• 13. März 2019 · 06:38 Uhr

Pierre Gasly: Glaube nicht, dass ich viel von Verstappen lernen kann

Interview mit Pierre Gasly: Wie er den Sprung von Toro Rosso zu Red Bull verkraftet hat und warum sein Fahrstil gut für die technische Weiterentwicklung ist

(Motorsport-Total.com) - Es war keine einfache Wintersaison für Pierre Gasly: An seinem letzten Tag der Tests in Barcelona leistete er sich einen Flüchtigkeitsfehler und crashte den Red Bull RB15 - sodass Max Verstappen am nächsten Tag wegen fehlender Ersatzteile nur noch 29 Runden drehen konnte. Kein Wunder, dass Gasly von Motorsportkonsulent Helmut Marko die Ohren langgezogen wurden.

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Pierre Gasly bestreitet 2019 seine zweite volle Saison in der Formel 1 Zoom Download

"Gasly", sagt Marko vor dem Grand Prix von Australien im Interview mit 'ServusTV', "kann nicht wieder zweimal die Wand küssen. So viele Teile haben wir nicht. Aber ich glaube, er hat seine Lehre aus diesem Missgeschick gezogen. Das Vertrauen in ihn ist noch immer vorhanden." Auch wenn Teamchef Christian Horner unkt: "Die Saisonvorbereitung war ohnehin ziemlich stressig. Und Pierre hat nicht dazu beigetragen, dass es weniger stressig wurde."

Der Start bei Red Bull hätte also besser laufen können. Aber noch fällt die Kritik der Chefs am 23-Jährigen augenzwinkernd aus. "Max", witzelt Marko, "ist routinierter, und der Schmäh von Daniel geht noch ein wenig ab. Aber das wird unser Franzose schon noch lernen!"

Wir treffen beim Interviewtermin einen extrem entspannt wirkenden Gasly. Er kommt nicht mit der Einstellung eines demütigen Rookies zu Red Bull. Als es um die Zusammenstellung seines Teams ging, insistierte er auf seinem Motoreningenieur von Toro Rosso. Und der Wunsch wurde ihm erfüllt.

Das ist gut für Gasly, solange er performt. Aber wehe wenn nicht ...

Unterschied von Toro Rosso zu Red Bull spürbar

Frage: "Pierre, wie ist es für Sie, nun Fahrer in einem echten Topteam der Formel 1 zu sein?"
Pierre Gasly: "Es ist wirklich toll, bei Red Bull zu sein. Das Umfeld, die Fabrik, die Arbeitsweise, das ist alles auf höchstem Niveau. Ich kann den Unterschied schon spüren. Es dauert ein bisschen, bis du das einigermaßen im Griff hast. Beim Testen ging es darum, mich im Auto wohlzufühlen, mit dem Team, mit den Ingenieuren, die ja für mich auch neu sind. Aber man sieht schon einen Unterschied, besonders auch außerhalb der Rennstrecke. Da wirkt alles ziemlich hektisch. Aber das ist positiv, weil hier einfach mehr Leute sind."


Frage: "Kann einen das größere Drumherum vom Wesentlichen ablenken?"
Gasly: "Nicht wirklich. Ich versuche, mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren, und meine Aufgabe ist schnelles Autofahren. Ich versuche, alle Informationen aufzusaugen und von der Erfahrung des Teams zu lernen, von Max, und mich selbst als Fahrer weiterzuentwickeln. Das ist das Allerwichtigste."


Frage: "Wie viel Zeit haben Sie diesen Winter in der Fabrik in Milton Keynes verbracht?"
Gasly: "Ziemlich viel. Genau weiß ich es nicht mehr, aber ich war viel im Simulator, viel in der Fabrik, hatte viele Meetings mit den Ingenieuren. Wir haben über meine Erfahrungen mit Honda gesprochen, wie ich mit denen zusammengearbeitet habe. Und auch für dieses Jahr haben wir besprochen, wie unsere Zusammenarbeit intern funktionieren soll. Sie haben mir viele Infos gegeben - alles, was mir dabei helfen kann, die Umstellung gut zu schaffen. Das ist ganz schön viel. Und dann ging's natürlich auch um die Weiterentwicklung des Autos, unser neues Aero-Paket und so weiter. Ich muss verstehen, wie diese Dinge funktionieren. Und wie gesagt, ich saß auch viel im Simulator."


Frage: "Sie wollten unbedingt Ihren Honda-Motoreningenieur Keisuke Minatoya von Toro Rosso zu Red Bull mitnehmen. Ist das durchgegangen?"
Gasly: "Ja, das hat geklappt. Er trägt jetzt ein Red-Bull-Hemd und ist mein Motoreningenieur. Das Team scheint mit ihm sehr zufrieden zu sein. Er ist derjenige, der alles koordiniert. Das Team ist zufrieden und ich bin es auch. Ich wollte ihn behalten, damit ich zumindest auf der Honda-Seite einen Referenzpunkt im Team habe."


Frage: "Das war Ihnen offenbar wichtig ..."
Gasly: "Richtig. Weil es so ein großer Schritt ist. Alles ist neu: die Menschen, die Arbeitsweise. Von der Arbeitsweise her kommt Red Bull einfach englischer daher als Toro Rosso. Wenn du da ein, zwei Referenzen hast, die gleich bleiben, hilft das. Auf den Bereich muss ich mich dann nicht mehr konzentrieren, weil ich weiß, wie das läuft. So kann ich mich darauf konzentrieren, in anderen Bereichen schneller zu lernen."


Frage: "Ist geplant, dass er die ganze Saison an Ihrem Auto arbeitet?"
Gasly: "Ja."


Frage: "Wie läuft die Zusammenarbeit mit Max Verstappen?"
Gasly: "Bisher wirklich toll. Wir haben noch nicht viel Zeit miteinander verbracht. Wir waren an unterschiedlichen Tagen in der Fabrik, hatten ein paar Marketingtermine gemeinsam, aber eigentlich waren wir beim Testen zum ersten Mal gemeinsam an der Strecke. Ich glaube nicht, dass wir viel voneinander lernen können, aber es war für mich gut, auch da zu sein, wenn er testet, um mir seine ganzen Kommentare anzuhören und um zu beobachten, wie er mit dem Team arbeitet. Er kennt die Jungs natürlich viel besser als ich, er ist im Team eingelebt. Für mich ist es wichtig, ihn ein bisschen zu beobachten, wie er mit dem Team kommuniziert - und die besten Dinge dabei für mich herauszupicken."

Ähnlicher Fahrstil wie Verstappen

Frage: "Unterscheidet sich Ihr Fahrstil groß von seinem?"
Gasly: "Da sind wir uns eigentlich recht ähnlich."


Frage: "Teilt er seine Infos mit Ihnen?"
Gasly: "Bei den Tests haben wir uns natürlich dauernd ausgetauscht und darüber gesprochen, wie wir das Auto weiterentwickeln können, in welche Richtung es gehen soll. Die Tatsache, dass wir einen ähnlichen Fahrstil haben, ist gut, denn wenn wir die gleichen Dinge wollen, ist es für das Team einfacher, uns beide glücklich zu machen."


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Australien

Frage: "Haben Sie sich überlegt, wie Sie an die Aufgabe herangehen wollen, bevor Sie zu Red Bull gekommen sind?"
Gasly: "Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Ich habe in den vergangenen Jahren aber auch gelernt, dass du am besten bist, wenn du dich nicht verstellen musst. Ich versuche, mir selbst treu zu bleiben, aber trotzdem auf die Ratschläge von anderen Leuten zu hören. Und ich will meine eigene Entwicklung so weitermachen wie im Vorjahr bei Toro Rosso. 2019 ist erst mein zweites volles Jahr in der Formel 1. Ich muss natürlich noch eine Menge lernen und Erfahrung sammeln."


Frage: "Wie ist die Zusammenarbeit mit Stardesigner Adrian Newey?"
Gasly: "Wirklich beeindruckend. Ich kannte ihn, habe aber natürlich nie so viel Zeit mit ihm verbracht wie jetzt. In Barcelona haben wir auch mal 20 Minuten miteinander gesprochen. Da verstehst du sofort, warum er in der Formel 1 so erfolgreich war und ist. Ich muss mir noch viel Basiswissen über die Formel-1-Autos aneignen, wie sowas entwickelt wird. Ich muss verstehen, wie seine Denkprozesse sind und wie man ein Auto weiterentwickeln kann. Es ist eine tolle Chance für mich, von jemandem wie ihm zu lernen."


Frage: "Haben Sie ihn schon immer bewundert?"
Gasly: "Natürlich. Ich habe viele Artikel gelesen und seine Biografie. Aber es ist eine Sache, Artikel und Bücher zu lesen, und etwas anderes, jemandem in die Augen zu schauen und mit ihm zu reden. Es hilft mir als Fahrer enorm, wenn ich mein technisches Verständnis weiterentwickeln kann, und es hilft dabei sehr, wenn ich verstehe, wie er das Auto weiterentwickelt, was hinter seinen Ideen steckt und warum er Dinge so und so macht. Und ich kann ihm dann auch Input geben und die Richtung ein bisschen beeinflussen. Aber ja, wenn man mit ihm spricht, wird einem sofort klar, warum der Kerl so erfolgreich ist."


Frage: "Die Erwartungshaltung ist bei Red Bull eine ganz andere als bei Toro Rosso. Wie schwer fällt es Ihnen, nicht an mögliche Podestplätze und Siege zu denken und den Boden unter den Füßen zu verlieren?"
Gasly: "Momentan denke ich gar nicht an die Ergebnisse. Ich versuche eher, mich auf das zu konzentrieren, was ich selbst in der Hand habe, wo ich mich verbessern muss, wo das Auto schneller werden kann und wo ich besser und effizienter mit den Ingenieuren zusammenarbeiten kann. Das sind die Dinge, die mich beim ersten Rennen schneller machen. Da sehen wir dann ja, wo wir stehen. Ich versuche, mich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren und auf dem Boden zu bleiben. Aber wir sind mit unseren Fortschritten recht zufrieden."

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