Zynisches Interview: Lando Norris gibt Russell die Schuld an "Verstappen-gate"!
Ein bizarres TV-Interview von McLaren-Pilot Lando Norris nach der Kollision Verstappen-Russell in Barcelona macht jetzt auf Social Media die Runde ..
(Motorsport-Total.com) - Lando Norris gab nach dem Rennen in Barcelona gerade seine ersten Interviews am sogenannten "Pen", wo die verschiedenen TV-Stationen auf die Fahrer warten, um O-Töne für ihre Übertragungen einzusammeln. Die Kamera von Sky zeichnete bereits auf, als hinter dem McLaren-Piloten zufällig George Russell vorbeiging.

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Für Lando Norris "steht fest": Russell hatte Schuld an der Kollision mit Verstaopen in Barcelona Zoom Download
"Waren das du und Max, die da aneinandergeraten sind?", wollte Norris von seinem Landsmann wissen. Russell bejahte, und Norris konnte sich eine zynische Bemerkung dazu nicht verkneifen: "Wirklich? Ich kann nicht glauben, dass du so in ihn reingelenkt hast! Das war verrückt."
Kurz zuvor hatte die ganze Welt live im TV gesehen, was wirklich passiert war. Nicht Russell war es, der in Kurve 5 in Verstappen reinfuhr, sondern es war genau umgekehrt. Das sahen im Übrigen auch die Rennkommissare so, die Verstappen für seine unsportliche Aktion mit einer Zehnsekundenstrafe und drei Strafpunkten belegten.
Dass Norris seine Schuldzuweisung gegenüber Russell nicht ernst meinte, war offensichtlich. Zumal er schon vor der Situation im "Pen" im sogenannten "Cooldown-Room" die Verstappen-Russell-Kollision erstmals gesehen und gesagt hatte: "Ich habe das auch schon gemacht. In Mario Kart!" Was nicht so klingt, als fände er Verstappens Aktion okay.
Norris' Interview mit Rachel Brookes von Sky
Im Interview mit Sky-Reporterin Rachel Brookes kommentierte Norris die Verstappen-Russell-Kollision dann offensichtlich süffisant, angesichts der eigentlich glasklaren Schuldfrage. Er zog seine sarkastische Bewertung der Situation aber staubtrocken bis zum Ende durch:
Norris: "George hätte eine Strafe bekommen sollen. Das ist klar."
Brookes: "Du hast gesagt, du hast das in Mario Kart gesehen, aber noch nie auf einer echten Rennstrecke. Was ging dir durch den Kopf, als ihr die Szene gesehen habt?"
Norris: "Ihr habt das gehört?"
Brookes: "Ja, haben wir."
Norris: "Alles klar. Kein Kommentar."
Brookes: "Du hattest ja schon oft Zweikämpfe mit Max, hast in der Vergangenheit auch schon versucht, ihn zu überholen. Glaubst du, dass er denkt, dass die Leute jetzt langsam Möglichkeiten finden, an ihm vorbeizukommen?"
Es ist eine interessante Stelle in dem Interview, denn Norris macht klar, dass er null Interesse hat, sich auf eine Diskussion über Verstappens unsportliches Verhalten einzulassen. Stattdessen bleibt er bei seiner Linie, sich gar nicht oder nur sarkastisch dazu zu äußern, und lenkt einfach vom Thema ab, ohne die Frage zu beantworten.
Norris: "Mein Rennen war heute sehr gut, und es war ein großartiger Doppelsieg für das Team. Ich war zufrieden mit meiner Pace. Es ist einfach schwierig, auf dieser Strecke einem Vordermann zu folgen."
Brookes: "Dann versuch ich's anders. Wenn Kinder zuschauen und auf die Kartbahn gehen, und sich dann auch so verhalten, wie sie es im Formel-1-Rennen gesehen haben, ist das wirklich ein gutes Vorbild?"
Norris: "Es ist nicht an mir, das zu sagen. Du kennst doch die Antwort."
Brookes: "Okay. Ich glaube, das tue ich, aber ich kann das nicht sagen. Ich bin keine Rennfahrerin, ich fahre nicht in der Formel 1. Kannst du verstehen, dass Max vielleicht im Auto saß und ziemlich frustriert war?"
Norris: "Natürlich. Ich bin andauernd frustriert. Das gehört zum Leben dazu. So ist der Sport."
Warum sich Ralf Schumacher mit der Bild-Zeitung zofft
"Verstappen-gate" sorgte aber auch außerhalb des Formel-1-Paddocks für heiße Diskussionen. Zum Beispiel die Story von Motorsport.com Italien über die Ausstiegsklausel in Verstappens Vertrag, wonach dieser nur dann gehen darf, sollte er am Stichtag 30. Juni (also nach dem Grand Prix von Österreich) nicht unter den Top 4 der Fahrer-WM liegen.
Denn Ralf Schumacher hat bei Sky augenzwinkernd hinterfragt, ob Verstappen vielleicht absichtlich so agiert, dass er möglichst keine WM-Punkte mehr sammelt, um unter Umständen doch schon für 2026 das Team wechseln zu können. "Wenn es denn so eine Klausel gibt", sagt Schumacher, müsse man hinterfragen, "warum auf einmal solche Sachen passieren, und warum man sich eine Strafe holt, die unnötig ist."
Und weiter: "Es kann ja auch so sein, wenn man für sich die Entscheidung getroffen hat, man will nicht mehr, dass man dann auch sicherstellt, dass es so ist. Hoffen wir natürlich nicht. Aber es ist eine kritische Phase jetzt im Moment."
Eine Aussage, die von der Bild-Zeitung direkt in eine Schlagzeile verwandelt wurde. Unter dem Titel "'Größtmöglicher Blödsinn': Red-Bull-Wut auf Schumacher" veröffentlichte diese am Montag eine Story, in der Schumachers Einschätzung als "verrückte Theorie" bezeichnet wurde, und zitierte Red-Bull-Teamchef Christian Horner mit den Worten: "Diese Theorie ist der größtmögliche Blödsinn. So etwas Dummes habe ich lange nicht mehr gehört."
Das wiederum gefiel offenbar Ralf Schumacher nicht, der sich falsch zitiert fühlte und auf seiner Instagram-Seite den Originalausschnitt von Sky postete. Dazu schrieb er: "Liebe Bild, eventuell mal richtig zuhören, bevor man Blödsinn verbreitet."
Unabhängig von der Aufregung, ob Schumacher nun falsch zitiert wurde oder nicht, steht für Horner fest: "Max ist Racer durch und durch. Er will immer gewinnen und würde niemals so handeln." Und auch Helmut Marko unterstreicht: "Max ist ein absoluter Racer, und das wäre überhaupt nicht in seinem Sinn."
Warum ein Verstappen-Wechsel als unwahrscheinlich gilt
Sollte Verstappen Red Bull wirklich verlassen wollen, dann könne er das "viel einfacher machen", sagt Marko in einem Interview mit ServusTV und bezeichnet entsprechende Spekulationen als "absurd". Und die Story über die Art und Weise, wie die angebliche Ausstiegsklausel formuliert sein soll, kommentiert er so: "Da gibt es ja die wildesten Theorien, und fast in jedem Land ist eine andere Ausstiegsklausel bekannt gegeben worden." Ohne freilich zu verraten, wie die Ausstiegsklausel denn nun konkret formuliert ist.
Die Spekulationen über einen Wechsel von Verstappen haben zuletzt ohnehin an Dynamik verloren. Nachdem es lange wirklich so aussah, als denke er zumindest darüber nach, zu Mercedes oder Aston Martin zu wechseln, soll er sich erst vor ein paar Wochen intern dazu bekannt haben, auch 2026 für Red Bull zu fahren.
Interessanterweise fiel dieses Bekenntnis zeitlich zusammen mit seinem GT3-Test auf dem Nürburgring, unter dem Pseudonym Franz Hermann. Branchenkenner halten es für denkbar, dass sich Verstappen zu einem Verbleib bekannt hat - aber nur unter der Voraussetzung, dass ihm Red Bull die Freiheiten einräumt, in Zukunft auch auf der Langstrecke Rennen zu fahren und abseits der Formel 1 ein bisschen Spaß zu haben ...