Russell gegen Reverse-Grid-Rennen: "Würde wie ein Idiot aussehen!"
George Russell ist kein Freund von Reverse-Grid-Rennen, obwohl er im Williams der große Profiteur wäre: Doch genau das stört den Briten an dieser Idee
(Motorsport-Total.com) - Eigentlich sollte man meinen, dass George Russell in seinem Williams die Idee von Reverse-Grid-Rennen in der Formel 1 gut finden sollte. Denn im langsamsten Fahrzeug würde er vermutlich ganz vorne starten und hätte die Aussicht auf ein gutes Ergebnis. "Aber eigentlich ist das Gegenteil der Fall", sagt der Engländer.
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George Russell würde sich bei Reverse-Grid-Rennen lächerlich vorkommen Zoom Download
Update 10. September, 17:15 Uhr: Nach dem turbulenten Monza-Rennen ist das Thema plötzlich wieder en vogue in der Formel 1. Die Meinung des hoffnungsvollen britischen Talents hat sich jedoch nicht geändert.
"Ich bin weiter dagegen", so der Williams-Pilot am Donnerstag im Vorfeld des Großen Preises der Toskana in Mugello. "Wir haben faktisch eines der langsamsten Autos im Feld. Die würden uns lebendig verspeisen."
Zwar würde er alles geben und sich wehren, wo es geht. Aber letztlich würde es nichts bringen: "Wir würden ziemlich dumm aussehen, weil wir gegen Fahrer in viel besseren Autos kämpfen würden. Die können zehn Meter später bremsen und einen von richtig weit hinten überfallen."
Ob sich seine Meinung ändern würde, wenn er in einem schnelleren Auto säße? Schließlich ist er immer noch Mercedes-Protege: "Dann würde ich das schon gerne wollen, weil wir dann wie Superhelden aussehen würden. Wir würden sie von weit hinten überholen."
Letztlich bleiben jedoch "gemischte Gefühle. Natürlich würden wir ein paar Punkte holen oder früher oder später auch mal ein richtig gutes Resultat. Aber für unser Image, nicht nur das Nicholas [Latifi] und mir, sondern auch den Jungs von Haas und Alfa [Romeo] wäre es einfach unmöglich, gegen so viel schnellere Autos zu kämpfen. Das ist mein Standpunkt."
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Würde er wie Lewis Hamilton im schnellsten Auto des Feldes sitzen, dann würde er die Rennen mit umgedrehter Startaufstellung wollen. "Denn dann würde ich wie ein Held aussehen, der einfach durchs Feld pflügt." Im langsamsten Auto würde er hingegen an der Spitze die vielzitierte "sitting duck" sein - die lahme Ente. "Ich wäre gezwungen, wie ein Idiot auszusehen", winkt er ab.
Daher ist Russell froh, dass sich der Vorschlag für die Saison 2020 nicht durchsetzen konnte. Zwar hätte er in dieser Saison durchaus gerne ein paar alternative Ideen gesehen, um das Format aufzufrischen, an Reverse-Grid-Rennen konnte er sich jedoch noch nie erfreuen: "Das ist zu sehr ein Gimmick", sagt der Williams-Pilot.
In der Formel 2 und Formel 3 kommen Reverse-Grid-Rennen zum Einsatz, wenn die besten acht - respektive zehn - Fahrer des ersten Laufes in umgekehrter Reihenfolge starten. Da sieht Russell den Sinn noch, weil es für die Youngster in gleichem Material eine zweite Chance ist, um sich zu beweisen. Ein Freund ist er davon dennoch nicht.
"Ich finde es unfair, wenn ein Fahrer drei Rennen in der Saison gewinnt, es aber drei Sprintrennen waren, nur weil es glücklich für ihn ausgegangen ist", sagt er. "Man wird Siebter oder Achter und startet dann in Monaco ganz vorne und gewinnt, was dann natürlich lange im Gedächtnis bleibt. Ein anderer Fahrer, der vielleicht Zweiter oder Dritter geworden ist, hat es mehr verdient, bekommt diese Freude aber nicht."