• 04. Juni 2025 · 18:10 Uhr

Sainz exklusiv: "Habe kein Topteam gefunden, also baue ich eines auf!"

Carlos Sainz hat bei Williams großes vor und will das Team zu neuem Glanz verhelfen - Wie? Das erklärt er im exklusiven Interview

(Motorsport-Total.com) - Keine Reue: Carlos Sainz hat sich voll und ganz auf die Welt von Williams eingelassen und eine große Herausforderung in der Formel-1-Saison 2025 angenommen. "Ich habe keinen Platz in einem Topteam gefunden", sagt er. "Also versuche ich, eines aufzubauen."

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Carlos Sainz erklärt im exklusiven Interview, wie er Williams helfen will Zoom Download

Was er vor sich sieht, ist die Geschichte von McLaren - ein Team, dem er angehörte, als dort die Grundlagen für den heutigen Erfolg gelegt wurden. Jetzt will Sainz mit Williams einen ähnlichen Weg einschlagen und macht klar: Er will aktiv Teil dieser Reise sein.

Nach vier Jahren bei Ferrari genießt Sainz heute ein Gefühl von Stabilität. Er weiß, was er will, und kennt die Herausforderungen, die ihn erwarten - angefangen bei der Eingewöhnung bei Williams, mit der er fest gerechnet hat. Aus dem Gespräch mit Motorsport.com geht ein analytischer, klarer Geist hervor - und eine konsequente Weigerung, sich selbst etwas vorzumachen.

Frage: "Herr Sainz, vor zwölf Monaten wussten Sie nicht, wie Ihre Zukunft aussieht. Wie geht es Ihnen heute?"

Carlos Sainz: "Auf persönlicher Ebene deutlich besser. Ich bin jetzt in einem Team mit einem langfristigen Projekt, das mich wirklich motiviert. Ich fühle mich wie Teil einer Familie und das heißt nicht, dass ich mich bei Ferrari nicht wohlgefühlt habe, das möchte ich klarstellen , aber vergangenes Jahr war die Situation eine andere, weil ich die ganze Saison über wusste, dass ich gehen würde."

"Es war ein seltsames Jahr, aber unter dem Strich denke ich, dass wir als Team einen guten Job gemacht haben."

Frage: "Vergangenes Jahr haben Sie sich lange Zeit gelassen, bevor Sie sich zu Williams bekannt haben. Wie kam die Entscheidung zustande?"

Carlos Sainz: "Ich habe mir bis zum Sommer Zeit gelassen, um zu sehen, ob sich eine Möglichkeit bei einem Topteam ergibt, und um die beste Alternative abzuwägen. Ich wollte keine falsche Entscheidung treffen - ich habe alles sehr sorgfältig evaluiert."


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Frage: "Warum wurde Carlos Sainz vergangenes Jahr von den Topteams nicht berücksichtigt?"

Carlos Sainz: "Ich habe meine eigenen Schlüsse gezogen. Aber die behalte ich für mich. Ich glaube, die Leute in der Formel 1 wissen ganz genau, warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden - ich muss das nicht vor einem Mikrofon erklären. Also sagte ich mir: Wenn ich nicht zu einem Topteam gehen kann, dann helfe ich, eines aufzubauen."

"Bei Williams habe ich das Potenzial gesehen, eine großartige Geschichte zu beginnen. Ich habe lange mit James [Vowles] über das Projekt gesprochen, das er sich vorstellt, und ich habe mich entschieden, auf Williams zu setzen, weil es mir als die beste Chance erschien, ein Topteam aufzubauen. Sechs Monate nach Beginn dieser Reise kann ich sagen, dass ich noch überzeugter bin als bei der Unterschrift. Wir arbeiten alle zu 100 Prozent an diesem Ziel."

Frage: "In diesem Jahr wurde viel über die Herausforderungen beim Teamwechsel gesprochen. Wie läuft Ihre Integration bei Williams?"

Carlos Sainz: "Ich denke, das Thema bekommt jetzt so viel Aufmerksamkeit, weil ein großartiger Fahrer gerade die Schwierigkeiten eines Teamwechsels durchmacht. Jetzt merken die Leute etwas, das ich schon lange kenne - ich habe fünfmal das Team gewechselt."

"Ich erinnere mich an mein Jahr bei Renault, an die zwei Jahre bei McLaren, und damals, als ich sagte, ich müsse mich noch anpassen, glaube ich nicht, dass die Leute verstanden haben, was das bedeutet. 'Du bist ein Formel-1-Fahrer, du musst dich schnell anpassen? - aber ich glaube nicht, dass die Leute wirklich begreifen, was das bedeutet."

"Es ist keine Ausrede, aber dieses Thema wird jetzt besser verstanden. Ich spreche mit anderen Fahrern, die das Team gewechselt haben, und sie sagen alle, dass man ohne Testfahrten nur an Rennwochenenden Dinge ausprobieren kann - und das ist natürlich ein Nachteil. Aber es ist der einzige Weg, um Fortschritte zu machen, und dieser Prozess braucht Zeit."

Frage: "Was bedeutet das in der Praxis?"

Carlos Sainz: "Es gibt Dutzende Kleinigkeiten, die sich von Team zu Team unterscheiden. Wenn wir über Antriebseinheiten sprechen, geht es um Motorbremse, Drehmomentverläufe, dann gibt es andere Elemente wie das Differenzial, das Bremsgefühl bei Scheiben unterschiedlicher Hersteller, die Reifenaufwärmphase auf der Outlap, Reifenmanagement im Rennen, das Vorgehen im Qualifying - viele Variablen, die in der modernen Formel 1 enorm wichtig sind."

"Ein Fahrer, der drei oder vier Jahre im selben Team war, kennt all diese Dinge natürlich in- und auswendig und kann die Leistung maximieren. In meinem Fall schaue ich auf Alex [Albon] - und auch auf Charles [Leclerc] bei Ferrari, Verstappen bei Red Bull oder Russell bei Mercedes - dieses Gefühl zu erreichen braucht Zeit, weil sie einfach diese Vertrautheit mit den Abläufen haben, die einem neuen Fahrer im Team fehlt. Man kann sie nur an Rennwochenenden entdecken - durchs Fahren, durch Datenanalyse oder auch durch Kopieren - und das braucht Zeit."


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Frage: "Hat Sie der Fortschritt von Williams in der ersten Saisonphase überrascht, oder haben Sie das erwartet?"

Carlos Sainz: "Ich habe mich für Williams entschieden, weil ich das Potenzial gesehen habe - genau für das, was wir jetzt sehen. Aber der Fortschritt kam schneller als erwartet - und vielleicht war auch das Team überrascht, wie groß der Sprung im Vergleich zum Vorjahr war."

"In den ersten Rennen haben wir einen guten Schritt nach vorne gemacht, aber was mir am meisten Vertrauen gibt, ist, dass wir, sobald ich mit den Ingenieuren anfangen konnte, am Set-up zu arbeiten, einen weiteren Fortschritt gemacht haben. Ich freue mich, dass ich zum eingeschlagenen Weg beitragen kann, und ich denke, Alex und ich machen einen guten Job, um die richtige Richtung zu finden."

Frage: "Vor dem Wochenende in Suzuka hat das Team das Chassis ausgetauscht, das Sie in Melbourne und Shanghai verwendet haben. War das auf Ihren Wunsch hin?"

Carlos Sainz: "Ich habe die Saison sehr stark in den Tests in Bahrain begonnen, und auch beim Test im Dezember in Yas Marina war das Feedback positiv. Aber in den ersten beiden Rennwochenenden hatte ich im Qualifying Probleme - ich hatte nicht das Gefühl, das ich erwartet hatte."

"Also hat das Team beschlossen, das Chassis früher als geplant zu wechseln. Es stimmt, dass ich ab Japan schneller war, aber ich glaube nicht, dass das nur am Chassis lag - ich denke, es lag eher an Set-up-Änderungen, die mir geholfen haben, besser zu fahren und das Auto zu verstehen."


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Frage: "Wie lange wird es dauern, bis Williams wieder auf dem Niveau der Topteams ist?"

Carlos Sainz: "Ich denke nicht, dass wir nächstes Jahr schon so weit sind. Es wäre fantastisch, einen weiteren Schritt nach vorne zu machen, weil das bedeuten würde, bei den Topteams dabei zu sein - aber meine Erfahrung bei Ferrari hat mir auch gezeigt, dass es eine Sache ist, zur Spitzengruppe zu gehören, und eine ganz andere, sie zu schlagen."

"Dieses Jahr bekommen wir einen ersten Vorgeschmack - in einigen Qualifyings konnten wir auf Augenhöhe mit Mercedes und Ferrari kämpfen, und das war nicht selbstverständlich. Dann haben wir Fehler gemacht, die uns viele Punkte gekostet haben, was zeigt, dass das Wachstum eines Teams nicht nur vom Auto abhängt - die ganze Organisation muss wachsen, und ich denke, James ist dafür die richtige Person. Ich glaube, wir kommen dahin, also ist es in gewisser Weise besser, wenn wir in dieser Saison ein paar Fehler machen - denn wir haben noch kein Auto, mit dem wir um die größten Ziele kämpfen können."

Frage: "Wie hat sich Ihr Leben verändert?"

Carlos Sainz: "Wenn man das Team wechselt - und das habe ich oft gemacht - verändert sich auch das Leben außerhalb der Strecke. Das ist ganz natürlich. Von 26 bis 30 war ich Teil eines unglaublichen Teams - es war eine großartige Zeit. Als ich dieses Jahr in Imola ankam, haben mich die Fans sehr herzlich empfangen - ich habe mich geliebt gefühlt, und ich möchte mich wirklich für diese Anerkennung bedanken."

"Es waren vier wunderbare Jahre, in denen wir alles für Ferrari gegeben haben. Ich würde nicht sagen, dass ich es vermisse, denn ich habe das Kapitel abgeschlossen. Ich bin jetzt voll und ganz in die Williams-Welt eingetaucht - ich habe diese Chance und muss sie nutzen - aber ich werde immer großartige Erinnerungen daran haben."

Frage: "Wo sehen Sie sich in vier bis fünf Jahren?"

Carlos Sainz: "Ich möchte Weltmeister werden - mit Williams um diesen ultimativen Titel kämpfen. Das ist mein Lebensprojekt: Begeisterung, Motivation und all das in eine gemeinsame Vision stecken."


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Frage: "Als Sie vergangenes Jahr bei Williams unterschrieben haben, haben Sie gesagt, dass Sioe das Team an Ihre Zeit bei McLaren erinnert - ein weiteres Projekt, zu dem Sie viel beigetragen haben."

Carlos Sainz: "Es geht darum, den richtigen Leuten zu vertrauen. Teams sind heute sehr groß, und es ist entscheidend, in jeder Abteilung gute Führungspersönlichkeiten zu haben. Bei Williams habe ich in allen Bereichen sehr fähige Leute vorgefunden."

"Ich erinnere mich, als ich zu McLaren kam, waren Andrea Stella und Peter Prodromou dort - vielleicht noch nicht in den Rollen, die sie heute haben - aber ihr Profil und ihre Fähigkeiten waren schon damals deutlich zu erkennen. Als Ferrari anrief, habe ich nicht gezögert - es ist Ferrari - aber ich wusste, dass McLaren wachsen würde. Ich treffe Andrea noch heute im Fahrerlager und sage ihm immer: Es ist großartig zu sehen, was ihr erreicht habt. Auch wenn ich gegangen bin, als es gerade aufwärts ging, habe ich großartige Erinnerungen."

Frage: "Trotz all der Unsicherheit im vergangenen Jahr konnten Sie starke Leistungen zeigen. Was war das Schwierigste an der Saison 2024?"

Carlos Sainz: "Es war nicht das beste Jahr meiner Karriere - wahrscheinlich waren meine McLaren-Jahre die besten. Bei Ferrari hatte ich einige Highlights, die zu Siegen führten, aber die schwierigste Saison war eindeutig die letzte. Ich wusste nicht, wo ich im folgenden Jahr fahren würde - und unter solchen Bedingungen zu fahren, ist nicht ideal."

"Um 100 Prozent Leistung zu bringen, muss man ruhig sein und sich in einer Umgebung befinden wie Max oder Charles - wo man alles kennt, und sich alles um einen dreht. Vergangenes Jahr habe ich versucht, das Beste aus den sich bietenden Chancen zu machen - und obwohl es keine einfache Saison war, bin ich stolz darauf, alles für Ferrari gegeben zu haben."


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Frage: "Eines der stärksten Bilder aus Ihrer Saison 2024 ist Ihr Gesichtsausdruck auf dem Podium in Mexiko."

Carlos Sainz: "Ich sage Ihnen, warum. Ich kam nach Mexiko und sagte mir: 'Carlos, das könnte das letzte Mal sein, dass du ein Formel-1-Rennen gewinnst - du weißt nicht, was die Zukunft bringt.? Auf gewisse Weise habe ich mich selbst unter Druck gesetzt - aber es war ein echter Gedanke. Ich wusste, dass das Auto an diesem Wochenende konkurrenzfähig sein würde, und gleichzeitig war mir bewusst, dass ich bei Williams nicht sicher sein konnte, jemals wieder ein siegfähiges Auto zu haben."

"Natürlich ist mein Ziel, Williams an die Spitze zu bringen - ich glaube an mein Talent - aber man kann die Zukunft nicht vorhersagen. Wenn ich heute auf das Wochenende in Mexiko zurückblicke, weiß ich nicht, wie bewusst, aber ich habe mich wirklich gepusht - und am Ende hat es funktioniert. Ich würde sagen: sehr gut. Ich bin in Q3 zwei Runden meines Lebens gefahren, habe ein gutes Überholmanöver gegen Verstappen gezeigt und das Rennen gewonnen. Nach dem Zielstrich sagte ich mir: 'Das ist es, was ich kann.?"

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