George Russells neuer Mercedes-Deal: Warum sein Vertrag Fragen aufwirft
Mercedes bleibt bei der Laufzeit von George Russells neuem Formel-1-Vertrag vage: Das sorgt für neue Fragen - und neue Spannung
(Motorsport-Total.com) - Wenn George Russell und Mercedes es leid sind, dass seine Vertragssituation ein ständiges Gesprächsthema ist, dann hat die Bekanntgabe seiner Verlängerung in dieser Woche nur eines bewirkt: Dass genau das so bleibt.
"Ich bin wirklich glücklich, weiterzumachen", sagte George Russell bei seinem ersten Auftritt, nachdem Mercedes seine Vertragsverlängerung öffentlich gemacht hatte.
"Die Wahrheit ist: Wenn für das nächste Jahr jedes einzelne Cockpit frei wäre und ich mir jedes Team aussuchen könnte, bei dem ich fahren möchte, glaube ich, dass Mercedes meine beste Chance ist, im nächsten Jahr die Meisterschaft zu gewinnen."
Perfekt auf Linie. Und doch klang es so, als sei die Formulierung wohlüberlegt - fast einstudiert, so als hätte er sie vorher vor dem Spiegel geübt.
Vage Formulierungen, klare Folgen
Da die Natur bekanntlich kein Vakuum duldet, hat die fehlende Präzision, mit der Mercedes die Laufzeit der neuen Verträge von Russell und Kimi Antonelli beschrieben hat, die erwartbaren Folgen gehabt.
Das Team wollte offenbar die ständigen Spekulationen über seine Fahrerpaarung beenden. Doch anstatt für Ruhe zu sorgen, hat es mit der vagen Aussage, beide Fahrer würden "bis 2026 Teil des Teams bleiben", das Gegenteil erreicht.
Da hängt sie also - wie die verbotene Frucht - die Versuchung, genauer hinzusehen: Wie lange laufen die Verträge wirklich? Nicht einmal die übliche Formulierung "mehrjährig" wurde verwendet, die oft auf ein "1+1"-Modell (ein Jahr plus Option) hinweist.
Es gilt als wahrscheinlich, dass Antonelli weiterhin jährlich verlängert - vernünftig, da er sich noch in der Entwicklungsphase befindet -, während Russell tatsächlich einen "1+1"-Vertrag unterschrieben hat.
Damit befand sich Mercedes beim Kommunizieren der Verlängerungen in einer klassischen Zwickmühle: Wird man zu konkret, lenkt man den Fokus genau darauf; bleibt man vage, wird das Schweigen selbst zum Thema.
Wenn der Chef auch Teil des Managements ist
Beide Mercedes-Piloten befinden sich zudem in einer besonderen Situation: Teamchef Toto Wolff ist in ihre Management-Strukturen eingebunden. Das schränkt ihre Verhandlungsspielräume deutlich ein. Das macht Mercedes zwar nicht gleich zum "Hotel California" (wie Pierre Gasly einst Red Bull erfolgreich entkam), aber es erschwert ein mögliches Teamwechsel-Szenario - oder die bloße Drohung damit - erheblich.
Das schwang mit, als Russell sagte: "Für mich geht es mehr ums Gewinnen als ums Geld oder um Sponsorentermine oder Ähnliches. Ich will gewinnen, und dafür kämpfe ich."
Bloß nicht wie Leclerc enden
Russell ist inzwischen 27 Jahre alt. Noch weit entfernt vom Karriereende, aber im nächsten Jahr wird er 28 sein. Als er mit 23 von Williams zu Mercedes wechselte, tat er das in der festen Erwartung, um WM-Titel kämpfen zu können. Er möchte nicht wie Charles Leclerc eines Tages auf seinen 30. Geburtstag zusteuern, ohne einen Titel zu haben.
Leclerc hat zweifellos seine besten Jahre einem Ferrari-Team gewidmet, das ihm bislang kein Auto liefern konnte, das seinem Talent gerecht wird. Und der George Russell, der vor zwei Jahren in Singapur in die Mauer krachte, ist heute nicht mehr derselbe Fahrer - er agiert längst auf Leclercs Niveau.
2026 ist alles offen
Damit steht eine ganze Generation von Fahrern vor einem Dilemma: Sie sind schnell, erfahren und auf Topniveau - aber keiner weiß, welches Team mit den völlig neuen technischen Regeln 2026 wirklich ins Schwarze treffen wird. Das Zusammenspiel aus neuem Chassis, neuen Aerodynamikkonzepten, überarbeiteten Hybridantrieben mit stark veränderter Energienutzung und neuen Reifen ist in der modernen Formel 1 beispiellos.
Viele Stellschrauben werden gleichzeitig bewegt - das Ergebnis ist unvorhersehbar.
In genau diesem Kontext muss man Russells sorgfältig gewählte Worte verstehen. Wenn er von Leistung spricht, ist das auch eine indirekte Aufforderung an Mercedes, 2026 endlich wieder ein siegfähiges Auto zu bauen.
"Am Ende kommt es immer auf die Performance an", sagte er. "Ich glaube, für jeden Fahrer - oder zumindest für mich - ist das, was mir nachts Ruhe gibt, zu wissen, dass meine Leistungen stark sind. Das ist es, was dich in diesem Sport hält."
"Mein Ziel ist, langfristig mit Mercedes weiterzumachen, und unser Fokus liegt jetzt darauf, 2026 wieder Rennen zu gewinnen."