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Deshalb hat Verstappen (noch) nicht im Racing Bulls getestet
Max Verstappen fährt den schwierigen RB21, während der Racing Bulls als fahrerfreundlich gilt: Warum ein Test im Schwesterauto hochsensibel wäre
(Motorsport-Total.com) - Racing Bulls hat sein Formel-1-Auto bewusst fahrbar gemacht, damit ausdrücklich sowohl ein Rookie, aber auch ein Spitzenfahrer damit umgehen kann. Warum aber lässt Red Bull dann nicht einfach Max Verstappen den Racing Bulls VCARB 02 fahren - zum Beispiel an einem Filmtag?
Denn ein wiederkehrendes Muster der ersten Formel-1-Saisonhälfte 2025 ist: Verstappens Red Bull RB21 hat ein sehr schmales Einsatzfenster und ist sehr schwierig zu fahren. Der VCARB 02 dagegen erweist sich als deutlich gutmütiger. Die Folgen: Der zweite Red-Bull-Fahrer tut sich schwer, aber Isack Hadjar brilliert im Racing Bulls schon in seiner Debütsaison.
Auch der umgekehrte Trend war schon zu beobachten: Yuki Tsunoda begann das Jahr stark bei Racing Bulls, doch bei Red Bull kämpft er mit den gleichen Problemen wie frühere Verstappen-Teamkollegen. Und Liam Lawson fand nach seinem Red-Bull-Rauswurf bei Racing Bulls zurück zu seiner Form - und beendete das Rennen in Ungarn sogar vor Verstappen.
Wie Racing Bulls bewusst ein gutmütigeres Auto entwickelte
Das sagt einiges über den Druck in beiden Teams und die Herausforderung, Verstappens Teamkollege zu sein. Es sagt aber auch viel aus über die Autos.
Laut dem neuen Teamchef Alan Permane hat Racing Bulls den VCARB 02 gezielt fahrerfreundlich entwickelt. "Aber bis man anfängt zu fahren, ist es schwer einzuschätzen. Während des Bahrain-Tests waren wir uns nicht ganz sicher. Als wir zu den ersten Rennen kamen, haben wir gemerkt, was wir da geschaffen hatten - und das hat den Rest der Entwicklung beeinflusst", erklärt er.
Das Fahrverhalten des Autos kommt einem Formel-1-Neuling wie Hadjar entgegen, doch das war "nicht der Hauptfokus" von Racing Bulls, sagt Permane: "Zweifelsohne hilft es einem Rookie. Doch der VCARB 02 ist vermutlich ein Auto, mit dem auch ein Spitzenfahrer zurechtkäme und die Leistung abrufen könnte."
Was, wenn man einen Spitzenfahrer testen ließe?
Permanes Verweis auf einen "Spitzenfahrer" lässt eine Frage unvermeidlich erscheinen: Warum hat Verstappen den VCARB 02 eigentlich noch nicht getestet?
Während eines Rennwochenendes wäre das kompliziert, doch theoretisch könnte es an einem Filmtag funktionieren. Denn jedes Team hat zwei solcher Filmtage pro Jahr, mit einer Distanz von je 200 Kilometern auf speziellen Demoreifen.
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Verstappen für einen Tag in den Racing Bulls zu setzen, könnte in mehrfacher Hinsicht nützlich sein: Racing Bulls bekäme einen Maßstab für das Potenzial des Autos, könnte Hadjars Leistungen besser einordnen. Verstappens technisches Feedback könnte dem Schwesterteam helfen. Vor allem aber könnten Verstappen und Red Bull die Unterschiede zwischen beiden Autos klar erkennen.
Wie sehr Verstappen das Racing-Bulls-Auto fahren will
Als man ihn in Ungarn fragte, ob er je in Versuchung gewesen sei, den Racing Bulls zu fahren, lachte Verstappen. Dann sagte er: "Sprechen wir lieber nicht darüber."
Quellen im Red-Bull-Team deuten an, dass ein Grund die politische Sensibilität gegenüber den Rivalen sein könnte. Andere Teams nehmen die Team-Dynamik im Red-Bull-Konzern bereits unter die Lupe, und die der Weltverband (FIA) plant, die Betriebsregeln (Abschnitt F) für 2026 zu verschärfen, um solche teamübergreifende Beziehungen klarer zu definieren.
Das bedeutet: Verstappen im Auto des Schwesterteams wäre theoretisch möglich, würde aber im Fahrerlager vermutlich für Aufsehen sorgen.
Was die Konkurrenz dazu sagt
McLaren-Teamchef Andrea Stella sprach das Thema während der Pressekonferenz der Teamverantwortlichen in Budapest an und betonte die Notwendigkeit einer strengen Aufsicht: "McLaren hat in der Vergangenheit die Frage der Teamunabhängigkeit aufgeworfen. Wir müssen diese Frage diskutieren, um den Sport auf eine sehr solide, faire Basis zu stellen."
"Jedes vollständig unabhängige Team muss vor den Vorteilen geschützt werden, die sich aus einer gegenseitigen Abhängigkeit ergeben können", sagte Stella.
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"Im Moment vertrauen wir darauf, dass die bestehenden Regeln bereits ein wirksames Mittel sind, um mögliche Risiken zu mindern - wie etwa den Wechsel von einem Team ins andere von einem Tag auf den nächsten. Aber es braucht weitere konstruktive Gespräche."
Aus dieser Perspektive könnte es für den Red-Bull-Konzern die sicherste Option sein, selbst den Anschein einer Unregelmäßigkeit zu vermeiden - auch wenn es theoretisch möglich wäre, Verstappen in den Racing Bulls zu setzen.
Ist der Zug eigentlich schon abgefahren?
Wahrscheinlich ist es aber schon (zu) spät, um echten Nutzen aus einem solchen Test zu ziehen. Laut Red-Bull-Teamchef Laurent Mekies sind die beiden Autos zu unterschiedlich, um Feedback direkt auf den RB21 zu übertragen - und er spricht aus Erfahrung.
Hinzu kommt: Die Teams konzentrieren sich bereits überwiegend auf 2026. Aktuelle Updates sind schon lange in Planung und es wird (fast) nichts Neues mehr für die 2025er-Autos entwickelt.
Selbst wenn Verstappen aus einem Filmtag nützliche Erkenntnisse gewinnen könnte, würden Budgetobergrenze, Windkanalbeschränkungen und die bevorstehenden 2026er-Regeln es praktisch unmöglich machen, diese noch in die Entwicklung des diesjährigen Autos einfließen zu lassen.