• 17. Juni 2016 · 22:49 Uhr

Crashgefahr im Notausgang: Zu schmal zum Wenden

Der Baku City Circuit ist eng, das gilt auch für die Auslaufzonen, die einige Formel-1-Fahrer offen bemängeln - Anpassung der Boxeneinfahrt bereits am Samstag?

(Motorsport-Total.com) - Dass der neue Baku City Circuit mit seinen langen Geraden und teils engen Kurven nicht nur für die Formel-1-Boliden und Pirelli-Reifen, sondern auch für die Fahrer selbst eine echte Herausforderung sein würde, machte sich in den Trainingssessions am Freitag mehr als deutlich bemerkbar. Selten wurden Notausgänge, Auslaufzonen und der Rückwärtsgang so häufig genutzt wie bei der ersten offiziellen Stippvisite aller Piloten auf dem 6,003 Kilometer langen Stadtkurs, der mitten durch Aserbaidschans Hauptstadt führt.

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Schnell und eng: Auf dem Stadtkurs in Baku ist in jeder Kurve volle Konzentration gefragt Zoom Download

Ob Rookie Jolyon Palmer oder viermaliger Weltmeister Sebastian Vettel: Kaum ein Fahrer handelte sich keinen Ausritt ein. Glücklicherweise ging die Mehrheit der Verbremser glimpflich aus. Einzig Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo fuhr sein Auto im ersten Freien Training gegen die Wand. Er hatte sich - wie so viele andere - in Kurve 15 vertan. Die Linkskurve am Präsidentenpalast ist schon jetzt berühmt-berüchtigt. Sie ist schnell und eng. Bei Fehlern hilft nur der Notausgang rechts.

Doch da liegt das Problem. Denn viele der Notausgänge und Auslaufzonen sind dem Bekunden der Fahrer zufolge zu eng - und das gleich aus zweierlei Hinsicht. "Es geht darum, dass genug Platz da ist, um das Auto, wenn es von der Strecke abkommt, rechtzeitig zum Stehen zu bringen", erklärt Carlos Sainz (Toro Rosso) im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Er weiß, dass der Platz begrenzt ist, vertraut aber auf die FIA: "Wenn deren Simulation sagt, es ist genug, dann glaube ich das."

Raus aus dem Notausgang nur mit Donut

Fahrerkollegen sehen aber noch einen anderen Teil des Problems. Denn die Notausgänge sind mitunter so knapp bemessen, dass ein normales Wendemanöver unmöglich ist. "Es ist hier schwierig, das Auto herumzudrehen", meint zum Beispiel Haas-Pilot Romain Grosjean und hofft, dass hier nachgebessert wird: "Für das erste Jahr ist es schon gut, vielleicht kann man die Auslaufstellen im nächsten Jahr etwas größer machen. Aber natürlich will man diese Zonen nicht nutzen."

Auch Toro-Rosso-Kollege Daniil Kwjat, der in Kurve 15 ein paar Mal von der Ideallinie abkam, kennt die Problematik und scherzt: "Ich musste mir erst einmal selbst beibringen, wie man Donuts macht." Waren diese in der Formel 1 lange Zeit verpönt und werden für gewöhnlich nur zum Feiern in der Ehrenrunde genutzt, ist die Kreisfahrt auf durchdrehenden Rädern in Baku mitunter der einzige Weg, um aus einem Notausgang wieder herauszukommen. Dass das nicht optimal ist und zusätzliches Unfallrisiko birgt, ist selbsterklärend.

Da Baku aber ein Stadtkurs ist und zwar viele Teile der Strecke, nicht aber die Gebäude mobil sind, dürfte es mitunter schwierig werden, im jetzigen Layout mehr Platz für Auslaufzonen zu finden. Kwjat hat die Hoffnung, dass das mit zunehmender Streckenkenntnis auch nicht zwingend nötig sein wird. "An einem Freitag auf einem neuen Kurs ist es ziemlich normal, dass die Fahrer die Grenzen der Strecke ausloten und sich dabei auch mal vertun", erklärt er, "aber je mehr man fährt, umso sicherer und beständiger wird man."

Boxeneinfahrt in Baku soll erweitert werden

Also alles eine Frage der Übung? Zumindest für die Boxeneinfahrt wollen einige Formel-1-Piloten das nicht gelten lassen. Sie war bereits am Donnerstag heiß diskutiert worden, weil man hier mit Höchstgeschwindigkeit in eine Schikane zur Box abbiegen muss und wenig Spielraum hat. Wenn man die Einfahrt clever nimmt, kann man viel Zeit sparen, da das Tempolimit relativ spät beginnt. Genau darin sehen manche jedoch die Gefahr und meldeten bei der Rennleitung entsprechende Einwände an.


Fotostrecke: So spektakulär ist der neue Kurs von Baku

"Ich mag das Potenzial, weil es eine Herausforderung ist. Aber wir müssen wissen, wann ein Auto reinkommt und wann es draußen bleibt", argumentiert etwa Toro-Rosso-Fahrer Sainz, der sich für eine Verlängerung der Boxeneinfahrt ausspricht: "Wir müssen sie um ein ganzes Stück erweitern." Nur so sehe er die Sicherheit auf der langen Start-Ziel-Geraden gewahrt. Eine entsprechende Änderung soll laut Sainz noch am Samstag vor dem Qualifying zum Großen Preis von Europa getestet werden.

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