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Brasiliens F1-Hoffnung Bortoleto: So wie Senna, das geht heute nicht mehr
Warum es das "Senna-Phänomen" heute nicht mehr geben kann: Formel-1-Fahrer Gabriel Bortoleto erklärt die neue Realität im brasilianischen Motorsport
(Motorsport-Total.com) - Auf seinen Schultern lastet die Hoffnung einer großen Motorsport-Nation: Mit Emerson Fittipaldi, Nelson Piquet und dem unvergessenen Ayrton Senna bringt es Brasilien auf acht WM-Titel in der Formel 1, 101 Grand-Prix-Siege stehen für das südamerikanische Land zu Buche. Und seit 2025 hat Brasilien mit Gabriel Bortoleto endlich wieder in Piloten in der Königsklasse.

© LAT Images
Bortoletos Helm lässt kaum Zweifel, wer das große Idol des Brasilianers ist Zoom Download
Zuletzt vertrat Felipe Massa seine Farben bis Ende 2017 in der Formel 1 als regulärer Stammpilot bei Williams - Pietro Fittipaldi schaffte es 2020 immerhin auf zwei Einsätze als Ersatzpilot nach Romain Grosjeans Feuerunfall bei Haas (mehr dazu in der Formel-1-Datenbank!).
Bortoleto, der 33. Grand-Prix-Starter seines Landes, kommt als amtierender Formel-2-Champion nun immerhin mit einer starken Visitenkarte. "Natürlich sind wir ein Land, das früher viel im Motorsport gewonnen hat", weiß der Sauber-Pilot um die Sehnsüchte seiner Landsleute.
Die Rückkehr einer Rennsport-Nation
Wenngleich er mit Blick auf das jüngere Publikum zu bedenken gibt: "Viele Fans haben brasilianische Fahrer gar nicht mehr siegen sehen in der Formel 1, weil sie neue Fans sind - Fußballfans, die Brasilien vor 20 Jahren haben gewinnen sehen - und sie vermissen dieses Gefühl, in einem Sport wieder ganz oben zu stehen."
Doch: "In der Fußball-WM war Brasilien zuletzt auch nicht erfolgreich, und im Motorsport haben wir in den letzten Jahren zwar gut performt, aber keinen Titel geholt", macht Bortoleto trotz seines Erfolges im Vorjahr klar, dass am Ende nur die große Formel 1 zählt: "Die brasilianischen Fans sind sehr emotionale Menschen - das ist Brasilien. Das liebe ich auch an meinem Land", sagt er zu den großen Erwartungen.
"Ich denke, die, die den Sport verstehen und wissen, wie groß die Unterschiede bei den Autos sind - dass man hier ein Auto entwickeln kann und eben nicht alle mit dem gleichen Chassis fahren wie in den Nachwuchsserien, wo man nur das Set-up verändert - diese Fans verstehen meine Situation", so Bortoleto: "Sie erwarten einfach, dass ich mich von Rennen zu Rennen verbessere und mit der Zeit dazulerne."
Senna-Vergleiche und moderne Realität
"Aber vielleicht gibt es auch Leute, die nicht viel Ahnung von Formel 1 haben und die sich an Senna in den Achtzigerjahren erinnern - und denken, man kann sich einfach irgendein Auto schnappen und damit in Monaco im Regen gewinnen. Aber so ist es heute nicht mehr. Es ist nicht mehr so einfach." (So viel Realität steckt in der Senna-Serie auf Netflix)
Der Brasilianer spielt dabei auf Sennas legendäre Regenfahrt in Monte Carlo 1984 an, als nur ein vorzeitiger Rennabbruch den Sieg des Rookies im unterlegenen Toleman verhinderte. Allerdings: Ausgerechnet Bortoletos Teamkollege Nico Hülkenberg bewies zuletzt im ebenfalls nassen Silverstone, dass derlei Sternstunden für die Nachzügler auch in der modernen Formel 1 nicht ganz ausgeschlossen sind ...
"Nicht, dass es unmöglich ist", bekennt auch Bortoleto: "Aber es ist eben schwieriger." Reihenweise Ausfälle, wie sie früher in der Formel 1 an der Tagesordnung waren und schon mal das ein oder andere Überraschungsergebnis ermöglichten, sind eben rar geworden - deswegen will Bortoleto nicht vom unwahrscheinlichen Podium träumen, sondern sich lieber Schritt für Schritt ran arbeiten: "Ich gebe auf der Strecke mein Bestes - und das ist es, was für mich zählt."