• 09. August 2025 · 17:05 Uhr

Verstappen, Alonso, Pirro: Diese Formel-1-Größen halfen Bortoleto

Gabriel Bortoleto drückt auf die Pause-Taste und blickt auf seine bisherige Formel-1-Karriere zurück - Dabei erhielt der Brasilianer Unterstützung von großen Namen

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Fahrer richten ihren Blick immer nach vorne, um zu analysieren, wie sie sich weiter verbessern können. Was sie auf dem Weg dorthin erreicht haben, bleibt dabei oft auf der Strecke. Erst spät in ihrer Karriere kommen diese früheren Erfolge oft zurück ins Rampenlicht. Gabriel Bortoleto hat in seiner noch jungen Karriere die Chance genutzt, in der Sommerpause eine Pause einzulegen und seinen bisherigen Weg Revue passieren zu lassen.

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Gabriel Bortoleto spricht über seine junge Formel-1-Karriere Zoom Download

Der Brasilianer ist erst 20 Jahre alt und hat es in die Welt der Königsklasse geschafft. In den Jahren 2023 und 2024 hat sich das Leben des Youngsters maßgeblich verändert. Zunächst gewann er mit Trident die Formel-3-Meisterschaft, dann sicherte er sich ein Jahr später mit Invicta den Formel-2-Titel. Gleichzeitig war er als Testfahrer für McLaren unterwegs.

Dieses Bewerbungsschreiben blieb nicht unbemerkt: Sauber sicherte sich die Dienste des Talents für die Formel-1-Saison 2025. Bortoleto hat in der Saison 2025 bisher 14 Punkte mit drei Top-10-Ergebnissen geholt. Damit liegt er jedoch hinter den Rookies Kimi Antonelli von Mercedes und Isack Hadjar von Racings Bulls. Hinter ihm liegt mit Oliver Bearman noch ein weiterer Neueinsteiger in der Formel 1 bei Haas.

Die Motivation der Bescheidenheit

Bortoleto macht einen soliden Job und ist glücklich, bei Sauber eine wichtige Rolle zu spielen. Gegenüber unserer englischen Schwesterseite Motorsport.com sagt er: "Ich bin ein glücklicher Kerl, der dankbar für die Erlebnisse und Chancen ist, die er bekommen hat. Ich habe Freunde, die auch eine Chance in der Formel 1 verdient hätten. Das sind talentierte Jungs, die alles dafür geben würden, da zu sein, wo ich jetzt bin."

"Darüber denke ich oft nach", sagt der 20-Jährige. "Das treibt mich an, hart zu arbeiten und alles zu geben, um das Beste aus der Möglichkeit zu machen, die mir eröffnet wurde. Ich muss nur meine Ärmel hochkrempeln." Das tut er schon, seit er ein Teenager ist: Mit 12 Jahren ging er nach Italien, um die Kartwelt aufzuwirbeln. Danach ging es in Formelautos weiter, doch sein Weg war voller Hindernisse.

"Es gab schwierige Zeiten", erzählt er. "Im Jahr 2022 hatte ich in der Formel Regional mehrere Probleme mit den Motoren, aber das sind Schwierigkeiten, die nicht an die Öffentlichkeit kommen. Da habe ich gemerkt, dass ich meine Ärmel hochkrempeln muss, um so viel Boden wie möglich gutzumachen. Es gab keinen Grund, Ausreden zu suchen, und das hat mich als Fahrer und als Person stärker gemacht."

Der Drang zur Verbesserung

"Ich stecke all meine Energie in die Bereiche, in denen ich mich verbessern kann", so Bortoleto. "Ich musste alle möglichen Zehntel finden. Ich bin gereift. Ich bekam meine Bestätigung, als die technischen Probleme unter Kontrolle waren. Als das geklärt war, kamen die Siege, und das Saisonende lief richtig gut."

"Doch meine wichtigste Bestätigung kam bei meinem ersten Formel-3-Test", so der Brasilianer weiter. "Ich bin mit dem Trident-Team nach Jerez gereist. Ein Auto mit solch einer Leistung hatte ich noch nie zuvor gefahren. Ich fand mich in Führung wieder, rund eine halbe Sekunde vor meinem engsten Verfolger."

"Es fühlte sich alles natürlich an: das Gefühl im Auto, die Beziehung zu den Ingenieuren", sagt er. "Da wurde mir klar, dass ich gut sein kann. Das bestätigte sich, denn in der darauffolgenden Saison habe ich den Titel gewonnen."

Fernando Alonso war wichtig

2022 war für Bortoleto ein wichtiges Jahr, denn der zweimalige Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso und sein A14-Management-Team waren an Bord. "Fernando kam Mitte 2022 an Bord, was ein wichtiger Schritt war", sagt er. "Das hatte großen Wert. Im Jahr 2023 fuhr ich dann in der Formel 3 und erstmals im Rahmen der Formel 1. Als ich das erste Mal an der Strecke war, wurde mir bewusst, dass ich vor den Augen aller großen Formel-1-Teams fahren würde."

"Ich habe Fernando um viele Ratschläge gebeten, wie man solch ein Rennwochenende managt - den Druck, die Erwartungen und so weiter. Vielleicht denkt man, dass jemand wie Fernando dafür zu beschäftigt ist, aber ich kann sagen: Er hat immer Zeit gefunden. Er hat dafür vielleicht sogar seine Pausen geopfert. Ich finde seinen Willen zu helfen großartig, das war sehr wertvoll."

Am Ende zählen nur Siege, und Bortoleto tauchte auf dem Radar der Formel-1-Teams auf: "Nach einem guten Start ins Jahr 2023, in dem ich die ersten beiden Hauptrennen gewann, erhielt ich einen Anruf von Emanuele Pirro. Ich habe mit seinem Sohn Goffredo in der Formel 4 zusammengearbeitet, der mein Ingenieur war. Ich hatte aber nie die Chance, Emanuele zu treffen. Mir war gar nicht bewusst, dass er eine Rolle bei McLaren innehatte - als Chef des Nachwuchsprogramms."

Pirro war ebenfalls Teil seiner Karriere

"Ich erinnere mich an den Anruf sehr gut und war sehr überrascht", so der Brasilianer. "Emanuele zeigte sich als großartiger Mensch. Es dauerte etwas, den Vertrag vorzubereiten, aber am Ende war ich offiziell der erste Fahrer im Programm."

Der schnelle Aufstieg in der Formel 1 erwischte selbst McLaren kalt. Ende 2024 hatten sie einen Formel-2-Champion in den eigenen Reihen, der kurz- oder mittelfristig einen Platz bekommen würde. "McLaren war immer sehr transparent", sagt Bortoleto. "Sie haben mir klar gemacht, dass sie mir keine Hindernisse in den Weg legen würden, wenn sich eine Chance in der Formel 1 auftut."

"Nach meinem Sieg in der Formel 2 hatten sie einfach kein Cockpit verfügbar", erklärt er. "Oscar Piastri und Lando Norris sind sehr jung, sehr stark und haben langfristige Verträge. Als sie von der Möglichkeit bei Sauber erfuhren, haben sie ihr Wort gehalten und mich freigegeben. Als ich sah, wie Nico Hülkenberg die Trophäe in die Luft streckte, sagte ich mir: 'Da will ich auch hin.'"

Sauber wird zu Audi

Bei Sauber sorgt Teamchef Mattia Binotto dafür, dass Audi ab der Saison 2026 in der Formel 1 an Bord ist. Das Team vollzieht im Hintergrund den Wechsel, sodass Bortoleto im Jahr 2025 die Chance bekommt, sich zu akklimatisieren. Das bedeutet weniger Druck und niedrigere Erwartungen. Wenn dann 2026 die neuen Regeln eingeführt werden, müssen das Team und auch die Fahrer Vollgas geben.

Theoretisch ist das das ideale Szenario für einen Rookie - so geht auch Mercedes mit Antonelli vor. Doch ein schwieriger Start in die Saison 2025 verhinderte, dass Bortoleto Schwung aufbauen konnte. Mit einem schwierigen Auto jagte Sauber lange den ersten Punkten hinterher.

"Der Saisonstart war nicht einfach", analysiert der junge Fahrer. "Im Team wurde meine Arbeit immer positiv bewertet, aber es war mental schwierig, sich daran anzupassen, nach zwei Titeln im Tabellenkeller zu stehen. Die Ambitionen lassen sich nur schwer managen, aber von Rennen zu Rennen wurde es besser und ich stand in den Top 10, was ein gutes Gefühl ist."

Hülkenberg und das erste Podium

"Wir haben im Vergleich zum Saisonstart einen großen Schritt nach vorne gemacht", so Bortoleto weiter. "Manchmal standen wir in der Startaufstellung hinten, aber die Situation hat sich definitiv verbessert. Vielleicht können wir nicht auf jeder Strecke um Punkte kämpfen, aber auf den meisten schon."


Hülkenberg-Podium: Was Sauber in Silverstone alles richtig machte

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Wie Sauber mit zwei perfekt getimten Entscheidungen Nico Hülkenberg von P19 auf P3 brachte. Weitere Formel-1-Videos

Die positiven Resultate zeigten auch den Charakter von Bortoleto. Er war einer der größten Fans seines Teamkollegen Nico Hülkenberg, der in Silverstone sein langersehntes erstes Formel-1-Podium holte. Trotz 17 Jahren Altersunterschied scheinen die beiden Sauber-Piloten eine funktionierende und harmonische Beziehung aufgebaut zu haben.

"Nico ist ein toller Mensch und ein guter Fahrer", sagt Bortoleto. "Als er in Silverstone Platz drei holte, war das sehr emotional. Er hilft mir sehr. Ich habe viel von ihm gelernt und tue das heute noch. Wenn man eine gute Beziehung hat, dann feiert man auch die guten Momente zusammen. Daher war es für mich selbstverständlich, mit ihm auf das Podium zu gehen und zu feiern."

"Er hatte ein großartiges Rennen und traf die richtigen Entscheidungen. Es war ein verdientes Ergebnis", sagt er. "Ich wollte in diesem Moment bei ihm sein und mit ihm feiern. Das Bild, als Nico die Trophäe in die Luft hob, hat mich motiviert."

Doch er bekam auch Hilfe von einem der größten Stars der Formel 1: "Max Verstappen hat mir in meiner ersten Formel-3-Saison sehr geholfen. Wir haben uns online getroffen, gezockt und diskutiert." Bortoleto hatte keinen einfachen Start: 2025 war er der Rookie mit den wenigsten Testkilometern. Doch das hat er nie als Ausrede genutzt.

"Vor der Saison war ich einen halben Tag mit McLaren bei einem Test unterwegs, den ich nach meinem Sieg in Monza bekommen habe. Dann gab es den Test nach der Saison in Yas Marina, da war ich schon Sauber-Fahrer", erinnert er sich. "Die Testkilometer wurden limitiert, ich habe einmal getestet, aber es hat geregnet."

Verstappen half ebenfalls

"Ich bin also mit zwei Testtagen in die Saison gestartet", erklärt er. "Hätte ich mehr Testkilometer gesammelt, wäre ich besser vorbereitet gewesen, aber das war in meinem Fall schon in der Formel 2 und Formel 3 so. Am Ende gibt es keine Ausreden. Du musst das Beste aus dem machen, was dir gegeben wird."

Verstappen und Bortoleto sind Freunde. Im Fahrerlager tauschen sie sich gerne kurz aus. "Unsere Freundschaft basiert auf unserer gemeinsamen Leidenschaft für virtuelles Racing und Simulatoren", sagt Bortoleto. "Es ging früh im Jahr 2023 los, das war meine Formel-3-Saison, und Max hat mir im Simulator viel geholfen. Er schlug vor, was ich ausprobieren und welche Änderungen ich vornehmen kann."

Bortoleto ist sehr bescheiden. An den Rennwochenenden begleitet ihn sein Coach und Manager. Seinen inneren Zirkel sieht man kaum. "Meine Eltern würden mich gerne zu den Rennen begleiten, aber sie haben in Brasilien viel zu tun", sagt er. "Mein Vater managt die Stock-Car-Meisterschaft. Rubens Barrichello und Felipe Massa fahren in der Serie."

Der Vater hatte kaum Geld

"Mein Vater war immer ein großer Fan, aber er hatte nicht viel Geld, als er jung war. Deshalb musste er bei null anfangen", so Bortoleto. "Als die Grands Prix in Interlagos stattfanden, half er VIPs aus dem Hubschrauber und ins Fahrerlager. So verbrachte er Zeit auf der Rennstrecke, denn er konnte sich kein Ticket leisten."

"Er hat mir diese Leidenschaft weitergegeben. Dann begannen die ersten Schritte im Kartsport. Wir hatten einen Traum, der nicht erreichbar schien. Jetzt ist sein Sohn aber in der Formel 1 und ich hoffe, dass er bald zum ersten Mal an die Strecke kommen kann."

Wie viele andere Fahrer lebt Bortoleto in Monaco. In seiner alten Heimat Mailand lebt jetzt der aktuelle Ferrari-Junior und Formel-3-Meister Rafael Camara. Doch viel Zeit hat er in seiner Wohnung bisher nicht verbracht: "Ich habe kaum Freizeit. Neben den Reisen verbringe ich gerne Zeit mit dem Team in der Basis in Hinwil."

So geht es weiter mit Audi

"Ich denke, das ist wichtig - gerade als Rookie. Denn ich muss viel lernen und mich erst einmal an vieles gewöhnen", so Bortoleto. Der Brasilianer bereitet sich auf den Umschwung zu Audi vor, und seine Ambitionen sind groß: "Wir wissen nicht, wo wir stehen, bis wir das erste Mal an der Strecke sind, aber wir sind bereit, um Punkte und Podien zu kämpfen."

Bortoleto muss noch einen langen Weg bei Sauber/Audi gehen, doch der 20-Jährige sieht seine Rolle in der Formel 1 nicht als selbstverständlich an. Er gehört zu den interessantesten Rookies der Saison 2025 und hat bereits dreimal gepunktet. Er hat Schwung für seine Karriere aufgebaut.

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