Andrea Stella: Ungarn-Duell "im Einklang mit unseren Prinzipien"
Trotz der Beinahe-Kollision hat McLaren-Teamchef Andrea Stella kein Problem mit dem Zweikampf zwischen Lando Norris und Oscar Piastri in Ungarn
(Motorsport-Total.com) - Beinahe wäre es in Ungarn aus McLaren-Sicht zum Worst-Case-Szenario gekommen. Statt eines Doppelsieges am Hungaroring hätte es auch ganz leicht eine Nullnummer werden können - wenn Oscar Piastri seinen Teamkollegen Lando Norris in der Schlussphase unglücklich getroffen hätte.
Beim Angriff in Kurve 1 in der vorletzten Runde des Rennens war es durchaus knapp. Piastri wollte beim Anbremsen auf der Innenbahn einen Angriff lancieren, doch Norris fuhr als Erster in die Kurve und ließ seinen Teamkollegen mit rauchenden Reifen zurück. Das Schwesterauto verfehlte er dabei nur um wenige Zentimeter.
Am Kommandostand dürfte man ein wenig ins Schwitzen gekommen sein und mit schlechter Erinnerung auf Kanada geblickt haben, wo es zur teaminternen Kollision und zum Ausfall Norris' kam.
Stella: Hart, aber fair
Für McLaren-Teamchef Andrea Stella war aber alles noch im Rahmen: "Das war ein harter, aber fairer Zweikampf", sagt er. Und: "Es war definitiv im Einklang mit unseren Prinzipien."
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Das Duell beschreibt der Italiener so: "Oscar hatte einen kleinen Verbremser, aber gleichzeitig hat Lando etwas Platz gelassen, weil er wusste, dass Oscar beim Bremsen am Limit sein würde." Stella lobt: "Wir sind einfach sehr stolz darauf, wie Lando und Oscar miteinander racen. Ich finde, das ist eine tolle Art, den Formel-1-Sport zu ehren. Das sind die Werte von McLaren."
Auch wenn rechnerisch noch andere Fahrer den Titel holen könnten, ist es angesichts von 97 Punkten Vorsprung auf den ärgsten Verfolger wahrscheinlich, dass ein McLaren-Fahrer den Titel holt. Daher kann man es sich durchaus erlauben, beide Fahrer frei fahren zu lassen - zumal sie ohnehin wissen sollten, wie die internen Regeln aussehen.
Freie Fahrt bis zum Ende?
Das will Stella auch so beibehalten: "Wir wollen unseren beiden Fahrern die Möglichkeit geben, ihr Talent zu zeigen, ihre Ziele zu verfolgen, ihren persönlichen Erfolg zu erreichen - und das muss im Rahmen des Teaminteresses, der Fairness, der sportlichen Haltung und des gegenseitigen Respekts geschehen", sagt er. Nachsatz: "Und genau das sehe ich."
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Abweichende Strategien wie in Ungarn, als Norris mit einer Einstopp-Strategie die Oberhand behielt, seien dabei aber Teil des Racings. Gleichzeitig möchte man aber sicherstellen, dass keiner der Fahrer dabei überrascht wird, sondern immer im Boot ist. Das sei laut Stella bislang auch immer der Fall gewesen.
"Ich bin sehr dankbar dafür, wie Lando und Oscar unseren Teamansatz verstanden und umgesetzt haben - als Team, als Gruppe, zu der auch die Fahrer gehören", sagt er. "Und ich bin sicher, das wird bis zum Saisonende genauso bleiben."