• 28. Juli 2022 · 18:23 Uhr

Sebastian Vettel: Welche Rolle Umwelt und Frau Hanna beim Rücktritt spielen

Sebastian Vettel hat sich nicht spontan zum Rücktritt entschlossen, sondern sich schon lange Fragen gestellt - Frau Hanna ließ ihm die Entscheidung offen

(Motorsport-Total.com) - Noch vor einer Woche sagte Sebastian Vettel auf der Pressekonferenz in Frankreich, dass es zwischen ihm und dem Aston-Martin-Team "eine klare Absicht" gebe, weiterzumachen. Nur sieben Tage später hat der viermalige Weltmeister seinen offiziellen Rücktritt aus der Formel 1 zum Saisonende verkündet.

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Sebastian Vettel erklärt seine Gründe für den Rücktritt aus der Formel 1 Zoom Download

Eine spontane Meinungsänderung und ein kurzfristiger Entschluss sei das aber nicht gewesen. Stattdessen sei die Entscheidung schon über einige Jahre in ihm gereift, wie er sagt.

"Die endgültige Entscheidung wurde gestern getroffen, indem ich dem Team mitgeteilt habe, dass ich aufhören werde und nicht weitermache. Aber ich habe mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht, die dazu geführt haben", erklärt Vettel.

Ein Grund neben der Familie war für ihn, wie viel Hingabe von seiner Seite aus in den Sport fließen, nur um dann weit hinten mitzufahren. "Ich ziehe nicht viel Freude und Motivation daraus, einfach nur dabei zu sein", sagt Vettel. Daher sei es jetzt "die richtige Zeit, andere Dinge zu machen".

Zu viel Hingabe für hintere Plätze

Der Deutsche war mit dem klaren Ziel zu Aston Martin gekommen, an der Spitze mitzufahren. Schon das Jahr 2021 war für den Rennstall eine Enttäuschung, nachdem man mit der Mercedes-Kopie ein Jahr zuvor eine starke Performance hatte. Dass man aber nach der Reglementänderung zur aktuellen Saison noch weiter hinten ist, dürfte Vettels Entschluss beschleunigt haben.

Zwar will Aston Martin immer noch an der Spitze, allerdings dürfte Vettel gemerkt haben, dass der Weg dahin doch länger wird als gedacht - und so viel Zeit will er sich nicht nehmen. "Unser Paket war nicht so stark, wie wir es gerne gehabt hätten", sagt er. Trotzdem glaubt er daran, dass der Rennstall in naher Zukunft weiter nach vorne kommen kann.

"Was den Einsatz, den Teamgeist und die Qualität angeht, so denke ich, dass alle Zutaten stimmen. Und ich sehe, dass die Mannschaft im nächsten Jahr und in den darauffolgenden Jahren Fortschritte machen wird", betont Vettel.

Familie statt Rennsport

Doch er sagt eben auch, dass er sich all dem nicht mehr aussetzen würde. Denn die notwendige Hingabe bedeutet für ihn eben auch, dass er viel Zeit mit anderen Gedanken verschwendet als an seine Frau und seine Kinder. Und es bedeutet eben auch viel Zeit weg von zuhause.

"Ich habe jetzt andere Interessen und Ansichten und kann diese Stimmen nicht ignorieren", sagt er. "Die Fragen sind größer und größter geworden und kamen irgendwann an einen Punkt, an dem ich die Entscheidung getroffen habe."


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Vettel betont auch, dass es natürlich keine Schwarz-Weiß-Entscheidung gewesen sei: "Es ist nicht so, dass ich den Rennsport jetzt hasse. Ich liebe den Rennsport noch immer. Aber die Mehrheit hat mich eben in eine andere Richtung gezogen."

Und: "Ich mache nicht Platz, denn es ist meine eigene Entscheidung."

Ein wichtiger Entscheidungsfaktor sei dabei auch seine Frau Hanna gewesen, mit der er oft über dieses Thema gesprochen habe. "Sie hat mich vermutlich am meisten darin unterstützt weiterzumachen, hat aber auch gesagt, dass es am Ende meine Entscheidung ist", so Vettel.

Umweltfragen "definitiv" ein Faktor

Ein großes Thema war aber auch die Formel 1 und Vettels Engagement für Themen wie Umwelt und Politik. Er selbst hatte in einer Talkrunde im britischen Fernsehen zugegeben, dass er in dieser Hinsicht ein "Heuchler" sei, weil er sich zwar für Umweltschutz einsetzt, gleichzeitig aber tausende Kilometer um die Welt jettet, um dort Auto zu fahren.


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"Ja, das ist einer der Faktoren, die definitiv eine Rolle gespielt haben", gibt er zu. "Ich kann keine Prozentzahl nennen, das wäre wohl albern. Aber wenn ich sehe, wie sich die Welt verändert und wie die Zukunft aussieht, [...] dann verstehe ich, dass ein Teil meiner Leidenschaft, meines Jobs, mit Dingen zu tun hat, von denen ich kein Fan bin", so Vettel.

Und dazu gehören eben das Reisen um die Welt, Autorennen fahren und das Verbrauchen von Ressourcen. "Ich glaube, wenn man diese Dinge erst einmal gesehen hat und sich dessen bewusst ist, dann kann man sie nicht mehr ignorieren. Es ist nicht der Hauptfaktor. Wie ich schon sagte, ist es eine Kombination aus vielen Dingen, aber es ist auch ein Teil der Triebfeder für die Entscheidung."

Kein Motivationsproblem für letzte zehn Rennen

Trotzdem ist Vettel weiter ein Fan der Formel 1 und hat ihr auch viel zu verdanken: "Ich denke, ich habe unglaubliches Glück, dass ich etwas gefunden habe, das mir in meinem Leben so viel bedeutet, das mir so viel Freude bereitet", so Vettel, "eine Plattform, um Freunde zu finden und alle möglichen Leute zu treffen, die Welt zu bereisen und Dinge zu sehen und meinen Horizont zu erweitern."


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Zehn Rennen bleiben dem viermaligen Weltmeister in seiner Karriere noch, die er vermutlich damit verbringen wird, um kleine Punkte zu kämpfen. Trotz des feststehenden Karriereendes sieht er für den Rest der Saison kein Motivationsproblem - im Gegenteil.

"Ich habe das Gefühl, dass mir diese Entscheidung schon so lange im Kopf herumgeht und mich so viel Energie gekostet hat, um ehrlich zu sein, und mich vielleicht sogar manchmal ein wenig abgelenkt hat, dass ich ziemlich erleichtert bin und mich auf die nächsten Rennen freue", sagt er.

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