"Fühle mich wie Donald Trump": Das sagt Hülkenbergs Chef nach dem Podium
Nico Hülkenberg beschert Sauber im wahrsten Sinne des Wortes einen Feiertag: Was der für Teamchef Jonathan Wheatley bedeutet und auf welchen Effekt er jetzt hofft
(Motorsport-Total.com) - Angesichts der Heerschar an anwesenden Journalisten, der vielen Mikros und Kameras, die nach Saubers Sensations-Podium in Silverstone in seiner Medienrunde auf Teamchef Jonathan Wheatley gerichtet sind, muss der Brite kurz schmunzeln: "Ich fühle mich wie Donald Trump", kommentiert er den Andrang nach dem ersten Podium für die Truppe aus Hinwil seit 2012.

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Volle Hütte bei Sauber: Jonathan Whealtey nimmt Nico Hülkenberg in Empfang Zoom Download
Und dem allerersten überhaupt für seinen Schützling Nico Hülkenberg: "Als ich ihn unter dem Podium gesehen und kurz mit ihm gesprochen habe, schien er fast unter Schock zu stehen", lacht Wheatley, der jedoch selbst ein bisschen rätselt: "Wie soll man das auch zusammenfassen? Ich versuche jetzt einfach, den Moment zu genießen, statt gleich wieder in dieses unaufhaltsame Karussell einzusteigen - das nächste Rennen, und das nächste..."
Denn erstmal will er Hülkenberg gebührend würdigen: "Nico ist ein herausragendes Rennen gefahren. Eines der besten, das ich je in Silverstone gesehen habe - ja sogar eines der besten, das ich je von einem Fahrer überhaupt gesehen habe", überschüttet Wheatley seinen Routinier mit Lob: "Und es fühlt sich für mich unglaublich an, dass wir alle dieses Podium feiern, denn es fühlt sich so an, als hätte er es schon seine ganze Karriere lang verdient: Es ist wohl das am längsten überfällige Podium der Geschichte."
Teamchef Wheatley freut sich: "Ein Meilenstein"
Der Deutsche habe am Sonntag "seine ganze Klasse gezeigt, keinen Fehler gemacht - und auch das Team hat strategisch alles richtig entschieden, ist auf der Strecke geblieben, als es nötig war, und dann im richtigen Moment auf Medium-Reifen gewechselt", freut sich der Teamchef, der mit einem breiten Lächeln anfügt: "Ich bin einfach unglaublich stolz auf alle Beteiligten."
Dass Hülkenberg nun aber anders wahrgenommen werde als vorher, das glaubt Wheatley nicht - aus einem bestimmten Grund: "Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich habe ihn schon seit langer Zeit für ein außergewöhnliches Talent gehalten. Und ich glaube, ich habe das auch stets konsequent allen hier kommuniziert." Der Brite erklärt: "Es war für mich immer schwer nachvollziehbar, dass er in seiner Karriere noch nie am Podium stand."
Seit diesem Sonntag in Silverstone ist jener Makel allerdings Geschichte, nach langen 239 Rennen: "Heute hat er gezeigt, was in ihm steckt. Und ich denke, auch für ihn persönlich war es ein Meilenstein, denn der sprichwörtliche 'Affe auf dem Rücken' ist nun endlich weg", grinst der ehemalige Red-Bull-Mann.
Hülkenberg "absolut in der Lage, ein Rennen zu gewinnen"
Obwohl sich Wheatley nach Seriensiegen mit seinem alten Team also mit dem Gewinnen auskennt, ist das Gefühl mit Sauber Erfolge zu feiern doch ein ganz anderes - eines, das die Truppe nun beflügeln wird, wie der Brite hofft: "Wir sprechen oft darüber, wie wichtig Momentum in einem Team ist. Und was ich persönlich aus diesem Tag mitnehme, ist: Die Menschen beginnen, an uns zu glauben."
Wheatley erklärt: "Ich kann es immer wieder sagen, dass wir Fahrt aufnehmen, dass wir Leistung zeigen, dass Mattia und die ganze Vorarbeit, die er noch vor meinem Einstieg geleistet hat, jetzt Früchte tragen. Und es stimmt auch", sagt der Teamchef: "Aber der Weg, den wir als Team noch vor uns haben, ist lang. Doch heute war ein bedeutender Schritt auf dieser Reise."
Wohin diese - ab nächstem Jahr dann offiziell als Audi - noch führen kann, darüber will der 58-Jährgie ein halbes Jahr vorher noch keine konkreten Mutmaßungen anstellen. Er stellt aber sehr wohl klar, dass das Projekt ambitionierte Ziele verfolgt, genauso wie die Fahrer: "Nico hat ja heute gezeigt, wozu er fähig ist. Mit dem richtigen Auto und den passenden Rahmenbedingungen ist er absolut in der Lage, ein Rennen zu gewinnen, daran habe ich keinen Zweifel."
Mit Blick auf die Vorbereitungen für 2026, und die Frage, wo man aktuell stehe, fügt der Teamchef hinzu: "Man kann einen Plan als eine gerade Linie betrachten - aber auf dem Weg gibt es Haarnadelkurven, rote Ampeln und Baustellen. Heute war ein großartiger Tag für das Team, alle hier arbeiten unglaublich hart. Wir sind noch ein junges Team, das zusammenwächst", ordnet Wheatley ein: "Aber was wir heute gezeigt haben, das war schon eine reife Leistung."