• 17. Juni 2017 · 13:37 Uhr

Felipe Massa: Bernie ein Genie, Formel 1 aber nicht Coca-Cola

Der Williams-Pilot ist voller Lob für die neuen Macher von Liberty Media, sieht sie aber auch vor gewaltigen Aufgaben - Königsklasse braucht dringend ein modernes Image

(Motorsport-Total.com) - Ein Hollywood-Schauspieler, der bei der Podiumszeremonie Champagner aus einem Schuh schlürft, ein Pilot, der nach seinem Ausscheiden zu den Fans auf die Tribüne geht oder ein Ferrari-Star, der in der Garage einen weinenden Jungen tröstet: Die Formel 1 2017 ist mehr als reine Action auf der Rennstrecke. Emotionen, Fannähe, eine neue Offenheit - all das präsentiert die Königsklasse unter ihren neuen Serienverantwortlichen von Liberty Media. Die Macher haben Wort gehalten und versuchen durch zahlreiche Neuerungen, frischen Wind in den Sport zu bekommen, dem zuletzt immer mehr Zuschauer davonliefen.

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Felipe Massa glaubt, dass Bernie Ecclestone die Welt nicht mehr versteht Zoom Download

Sichtbar wird das Bemühen in Aktionen wie dem wiederbelebten Ruder-Rennen der Teams in Montreal oder dem Fan-Festival zum Europa-Auftakt in Barcelona mit Bier-Bar, Verlosungen und Seilrutsche übers Fahrerlager. Auch den Piloten gefällt es, dass sich die "neue" Formel 1 nicht mehr im Paddock verschanzt, sondern sich offen um mehr Fans bemüht. "Barcelona war doch schon ein tolles Beispiel, wie sich die Dinge allmählich verbessern", zieht etwa William-Routinier Felipe Massa zufrieden eine erste Bilanz nach wenigen Monaten unter der Ägide von Liberty.

Der 36-Jährige verbrachte seit seinem Einstieg im Jahr 2002 seine komplette Formel-1-Karriere unter der Herrschaft von Bernie Ecclestone. Noch bevor klar war, dass der Königsklassen-Zampano stürzt, hatte der Brasilianer seine Laufbahn zum Ende der vergangenen Saison eigentlich schon beendet. Im Zuge der Fahrer-Rochade nach Nico Rosbergs Rücktritt zog es ihn dann allerdings doch zum Williams-Team zurück, wo er aktuell so etwas wie seinen dritten Frühling erlebt.

Massa: Bernie versteht Social Media nicht mehr

Nicht nur, dass er seit langer Zeit einen Teamkollegen, Rookie Lance Stroll, vollkommen im Griff hat. Massa bekommt auch hautnah mit, wie die Formel 1 mit neuem Reglement, neuen Autos und neuen Besitzern in ein moderneres Zeitalter aufbricht. "Ich halte Bernie wirklich für ein Genie. Er hat so viel für uns getan seit den Anfängen", will er gegen Ecclestone zwar nicht nachtreten, sagt aber: "Die Welt hat sich verändert. Selbst wenn man ein Genie wie Bernie ist, kann man die Welt, in der wir heute leben, mit 85 Jahren nicht mehr verstehen."


Fotostrecke: F1 Backstage: Montreal

Und so stößt er ins selbe Horn wie Weltmeister Rosberg, der die Demission des inzwischen 86-Jährigen ebenfalls als überfällig empfand. "Man muss sich doch in eine Richtung entwickeln, die jünger und moderner ist. Es geht darum, professioneller zu werden in Dingen, die man selbst vielleicht nicht richtig versteht", sagt Massa. Unverhohlen spricht er damit auf die Social-Media-Aktivitäten an, die unter Ecclestone ein Schattendasein fristeten und von Liberty nun verstärkt gefördert und eingefordert werden.

Während es der Brite nicht für nötig hielt, junge und neue Fans dort abzuholen, wo man sie heutzutage am ehesten antrifft, setzen die amerikanischen Macher voll auf Facebook, Twitter und Co. Die Aufgaben, die auf sie warten, seien laut Massa riesig - zu viel sei in den vergangenen Jahren versäumt worden. "Die Formel 1 muss vieles besser machen. Wenn du den Coca-Cola-Konzern kaufst, musst du nicht viel tun. Aber wenn du dir die Formel 1 sicherst, dann warten große Aufgaben auf dich", ist der Vizeweltmeister von 2008 der Ansicht, dass die Marke Königsklasse dringend ein neues Image braucht.

Dialog mit den Fahrern: Liberty sucht Unterstützung

Mit den US-Amerikaner seien dafür nun die richtigen Leute am Werk. "Es geht darum, die Show für die Fans zu verbessern. Manchmal schaue ich mir in den USA ein Basketballspiel an. Erstaunlich, was die da alles auf die Beine stellen. Das müssen wir hier auch hinbekommen", fordert der Williams-Pilot und bietet dafür seine Unterstützung an. "Wir alle wollen gerne helfen. Denn nichts ändert sich von selbst, es ändert sich durch die Leute, die mit im Boot sitzen."

Was Massa besonders an den Liberty-Verantwortlichen gefällt: Sie seien offen für den Dialog mit den Fahrern und für neue Vorschläge. "Ja, sie versuchen mit den Leuten zu reden und ihre Meinung zu hören. Wir hatten in dieser Saison schon drei Meetings mit ihnen. Reden, zuhören - all das gab es vorher nicht", blickt er auf die autokratische Ecclestone-Ära zurück. Wenn es um Veränderungen oder frische Ideen gegangen sei, hätte es zuletzt immer nur "Nein" geheißen. "Wir brauchen aber mehr Ja und mehr Mut zu Veränderungen", so Massas Hoffnung für die Zukunft der Formel 1.

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