aus Südflorida hat etwas andere Eigenschaften. Sein hoher Siliziumdioxidgehalt ähnelt einer Textur, die an kleine Glasscherben erinnert. Wenn er zerbricht, wenn die Autos darüber fahren, kommt mehr Siliziumdioxid zum Vorschein, was den Grip erhöht und bessere Haftung gewährleistet.


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Die Theorie war, dass diese einzigartige Kombination funktionieren würde - wobei die Siliziumdioxid-Splitter die normalen Nachteile von Kalkstein ausgleichen. Das erklärt auch, warum Pirellis Analyse der Oberfläche in Miami ergab, dass sie auf der Makroebene sehr glatt, auf der Mikroebene jedoch rau war.

Pirellis Formel-1-Verantwortlicher Mario Isola erklärt dazu: "Was die Zahlen angeht, unterschied sich dieser Asphalt von den anderen, weil die Makrorauheit sehr, sehr gering war, aber die Mikrorauheit war, glaube ich, die höchste in der ganzen Meisterschaft."

"Das Gripniveau war also von Anfang an gut, wobei sich die Strecke natürlich stark weiterentwickelt hat", weiß Isola. Denn die Oberfläche wurde von den Formel-1-Autos immer weiter abgetragen. Und die kleinen Steinfragmente, die sich dabei lösen, müssen natürlich auch irgendwo hin.

So stellte Pirelli im Laufe des Miami-Wochenendes fest, dass die Reifen mit Steinen an die Boxen zurückkamen. "Die Autos lösen einige kleine Steine vom Asphalt ab", bestätigt der Pirelli-Experte, "denn wir haben die Steine auf den Reifen gefunden. Sie sind augenscheinlich neben der Ideallinie zu finden. Und wenn man von der Linie abkommt, verliert man ein wenig Grip."

Wird für 2023 beim Belag nachgebessert?

Mit der Zeit entspannte sich die Situation allerdings. Was am Freitag noch ziemlich extrem war, als sich die ersten Steine lösten, wurde im Verlauf des Wochenendes stark verbessert - vor allem dank des umfangreichen Einsatzes einer Kehrmaschine.

Entscheidend ist nun, wie die Strecke nach dem ersten Grand Prix auf ein Jahr Bewitterung reagieren wird. Wird das Phänomen der kleinen Bruchstücke mit der Zeit verschwinden, wenn die Oberfläche stärker beansprucht wird, sodass sich das Problem von selbst löst? Oder muss der Belag überarbeitet werden?

Diese Fragen zu beantworten, wird Teil der Analyse nach dem Grand Prix von Miami sein. Die Streckenchefs sind sich des Problems jedenfalls bewusst und wollen alles tun, was nötig ist, um sicherzustellen, dass das Rennen 2023 so gut ist, wie es nur sein kann.

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