Charles Leclerc kontert Russell-Vorwurf: "Ist komplexer als das"
Musste Ferrari beim letzten Boxenstopp in Ungarn den Reifendruck erhöhen, um nicht illegal zu fahren? Jetzt antwortet Charles Leclerc auf diese Theorie
(Motorsport-Total.com) - Was war das mysteriöse Problem bei Ferrari, das Charles Leclerc in Ungarn eine Chance auf das Podest gekostet hatte? Der Monegasse hatte beim letzten Rennen vor der Sommerpause die Pole erobert und lag weite Teile des Rennens vor McLarens Oscar Piastri in Führung, bis seine Pace im letzten Stint auf unerklärliche Weise einbrach.
Leclerc hatte in der Schlussphase starke Probleme, mit der Konkurrenz mitzuhalten und verpasste am Ende als Vierter sogar das Podium. Wo genau das Problem war, konnte Ferrari vor Ort in Ungarn auch nicht mitteilen und kündigte eine eingehende Untersuchung an.
Mercedes-Pilot George Russell, der Platz drei von Leclerc übernommen hatte, äußerte in Budapest jedoch einen Verdacht: Ferrari hatte das Auto zu tief eingestellt und musste beim letzten Boxenstopp den Reifendruck erhöhen, um die Bodenplatte nicht zu stark abzunutzen. Dadurch geriet die Balance des Autos aus dem Gleichgewicht.
Zwar soll laut Ferrari eine Set-up-Anpassung beim letzten Boxenstopp für die schlechte Performance verantwortlich gewesen sein (und nicht etwa ein Problem am Auto), doch um die genauen Hintergründe macht der Rennstall weiter ein Geheimnis.
Leclerc: "Es ist deutlich komplexer"
Auch Leclerc selbst möchte am Donnerstag darauf angesprochen nicht zu viel verraten: "Dazu möchte ich mich nicht äußern", winkt er ab. "Es ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal, was George nach dem Rennen gesagt hat. Die Situation ist deutlich komplexer, als er sie dargestellt hat, aber ich werde da nicht ins Detail gehen."
"Wie wir schon nach Budapest gesagt haben: Wir werden nicht im Detail ausführen, was genau passiert ist", stellt er klar. "Es ist etwas, das wir intern in den Griff bekommen wollen und an dem wir alle arbeiten. Das Einzige, was ich sagen kann: Es ist viel komplizierter, als es klingt."
Ferrari hatte in der Formel-1-Saison 2025 bereits öfters mit einem hohen Plankenverschleiß zu kämpfen. Lewis Hamilton wurde in China aufgrund einer zu dünnen Bodenplatte disqualifiziert - auch Leclerc war damals vom Klassement ausgeschlossen worden, allerdings weil sein Auto untergewichtig war.
In Budapest könnte Ferrari durch die Anpassungen beim Boxenstopp vor einer Disqualifikation bewahrt worden sein - allerdings zu Lasten der Konkurrenzfähigkeit. Im Team herrschte nach dem Wochenende großer Frust, weil es wohl die beste Chance war, ein Rennen zu gewinnen.
Beste Siegchance verspielt?
"In der ersten Saisonhälfte auf jeden Fall. Ob in der zweiten Hälfte, weiß ich nicht", wirft Leclerc ein. "Ich hoffe, dass wir noch positiv überrascht werden."
Möglich sei das, meint er, und verweist auf das Rennen in Monza im vergangenen Jahr, als niemand geglaubt hätte, dass Ferrari dort gewinnen kann. "Und am Ende war es doch möglich", betont er. "Also hoffe ich, dass wir auch dieses Mal wieder überrascht werden."
"Aber klar, von der Pole in Ungarn zu starten, auf einer Strecke, auf der Überholen so schwierig ist, war eine riesige Gelegenheit - und davon werden wir dieses Jahr nicht viele haben, wenn man sieht, wie stark McLaren momentan ist."
Doch er betont, dass er sich nicht so sehr auf Wahrscheinlichkeiten konzentriert, "sondern vielmehr darauf, was wir als Team tun können, um in die bestmögliche Position zu kommen, um McLaren herauszufordern - die aktuell wirklich extrem stark sind."