Formel 1 in London: Was hinter der neuen Mega-Strategie steckt
Die strategische Ausrichtung der Formel 1 erklärt: Weshalb sich die Rennserie mit immer neuen Partnern inszeniert und wen sie damit erreichen will
(Motorsport-Total.com) - McLaren auf dem Trafalgar-Square, Lego-Trophäen auf dem Podium und Harrison Ford als ein Markenbotschafter: Rund um den Grand Prix von Großbritannien 2025 demonstrierte die Formel 1 ihr ständig wachsendes kommerzielles Potenzial und hat laut Emily Prazer sogar das berühmte Tennisturnier in Wimbledon "übertrumpft".
Wie Prazer als kaufmännische Geschäftsführerin der Formel 1 im Podcast "James Allen on F1" weiter erklärt, hat das Sponsoring im direkten Umfeld der Rennserie inzwischen ein Volumen von über zwei Milliarden Euro erreicht.
Doch auf diesen Lorbeeren will sich die Formel 1 nicht ausruhen: Die jüngsten Erfolge müssten Ansporn sein, weiter an der Außendarstellung zu arbeiten.
"Chase Carey hat uns vor fünf Jahren mitgegeben: Jedes Rennwochenende soll sich wie der Super Bowl anfühlen. Wir stehen immer noch hinter dieser Aussage", so Prazer.
Der Großbritannien-Grand-Prix sei das perfekte Beispiel dafür. "Es war verrückt", meint Prazer. "Zum ersten Mal in den acht Jahren, in denen ich bei der Formel 1 bin, habe ich so viele Formel-1-Aktivitäten im Zentrum Londons gesehen, und auf Instagram und Social Media überhaupt."
Und die Teams ziehen mit: Neben McLaren haben auch Aston Martin und Williams eigene PR-Veranstaltungen in Englands Hauptstadt abgehalten.
"Das zeigt, dass es eben nicht nur darum geht, Partner wie Louis Vuitton und Pepsi für die Formel 1 zu gewinnen", erklärt Prazer. "Denn die Teams sind unsere größten Marketingplattformen, wenn es darum geht, das Publikum zu erreichen. Dann sieht man, wie der Sport auf allen Ebenen einen Gang höher schaltet."
Die 10 kuriosesten Formel-1-Sponsoren
#10 Sauber & Chelsea FC: Ab 2012 waren das Schweizer Formel-1-Team und die Londoner Fußballmannschaft Partner. Die Idee hinter dem Deal war es, beiden Marken Präsenz außerhalb ihres Kernpublikums zu verschaffen und Know-how auszutauschen. Eigentümer des Chelsea FC war damals der russische Milliardär Roman Abramowitsch, den Bernie Ecclestone jahrelang vergeblich von einem Formel-1-Engagement überzeugen wollte. Fotostrecke
"Aber wir dürfen das nicht für selbstverständlich halten, sondern müssen weiter innovativ sein."
Umfrage-Ergebnisse und Film als Ansporn
Auch die aktuelle Formel-1-Umfrage macht Prazer und ihren Kollegen Mut: 94 Prozent der Befragten gaben an, die Formel 1 auch in den kommenden fünf Jahren verfolgen zu wollen.
"Ich glaube, dieser Wert ist höher als wir alle erwartet hatten", sagt Prazer. "Und das bedeutet wirklich, dass wir unser globales Marketing anpassen müssen, um sicherzustellen, dass die zukünftigen Entscheidungsträger - also genau diese Menschen - auch weiterhin engagiert und begeistert bleiben."
Dubiose Formel-1-Sponsoren
Moneytron (Onyx): Jean-Pierre van Rossem überzeugt Investoren, dass er einen Supercomputer habe, der die Bewegungen des Aktienmarktes vorausberechnen könne. Mit dem erhaltenen Geld tritt er 1989 als Sponsor des Formel-1-Teams Onyx auf. Zwei Jahre später wird von Rossem wegen Betrugs zu fünf Jahren Haft verurteilt. 2018 stirbt der Belgier. Fotostrecke
Dazu passt der neue Formel-1-Film mit Brad Pitt, der vor wenigen Wochen seine Kinopremiere feierte. Prazer wertet das Projekt als einen großen Erfolg: "Es hebt die Formel 1 auf ein neues Level."
Wie das Publikum interessiert bleibt
Und dieses Level gelte es zu halten, wenn die Formel 1 2026 in ihre neue technische Ära starte. "Wir müssen das Interesse der Leute umwandeln und sicherstellen, dass wir auf die richtige Art und Weise mit ihnen kommunizieren - insbesondere mit Blick auf die Änderungen für 2026", sagt Prazer. "Wichtig ist, dass unsere Fans verstehen, warum wir solche Schritte gehen."
Doch bis dahin hat die Formel 1 noch "einige Überraschungen auf Lager", so die kommerzielle Leiterin der Rennserie. Sehr viel mehr sagt sie dazu nicht, nur: "Wir werden weiter Sponsoren wie Pepsi an Bord holen - Marken, die gerade bei der jungen Generation sehr gut ankommen."