Psycho-Krieg in der Formel 1: So tappte Red Bull in McLarens Falle
Ein Klebestreifen, ein Teamduell und eine Botschaft auf dem Asphalt - wie McLaren Red Bull in der Formel 1 auf subtile Weise austrickste
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Großen Preis der USA in Austin sind neue Details über das taktische Geplänkel zwischen McLaren und Red Bull bekannt geworden. Hintergrund ist der Versuch eines Red-Bull-Mitarbeiters, ein Hilfsmittel zu entfernen, das Lando Norris helfen sollte, sein Auto exakt in seiner Startposition auszurichten.
Red Bull wurde nach dem Rennen mit einer Geldstrafe von 50.000 Euro belegt, von der 25.000 Euro zur Bewährung ausgesetzt wurden. Ein Teammitglied hatte versucht, während der Formationsrunde die Startaufstellung zu betreten, um ein Stück Klebeband zu entfernen, das McLaren auf dem Asphalt angebracht hatte. Dieses Band diente Norris als Orientierungshilfe, um das Fahrzeug so weit vorne wie erlaubt in seiner Startbox zu positionieren.
Zwischen den beiden Teams soll es bereits zuvor zu ähnlichen Vorfällen gekommen sein. Laut Informationen der englischsprachigen Ausgabe von Motorsport.com, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, hatte McLaren mehrere Maßnahmen ergriffen, um Sabotageversuchen vorzubeugen. Zuletzt wurde ein spezielles Klebeband verwendet, das selbst nach dem Entfernen Spuren hinterlässt. In Singapur soll darunter sogar die Botschaft "Viel Glück beim nächsten Mal" sichtbar gewesen sein.
Entfernen der Markierung ist nicht verboten
Die Formel-1-Regularien verbieten es den Teams nicht, derartige Markierungen zur Orientierung zu verwenden. Ebenso ist es nicht untersagt, dass andere Teams diese entfernen. Die Strafe für Red Bull bezog sich ausschließlich auf den Regelverstoß des Teammitglieds, das den Anweisungen der Streckenposten nicht Folge leistete.
Das Thema sorgte anschließend für lebhafte Diskussionen unter Fans. Einige stellten infrage, warum ein Spitzenfahrer überhaupt solche Hilfsmittel benötige.
Tatsächlich ist die Sicht aus einem modernen Formel-1-Cockpit stark eingeschränkt. Aufgrund der aerodynamischen Fahrzeugkonzepte sitzen die Piloten in einer fast liegenden Position, die Sicht nach vorn wird zusätzlich durch Sicherheitsstrukturen und das Halo begrenzt.
Weshalb die Fahrer solche Hilfsmittel brauchen
Carlos Sainz erklärte: "Ich habe in meinem Auto eine gute Referenzlinie, die mir beim Ausrichten hilft. Aber ich bin auch schon Autos gefahren, bei denen das nicht möglich war, und da braucht man das Band an der Mauer, um sich zu orientieren."
Auch Nico Hülkenberg bestätigte, dass es bei den aktuellen Fahrzeugen schwierig sei, die Markierungen auf dem Asphalt zu erkennen: "Ich nutze kein Klebeband, aber es ist definitiv eine Herausforderung mit dieser Fahrzeuggeneration."
McLaren hat seinen Startprozess so abgestimmt, dass das Auto möglichst weit vorne innerhalb der gelben Linien steht, bevor die Position markiert wird. Andere Fahrer suchen sich während der Trainings ihre eigenen Referenzpunkte, um beim Start möglichst präzise zu stehen.
Psycho-Duell im Titelkampf
In einer Meisterschaft, in der jede Tausendstelsekunde zählt, kann schon eine minimale Verbesserung der Startposition einen Unterschied machen. Oliver Bearman erklärt: "Die Autos sind nicht dafür gebaut, die gelbe Linie zu sehen, sondern so schnell wie möglich zu fahren. Wenn ein Upgrade die Sicht verschlechtert, bedeutet das meist, dass das Auto schneller ist - und bei McLaren sieht man die Linie wohl gar nicht mehr."
So bleibt der Vorfall ein weiteres Kapitel im intensiven Konkurrenzkampf zwischen Red Bull und McLaren, bei dem selbst die kleinsten Details zum Schauplatz psychologischer und technischer Feinheiten werden.



