• 07. Dezember 2020 · 14:52 Uhr

George Russell: Eltern mussten ihn am Telefon trösten

George Russell beschreibt seine Gefühlswelt nach dem harten Ergebnis in Sachir - Doch so ist es ihm lieber, als wenn er mit Glück auf das Podium gefahren wäre

(Motorsport-Total.com) - Von seiner starken Vorstellung konnte sich George Russell gestern nach dem Formel-1-Rennen in Sachir nichts kaufen. Zwar war der Brite für viele der Gewinner des Rennens und konnte auch seine ersten Formel-1-Punkte holen, doch die Enttäuschung über den verlorenen Sieg von Bahrain überwog.

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George Russell musste nach dem gestrigen Rennen aufgebaut werden Zoom Download

Russell hatte das Rennen vom Start weg souverän angeführt, bevor ein falscher Reifenwechsel und später ein Reifenschaden alle Sieghoffnungen zunichtemachten. "Ich konnte nicht glauben, was passiert ist", sagt Russell. "Ich habe mein Herz rausgefahren und hatte alles unter Kontrolle. Dann kam das Safety-Car, was ärgerlich war, aber ich fühlte mich gut."

"Ich war dann angestachelt und war bereit, Sergio zu jagen, um mir meinen Sieg zurückzuholen. Es wäre eng gewesen, aber wir hätten es geschafft. Und dann wurde es uns wieder weggenommen", hadert er. "Aber so ist Rennsport."

Nach dem Rennen erhielt Russell von allen Seiten aufmunternde Worte. Kollegen litten mit ihm mit, und auch von Mercedes gab es entschuldigende Worte und Trost. "Du bist wie ein Champion gefahren", versicherte ihm Motorsportchef Toto Wolff. Den Sieg brachte ihm das aber auch nicht zurück.

"Dad sagte, ich kann stolz auf mich sein"

"Wenn man mir vor dem Wochenende gesagt hätte, dass ich Punkte holen würde, dann hätte ich gesagt, dass es ein fantastisches Wochenende wird. Aber wenn man mir gesagt hätte, dass ich führen würde und dann ... aahhh. Ich weiß nicht. Es tut weh. Es tut echt verdammt weh", sagt Russell.

Nach dem Rennen gingen Bilder um die Welt, wie der Brite erst einmal enttäuscht auf dem Boden lag. Aufmunterung kam aber sogleich von seinen Eltern, mit denen Russell gesprochen hatte. "Ich weiß, dass sie es fühlen konnten", sagt er. "Meine Mum konnte nichts sagen. Ich glaube, sie hat geweint, von daher hat sie meinen Dad ans Telefon gelassen."

"Er sagte: 'Du hast so viel, worauf du stolz sein kannst. Wir sind sehr stolz auf dich, und heute war dein Tag'", erinnert er sich. "Das war schön. Ich glaube, wir können es alle fühlen. Es war fast ein Märchen."

"Muss mit erhobenem Haupt abreisen"

Am Ende kann er aber mit seiner Leistung ganz gut leben. Schlimmer wäre es für ihn, wenn er durch einen persönlichen Fehler etwas versaut hätte - wie beim Abflug in Imola etwa. "Ich muss mit erhobenem Haupt abreisen - unabhängig des Ergebnisses", sagt der Brite. "Ich hätte auch fernab der Pace sein können und mit Glück zu einem Podest kommen können."


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"Dann wäre ich aber nicht so zufrieden gewesen, wie ich jetzt bin. Denn es war ein tolles Wochenende. Wir haben alles gegeben", so Russell. "Ich weiß, dass ich mit mehr Rennen in diesem Auto nur stärker werde. Ich war auf einem guten Niveau. Ich werde morgen zwar noch enttäuscht aufwachen, aber ich werde versuchen, bis dahin ein erhobenes Haupt zu haben."

Ob er in Abu Dhabi in dieser Woche noch eine Chance bekommen wird, hängt vom Gesundheitszustand von Lewis Hamilton ab. "Ich würde natürlich gerne noch eine Chance bekommen", sagt Russell, "aber das Wichtigste ist seine Gesundheit. Ich denke, ich könnte auf dem Momentum aufbauen und in der kommenden Woche etwas liefern."

"Zu schön, um wahr zu sein ..."

Sollte er aber wieder zurück zu Williams müssen, wäre das auch okay für ihn. Auch dort hätte er viel Spaß und könnte Genugtuung aus einer guten Leistung ziehen. "Abgesehen davon, dass man immer gewinnen möchte, möchte man einfach das bestmögliche Ergebnis holen", meint er.

"In meinen 18 Monaten bei Williams hatten wir einige fantastische Rennen, bei denen wir Zwölfter oder 14. geworden sind. Aber für uns ist das fast ein Sieg", sagt er. "Oder wir sind in Q2 gekommen, was für uns die Pole-Position ist. Das Gefühl, das ich bei dieser Performance bekomme, ist trotzdem enorm."

"Aber Gewinnen ist am Ende noch einmal ein anderes Level", so der Brite. Während des Rennens habe er natürlich daran gedacht, wollte sich aber auf die Arbeit fokussieren. "Gegen Rennmitte, als ich acht Sekunden Vorsprung auf Valtteri gehabt habe, dachte ich: 'Das ist zu schön, um wahr zu sein.' Und am Ende war es auch zu schön, um wahr zu sein ..."

Russell hofft auf weitere Chancen

Dennoch hat Russell das Wochenende an der Spitze genossen. "Ich bin Racer, und darum geht es beim Rennsport: Kämpfe, Rad-an-Rad-Duelle - das liebe ich! Und wenn es dabei um den Sieg geht, dann ist die Aufregung gleich dreimal so hoch. Es war einfach so ein Nervenkitzel!"


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"Ich bin respektvoll, was meine Situation angeht - und Williams sehr dankbar, weil sie mir diese Möglichkeit nicht geben mussten. Wir versuchen immer noch Rang neun bei den Konstrukteuren zu holen, und mit Stolz treibe ich das Team an", so Russell. "Sollten wir bei meiner Rückkehr irgendwie einen Punkt holen, dann wäre das enorm für uns."

"Ich hoffe, dass ich noch eine lange Karriere vor mir haben werde und noch einmal diese Möglichkeiten bekommen werde." Nach dem gestrigen Rennen zweifeln daran aber wohl nur die wenigsten.

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