Ex-Teamkollege verrät: Darum stand Hülkenberg einst im Schatten von Perez
Nico Hülkenberg ist endlich auf dem Podium der Formel 1 angekommen: Hätte es Sergio Perez nicht gegeben, wäre das aber vielleicht schon viel früher passiert ...
(Motorsport-Total.com) - Die Geschichte ist hinlänglich bekannt, doch im Nachgang des ersten Podiums von Nico Hülkenberg in der Formel 1 wurde sie in den vergangenen Tagen hier und da medial nochmal aufgewärmt: 2020 stand der Deutsche auch bei Red Bull auf dem Zettel für das zweite Cockpit neben Max Verstappen...

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Lieferten sich viele Duelle auf und neben der Strecke: Perez und Hülkenberg Zoom Download
"Das war, bevor wir Checo Perez genommen haben", bestätigt auch Red-Bull-Berater Helmut Marko nach Silverstone im Gespräch mit oe24: "Im Nachhinein ist man immer gscheiter. Checo hat damals gewonnen, Hülkenberg hat zu der Zeit Rennen weggeschmissen", erklärt der Österreicher etwa in Anspielung auf Hülkenbergs Aus bei seinem Heim-Grand-Prix in Hockenheim 2019.
Über das späte Glück des Deutschen freut sich Marko aber dennoch, sagt: "Jetzt ist er besser. Je älter er wird, desto weniger Fehler macht er. Deswegen hat er auch einen guten Vertrag bei Audi." Den guten Vertrag bei Top-Team Red Bull aber, den schnappte sich damals im Kampf um das Cockpit Widersacher Perez, der nach seinem Premierensieg für Racing Point 2020 in Bahrain immerhin fünf Siege für die Truppe aus Milton Keynes feierte und 2023 einmal Vizeweltmeister wurde.
Nico Hülkenberg vs. Sergio Perez: Duell über Jahre
Zwischen Hülkenberg und Perez war es damals beileibe nicht das erste Duell, waren die beiden von 2014 bis 2016 doch auch drei Jahre lang Teamkollegen bei Force India - mit dem leicht besseren Ausgang für den Mexikaner, der sich in der gemeinsamen Zeit mit 238 zu 226 WM-Punkten durchsetzen und im Endklassement zweimal vor Hülkenberg landen konnte.
Geht es jedoch nach einem anderen Ex-Teamkollegen des Deutschen, hatte Hülkenberg dabei durchaus etwas Pech, denn das Timing seiner gemeinsamen Zeit mit Perez habe ihm nicht gerade in die Karten gespielt - findet zumindest Jolyon Palmer, der in Bezug auf Hülkenberg glaubt: "Wirklich konkurrenzfähiges Material für Podiumsplätze stand ihm nie zur Verfügung."
Mit jedoch einer Ausnahme: "Ich denke, das konkurrenzfähigste Auto, das Nico jemals gefahren ist, war wahrscheinlich der Force India zu Beginn der Hybrid-Ära, also zwischen 2014 und 2016. In diesem Wagen schaffte es sein Teamkollege Sergio Perez viermal aufs Podium, Nico hingegen blieb dies verwehrt - obwohl die beiden über ihre gemeinsame Zeit hinweg durchaus ebenbürtig waren", schreibt der Brite in einem Gastbeitrag für die offizielle Formel-1-Webseite.
Palmer analysiert: "Passte nicht wirklich zu Nicos Fahrstil"
Palmer weiter: "Ich glaube allerdings, dass diese Fahrzeuggeneration nicht wirklich zu Nicos Fahrstil passte. Er kam 2017 zu mir ins Renault-Team - just im Jahr eines umfassenden Reglementswechsels, mit Fahrzeugen, die in ihrer Performance und beim Abtrieb eher dem entsprechen, was wir heute kennen. Und ich denke, das lag Nico deutlich besser, weil es seinem natürlichen Fahrstil mehr entgegenkam."
Der Brite, der es 2016 und 2017 auf 35 Grand-Prix-Starts brachte und in dieser Zeit in Malaysia und Singapur zweimal in die Punkte fuhr, gibt zu bedenken: "Die schmaleren Autos mit reduziertem Abtrieb zwischen 2014 und 2016 waren vielmehr auf ein Anbremsen und Herausbeschleunigen ausgelegt." Manche Piloten, wie etwa Spätbremser Daniel Ricciardo oder Mercedes-Speerspitze Lewis Hamilton, konnten das zu ihrem Vorteil nutzen.
Im Umkehrschluss hatten die damaligen Boliden laut Palmer jedoch andere Limitierungen: "Man konnte keine besonders hohe Kurvengeschwindigkeit mitnehmen, weil die Autos einfach nicht so auf der Straße klebten wie ihre Vorgänger oder Nachfolger. Sie waren übermotorisiert und hatten zu wenig Abtrieb - das bedeutete, man musste extrem vorsichtig sein beim Herausbeschleunigen und beim Bremsen in gerader Linie."
V-förmig gegen U-förmig: Vorteil Perez
Palmer analysiert: "Gefragt war ein deutlich V-förmigerer Fahrstil - und genau hier konnte Checo Perez mit seiner Fähigkeit, die Hinterreifen besonders gut zu schonen, glänzen." Nicht so Hülkenberg: "Nico ist hingegen ein Fahrer mit einem herausragenden Gespür für Grip und fährt auf natürliche Weise einen deutlich runderen, U-förmigeren Kurvenstil", erklärt der Ex-Teamkollege des Deutschen.
"Er ist vielleicht nicht der absolute Spätbremser, aber die Geschwindigkeit, die er durch eine Kurve mitnehmen kann, ist enorm - und genau das wurde mit dem neuen Reglement, das mehr Abtrieb brachte, deutlich stärker belohnt. Das musste ich 2017 selbst zu meinem Leidwesen erfahren", räumt Palmer ein, der damals beim französischen Werksteam noch vor Ende der Saison durch Carlos Sainz ersetzt wurde.