• 04. August 2025 · 05:22 Uhr

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Fernando Alonso

Fernando Alonso ist der älteste Formel-1-Pilot seit 50 Jahren - warum er seit Sonntag trotzdem wieder etwas mehr Hoffnungen auf ein Happy End haben darf

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leserinnen und Leser,

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Alle Blicke auf ihn: Fernando Alonso ist ein lebendes Denkmal der Formel 1 Zoom Download

vergangenen Dienstag feierte Fernando Alonso seinen 44. Geburtstag - drei Tage später musste er sich fit spritzen lassen, um in Ungarn am zweiten Freitagstraining teilzunehmen, nachdem er das erste schon ausgelassen hatte. Der Grund: Rückenbeschwerden. Ganz so, wie man es bei seinem Alter eben erwarten würde...

Doch am Wochenende ist es derselbe Alonso, der sein Auto erst im Qualifying auf Platz fünf stellt und diesen dann im Rennen mit einer taktisch klugen Fahrt über 70 Runden lang bis ins Ziel verteidigt. Noch weitaus beeindruckender als das nackte Ergebnis ist jedoch eine andere Statistik:

Denn tatsächlich wird der stolze Spanier mit seinem Einsatz auf dem Hungaroring zum ältesten Formel-1-Fahrer seit einem halben Jahrhundert! Zuletzt war mit dem legendären Graham Hill - kurioserweise ebenfalls zweifacher Weltmeister - beim Großen Preis von Brasilien 1975 ein Fahrer im hohen Rennfahreralter von 44 Jahren oder älter angetreten.

Alonso: "Dieser Lebensstil ist nicht für jeden"

Dabei ist Alonso die Routine von 415 Grand-Prix-Starts anzumerken: Er ist der absolute Rekordpilot der Formel 1, keiner in der Geschichte der Königsklasse hat mehr. Deshalb weiß er auch, dass sich manche Zweikämpfe gar nicht lohnen, lässt deutlich schnellere Gegner am Sonntag lieber gleich vorbei, um insgesamt Zeit zu gewinnen und die Reifen zu schonen, um so seine Einstopp-Strategie zum Funktionieren zu bringen.

Alonso wirkt dabei wie der alte weise Samuraikrieger, den er sich schon vor Jahren großflächig auf seinen jüngst schmerzenden Rücken tätowieren ließ. Er kämpft nur noch die wichtigen Schlachten, die, die er auch gewinnen kann. Es sind die Erkenntnisse aus einem ganzen Leben am Limit: Ständig unterwegs, ständig auf der Jagd nach dem nächsten Zehntel, nach noch mehr Verbesserung.

"Dieser Lebensstil ist nicht für jeden", sagt Alonso in mystischem Ton in einem neuen Werbeclip für einen von Aston Martins Teampartnern, der dieser Tage munter über die Bildschirme flimmert, "aber ich würde ihn gegen nichts in der Welt eintauschen!"

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Seinen ersten Sieg in Ungarn 2003 feierte Alonso auf ganz spezielle Weise ... Zoom Download

Eine Aussage, der man die Authentizität in seinem speziellen Fall abnimmt. Schließlich fährt der 44-Jährige schon mehr als sein halbes Leben in der Formel 1. Unglaubliche 22 Jahre ist es schon her, da feierte er ausgerechnet auf dem Hungaroring seinen ersten Grand-Prix-Sieg für Renault. Vor 20 Jahren dann den ersten von zwei WM-Titeln in Serie mit den Franzosen.

Es ist eine ganz andere Epoche, eine ganz andere Formel 1 - und doch war Alonso damals schon dabei. Kurios: In Budapest konnte er nach seinem Premierenerfolg zwar nie wieder gewinnen, trotzdem spielte der Ort noch öfter eine schicksalhafte Rolle in seiner Karriere.

Immer wieder Budapest: 2003, 2007, 2021, 2022 ...

2007 etwa im Qualifying, als er McLaren-Teamkollege Lewis Hamilton in der Box blockierte - legendär, wie sein Physio Fabrizio Borra damals vom wutentbrannten Ron Dennis zur Rede gestellt wurde. im Mai verstarb der langjährige Wegbegleiter Alonsos - und der Spanier machte schon damals klar, dass es ihn besonders schmerzt, dass Borra das nächste Kapitel in seinem Leben nun nicht mehr mitbekommt. Es könnte nämlich ein erfolgreiches werden, das langersehnte Happy End.

Doch der Reihe nach: Den Grundstein für seinen gefühlt x-ten Frühling legte Alonso mit seiner Rückkehr nach zwei Jahren F1-Pause im Jahr 2021. Vor allem in Ungarn zeigte er damals allen, dass er es noch drauf hat - als er für Alpine-Teamkollege Esteban Ocon rundenlang schnellere Autos aufhielt, allen voran Hamilton, und dem Franzosen damit zum ersten Grand-Prix-Sieg verhalf.

Wieder in Budapest war es auch, als sich ein Jahr später hinter den Kulissen etwas ganz anderes zusammenbraute: In einem schlauen Zusammenspiel mit seinem Kumpel Mark Webber wurden gleich zwei Deals eingefädelt, die zwei Gewinner und nur einen Verlierer kannten: Webbers Schützling Oscar Piastri wurde bei McLaren untergebracht, Alonso bei Aston Martin.

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In Budapest ließ Fernando Alonso den Aston Martin mal so richtig fliegen Zoom Download

Alpine, mittlerweile übrigens auf dem letzten Platz in der Konstrukteurs-WM angekommen, wurde von den Protagonisten indes dafür bestraft, dass sich die Entscheider um den damaligen Boss Laurent Rossi nicht einig waren, dass man lange zögerte zwischen Piasri und Alonso - und am Ende keinen von beiden bekam.

Anno 2025 fährt der eine gerade um die WM - und der andere will dieses Ziel ab nächster Saison wieder in Angriff nehmen, ein allerletztes Mal. Und hierfür war tatsächlich auch der diesjährige Besuch in Budapest ein guter Indikator, denn Aston Martin bewies am Wochenende endlich mal, dass es tatsächlich ganz schnell in die richtige Richtung gehen kann.

In Spa noch in der letzten Reihe: Turbo-Turnaround

Noch eine Woche zuvor in Spa sah es unglaublich übel aus: Letzte Startreihe im Qualifying, keine Pace im Rennen, null Chance auf Punkte. In Ungarn fuhren die Grünen nun auf einmal um die Pole mit, gerade einmal ein Zehntel fehlte Alonso, der zwischenzeitlich absolute Sektorbestzeiten rausknallte, für den Platz an der Sonne.

Ein Turbo-Turnaround, der in dieser Größenordnung allein mit dem neuen Frontflügel für Budapest oder dem Unterboden aus Silverstone kaum zu erklären ist. Auch im Aston-Martin-Lager wurde gerätselt, wo der Speed auf einmal herkommt: Streckencharakteristik hieß es da unter anderem, der zum Einsatzleiter degradierte Ex-Teamchef Mike Krack verwies aber auch darauf, dass man sich in Spa mit dem Zocken auf Regen verrannt hatte.

Und Alonso? Der erklärte, dass man selbst nicht wisse, wieso die Performance jetzt so überraschend da sei, dass man deshalb noch viel zu lernen habe. Das mag zwar stimmen, doch die plötzliche Sprungweite Aston Martins zeigt noch etwas ganz anderes: Wie viel Potenzial eigentlich in dem Team steckt, wenn es denn mal gehoben wird.

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Gelingt Alonso mit Stroll noch ein letzter Tanz auf dem großen Parkett? Zoom Download

Der Rennstall von Milliardär Lawrence Stroll hat kontinuierlich und nachhaltig aufgerüstet, hochkarätiges Personal verpflichtet und intern umstrukturiert: Als Schlüsselfigur mit Blick nach vorne gilt dabei Neo-Teamchef Andy Cowell. Der Mann, der bei Mercedes maßgeblich für den Wundermotor verantwortlich war, der ab 2014 die Formel 1 dominierte.

Dass genau er mit seinem Fachwissen die Idealbesetzung sein könnte, um die für 2026 so wichtige Integration des neuen Honda-Motors, der mit exklusivem Werksstatus kommt, in das Gesamtkunstwerk eines Formel-1-Autos anzuleiten, scheint schlüssig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sich die Aerodynamik bei einem gewissen Adrian Newey wohl ohnehin in ganz guten Händen befindet...

Hinzu kommen die besten Werkzeuge, wie der neue Windkanal oder die modernste Fabrik der aktuellen Formel 1, in die Aston Martin erst kürzlich eingezogen ist. Kurzum: Es ist jetzt alles da, was es für Erfolg braucht - und viele Experten im Fahrerlager würden sich nicht wundern, wenn sich dieser schon nächste Saison einstellt.

Zweite Karriere als Talentscout: Fokus auf Bortoleto

Der Regelumbruch bietet die große Chance für Aston Martin - und für Alonso. Denn sind wir mal ehrlich: Wenn das Team nächstes Jahr ein WM-fähiges, vielleicht sogar ein überlegenes Auto hat, dann wird der Spanier sie holen, nicht Lance Stroll. Für Alonso wäre es die Krönung einer Karriere, die - auch da sind sich die meisten im Paddock einig - mit deutlich zu wenig WM-Titeln dekoriert ist.

Gelingt ihm mit den schier unendlichen Ressourcen von Strolls Prestigeprojekt tatsächlich noch ein dritter Streich, dann könnte ich mir vorstellen, dass er den Staffelstab bei den Grünen an seinen Spezi Max Verstappen weiterreicht - und sich in die zweite Reihe zurückzieht. Schließlich hat der Spanier bei seiner letzten Verlängerung einen Rentenvertrag unterschrieben, der ihn langfristig an das Unternehmen bindet.

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Was hecken die beiden als nächstes aus? Alonso und Schützling Bortoleto Zoom Download

Vielleicht castet er sich seinen Nachfolger aber auch gleich noch selbst ins Cockpit, schließlich sitzt er als Manager von Gabriel Bortoleto ja an der Quelle, einer heißen noch dazu. Der Rookie folgte seinem Lehrmeister am Sonntag in Ungarn quasi auf Schritt und Tritt, wurde für seinen starken sechsten Platz im Sauber von den Fans zum Fahrer des Tages gewählt.

Eine Leistung, über die sich Alonso genauso freute, wie über seine eigene. Und die zeigt, dass seine Zukunft in der Formel 1, auf die eine oder andere Art, rosig aussieht - sei es in der oben bereits angesprochenen Mark-Webber-Rolle als Mentor für die nächste Generation an Champions.

Stichwort Übergabe des Staffelstabes - zu guter Letzt ein paar Worte des Autors in eigener Sache: Dies ist meine letzte Kolumne für die Gut-Geschlafen-Reihe, bei der der Verfasser zumeist gar nicht schläft. Ich gebe mich zukünftig neuen Herausforderungen hin, schließlich will man sich ja immer mal wieder neu erfinden - dafür ist der ewige Alonso mit seinen vielen Gesichtern, Rollen und Epochen tatsächlich das beste Beispiel.

Danke für die treue Leserschaft! Und bleiben Sie dem Format treu - hier wird großartige Arbeit geleistet.

Euer Frederik Hackbarth

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