• 04. August 2025 · 15:40 Uhr

Hamilton bleibt niedergeschlagen: "Wenn man ein Gefühl hat, dann ..."

Wie Lewis Hamilton nach dem Formel-1-Rennen in Ungarn reagiert und was Ferrari tun will, um den siebenmaligen Weltmeister wieder aufzurichten

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Rekordsieger Lewis Hamilton kam sich nach dem Qualifying zum Ungarn-Grand-Prix 2025 "absolut nutzlos" vor, weil er deutlich schwächer abgeschnitten hatte als sein Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc. Dass Hamilton im Rennen nur Zwölfter wurde, hob seine Stimmung nicht - im Gegenteil. Doch äußern wollte sich Hamilton dazu kaum.

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Lewis Hamilton mit ernster Miene im Formel-1-Fahrerlager 2025 Zoom Download

Im Gespräch mit Sky sagte Hamilton nur: "Wenn man ein Gefühl hat, dann hat man ein Gefühl. Im Hintergrund läuft einiges, das nicht besonders gut ist, also ..."

Hamilton vollendete diesen Gedanken nicht. Das rief die Nachfrage hervor, ob er überhaupt noch Lust aufs Rennfahren verspüre. Diese Frage beantwortete Hamilton, wenn auch kurz und knapp: "Ja, ich liebe es immer noch. Ich liebe das Rennfahren."

Viele Gespräche mit Ferrari-Teamchef Vasseur

Diesen Eindruck scheint auch Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur gewonnen zu haben. Er gibt an, "am Samstagnachmittag, am Samstagabend und am Sonntagmorgen" ausführlich mit Hamilton gesprochen zu haben. Und Vasseur glaubt: "Er wird zurückkommen. Er wird wieder kämpfen."

Er könne Hamiltons Haltung aber generell nachvollziehen: "Lewis ist sehr anspruchsvoll - mit dem Team, dem Auto, den Ingenieuren, mit mir, aber vor allem ist er sehr, sehr streng mit sich selbst", erklärt Vasseur bei Sky. "Und ich denke, genau darin bestand am Samstag seine Frustration."

Denn Hamilton wähnte sich zunächst auf Augenhöhe mit Leclerc, lag im ersten Versuch vor seinem Ferrari-Teamkollegen, im zweiten Versuch knapp dahinter. "Hätte er Q3 erreicht, hätte er vielleicht Charles schlagen können", meint Vasseur. "Aber als wir nicht performt haben, ist er in Q2 ausgeschieden." Und das habe Hamilton zugesetzt.

Der Teamkollegen-Vergleich spricht gegen Hamilton

Überraschend kam die teaminterne Niederlage jedoch nicht, denn im Vergleich zu Leclerc macht Hamilton im Ferrari-Duell bisher kaum einen Stich: Nur viermal war er im Qualifying besser klassiert, sogar nur zweimal im Grand Prix. Einzig im Sprint führt Hamilton gegen Leclerc, aber nur, weil Leclerc in Miami gar nicht dabei war. Sonst stünde es hier unentschieden.

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Ob die emotionalen Äußerungen aus Ungarn also Folgen haben? Hört Hamilton vielleicht sogar auf? Vasseur muss schmunzeln, wenn er sagt: "Lewis wird mich in der Sommerpause ganz sicher anrufen - aber nicht deswegen!"

Denn Hamilton sei "anspruchsvoll" und sorge so für Motivation. "Er pusht alle", meint Vasseur, "aber zuerst sich selbst. Aber genau das ist auch der Grund, warum er siebenmaliger Weltmeister ist: Weil er Ansprüche an das Team stellt, an das Auto, die Ingenieure, die Mechaniker, auch an mich. Das war für ihn immer der Hauptgrund für seine Leistung."

Warum das reine Ergebnis nicht alles ist

"Aber natürlich: Wenn man siebenmaliger Weltmeister ist, der Teamkollege auf der Pole steht und man selbst in Q2 ausscheidet - das ist hart, eine schwierige Situation. Und ich verstehe Lewis' Frustration. Das ist normal."

Gleichzeitig dürfe sich Hamilton aber nicht von den jüngsten Ergebnissen blenden lassen. Ferrari habe in Ungarn versucht, mit harten Reifen "eine Wette einzugehen", so Vasseur. Doch die Hoffnung auf eine für Hamilton günstige Safety-Car-Phase erfüllte sich nicht. "Aber als Lewis freie Fahrt hatte, war die Pace gut. Deshalb bin ich sicher: Er schlägt zurück und performt."

Für Ungarn könne er nicht sagen, "ob etwas konkret schiefgelaufen ist", erklärt Vasseur. "Wenn man sich Q1 ansieht: Mit dem ersten Reifensatz war er vor Charles. Im zweiten Versuch lag er eine Zehntel hinter ihm. Und Charles fährt am Ende auf die Pole."

Sind nur die geringen Abstände schuld?

"Das Problem ist: Wenn man gerade keine Leistung hat und alles auf Kante ist, fährt man mal eine Runde zwei Zehntel langsamer - und schon ist man draußen in Q2."


Seit 1995: Teamkollegen, die Weltmeister geschlagen haben

"Ich weiß nicht, ob wir mit Lewis Pech hatten oder mit Charles Glück, dass er es geschafft hat. Aber am Ende ist alles sehr eng", sagt Vasseur. Er verweist auf Red Bull und darauf, dass selbst Max Verstappen "fast draußen" war in Q2. "Es ist also alles so knapp. Und dass man draußen ist, heißt nicht, dass man komplett hinten ist."

Hamilton selbst habe wiederholt seine Aufholqualitäten bewiesen. Vasseur nennt die Rennen in Spanien, Großbritannien und Österreich und sagt: "Da war Lewis auf dem Niveau von Charles."

"Aber ich kenne das Spiel: Du musst die Runde oder das Rennen zu Ende fahren. Es bringt nichts, 40 Runden lang zu führen, wenn du nicht ins Ziel kommst. Man sollte keine vorschnellen Schlüsse ziehen."

Im Eifer des Gefechts sagt man Dinge ...

Was aber sollte man dann tun als Ferrari-Teamchef, wenn der eigene Fahrer so große Zweifel hat? Vasseur meint: "Ich muss Lewis nicht motivieren. Ehrlich - er ist frustriert, aber nicht demotiviert. Das ist ein großer Unterschied und ich verstehe die Situation."

"Manchmal kommentiert ihr, was ein Fahrer im Auto sagt. Aber wenn man in anderen Sportarten Mikrofone anschalten würde, etwa beim Fußball, wäre das auch nicht besser. Sie sind im Leistungsmodus, und manchmal sagen sie Dinge, direkt nach dem Aussteigen. Ich verstehe die Frustration - wir sind alle frustriert."

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"Wenn du mich direkt nach dem Rennen fragst, ist man enttäuscht und die erste Reaktion ist hart. Aber wir wissen alle, dass wir in die gleiche Richtung arbeiten", erklärt Vasseur.

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Und das müsse bedeuten, den plötzlichen Leistungsverlust im Rennen zu verstehen. "Denn wenn wir alles zusammenbringen, können wir die Pole holen und die ersten 40 Runden führen. Aber wenn du die ersten 40 Runden führen kannst, kannst du auch bis zum Ende führen. Das müssen wir bis zum nächsten Rennen in den Griff kriegen."

Aber kriegt Ferrari auch Hamilton in den Griff, der sich selbst als "nutzlos" beschreibt? Das schwingt in der letzten Frage mit, die Vasseur gestellt wird. Sie lautet: "Bekommt Ferrari angesichts der Summen, die es für Hamilton ausgibt, derzeit die erwartete Gegenleistung?"


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Vasseur antwortet: "Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Frage richtig verstehe - oder wenn ich sie verstehe, ist sie nicht gut gestellt. Wir holen Fahrer, weil wir um die Meisterschaft kämpfen, Punkte holen und Rennen gewinnen wollen." Auf den wahren Kern der Frage ging Vasseur mit dieser Antwort jedoch nicht ein.

Wie Leclerc über Hamilton denkt

Leclerc wird da schon deutlicher, wenn er sagt: "Unter dem Strich sind wir ein Team. So sehr ich auch vor Lewis ins Ziel kommen will, wünsche ich mir, dass wir beide erfolgreich sind und Ferrari erfolgreich ist."

"Dieses Wochenende war offensichtlich ein schwieriges für Lewis. Aber ich habe keinen Zweifel, dass das nur ein Ausrutscher war, und ich bin mir sicher, dass die zweite Saisonhälfte viel positiver verlaufen wird."

Formel-1-Boss Domenicali glaubt an Hamilton

Davon geht auch Formel-1-Boss Stefano Domenicali aus, der Hamilton bei Sky als ein "Juwel" und "unglaublichen Sportler" bezeichnet. "Selbst wenn es gerade schwierig ist, wird er reagieren, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er zeigen wird, warum er hier ist", sagte Domenicali.

Denn Hamilton habe sich vorgenommen, zum achten Mal Formel-1-Weltmeister zu werden. "Und er wird wieder triumphieren", meint Domenicali.

"Haltet zu Lewis - er wird nach der Sommerpause sehr, sehr stark zurückkommen. Denn wenn man innerlich dieses Feuer hat, das sicherstellt, dass diese Erfahrung positiv wird, dann widmet man sich Tag und Nacht dieser Aufgabe - und genau das tut er."

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