Bortoleto: Hülkenbergs Entscheidungen haben Unterschied gemacht
Ein Rookie, der zu früh auf Slicks wechselt, ein Routinier, der alles richtig macht - Gabriel Bortoleto zeigt sich selbstkritisch und lobt Nico Hülkenbergs Instinkt
(Motorsport-Total.com) - Während Nico Hülkenberg beim Formel-1-Grand-Prix in Silverstone auf dem Podium feierte, musste Teamkollege Gabriel Bortoleto das Rennen vorzeitig beenden. Jetzt zieht er den Hut vor der Leistung des erfahrenen Deutschen. In einem chaotischen Grand Prix bei wechselhaften Bedingungen war es laut Bortoleto vor allem Hülkenbergs Rennintelligenz, die den Ausschlag gab.

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Nico Hülkenberg schrieb mit dem Podiumsplatz in Silverstone Formel-1-Geschichte Zoom Download
Hülkenberg stellt sich im Rennen mehrfach gegen Strategievorschläge von der Box und lehnte insbesondere Slicks zu Beginn gegen den Rat seines Renningenieurs Jose Manuel Lopez ab. Immer wieder überschrieb er die Strategie selbst.
Auch beim Wechsel auf einen zweiten Satz Intermediates stellte er das Team vor vollendete Tatsachen: "Die Reifen sind tot, ich komme jetzt rein", nachdem er gerade noch die Anweisung bekommen hatte, draußen zu bleiben. Jedes Mal lag er mit seiner Entscheidung richtig. Bei wechselnden Verhältnissen ist es durchaus üblich, dass ein Fahrer sein Team überstimmt. In dieser Quantität ist es jedoch selten.
"Ich bin superhappy für Nico - natürlich hätte ich selbst gern dort oben gestanden, aber er hat die richtigen Entscheidungen getroffen. Das war am Ende der Schlüssel", sagt der Formel-1-Rookie am Rande des Belgien-Wochenendes.
Bortoleto hatte im Rennen von Silverstone einen strategischen Fehler begangen: Er wechselte frühzeitig auf Slicks in der Hoffnung, mit einem mutigen Call Boden gutzumachen. Doch die Strecke war noch zu nass, der Brasilianer rutschte ins Aus. Auch andere Piloten wie Charles Leclerc oder George Russell gingen diesen Weg ohne Erfolg.
"Ich habe gesehen, dass einige erfahrene Fahrer wie Charles und George auf Slicks gegangen sind. Da dachte ich: Warum nicht? Aber es war die falsche Entscheidung", räumt Bortoleto ein. "Es war ein schwieriges Rennen - diejenigen, die einfach alles sauber durchgezogen haben, wurden belohnt. So wie Nico."
Erfahrung schlägt Risiko
Für den 19-jährigen Rookie war das Rennen eine Lektion in Sachen strategischer Rennführung. Hülkenberg sei laut Bortoleto ein Musterbeispiel dafür, wie wichtig Erfahrung und Entscheidungsqualität in der Formel 1 sind.
"Es gibt so viele kleine Entscheidungen, die den Unterschied machen - und Nico hat sie alle richtig getroffen", erklärte er. "Er ist oft von hinten gestartet und hat es trotzdem in die Punkte geschafft. Das ist kein Zufall - das ist Erfahrung und mentale Stärke."
Dass der eigene Zwischenfall schmerzt, gibt Bortoleto offen zu. Dennoch betont er, dass der Druck innerhalb des Teams trotz des Hülkenberg-Podiums nicht gestiegen sei.
"Ich bin mit meiner eigenen Leistung zufrieden. Die Pace stimmt, ich qualifiziere mich gut. Ich muss nur Qualifying und Rennen noch besser zusammenbringen - und dann werden auch die Ergebnisse kommen."
Trotz seines Ausfalls in Silverstone sieht Bortoleto eine positive Entwicklung. Zwei Rennen zuvor hatte er in Österreich seine ersten WM-Punkte gesammelt. Und mit Hülkenbergs Erfolg habe das Team insgesamt einen wichtigen Schub erhalten.
"Das gibt dem ganzen Team enorm viel Selbstvertrauen", so Bortoleto. "Es zeigt, dass unsere Schritte in die richtige Richtung gehen. Jetzt wollen wir diesen Schwung mitnehmen."