• 04. September 2025 · 13:07 Uhr

Wie ein vergessenes F1-Punktesystem 2025 alles verändern würde

Früher wurden in der Formel 1 Streichresultate berücksichtigt - 2025 hätte dieses System Lando Norris im WM-Duell gegen Oscar Piastri geholfen

(Motorsport-Total.com) - Früher war alles komplizierter - zumindest im Punktesystem der Formel 1. Über Jahrzehnte hinweg wurden die schlechtesten Ergebnisse der Fahrer am Ende der Saison gestrichen. Auf diese Weise sollte der Glücksfaktor verringert werden. Heute wirkt diese Praxis seltsam - doch Lando Norris hätte davon im WM-Duell mit Oscar Piastri durchaus profitiert.

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Oscar Piastri und sein McLaren-Teamkollege Lando Norris: Wie eng wäre der Titelkampf mit Streichern? Zoom Download

"Lando Norris' Titelkampf ist gerade ein Stück schwieriger geworden. Sein Ausfall in Zandvoort hat ihm faktisch seinen einzigen "Joker" für die zweite Saisonhälfte gekostet. Damit kann er sich eigentlich keine weiteren Ausfälle mehr leisten, wenn er Oscar Piastri schlagen will. Der Australier hat mit einem weiteren Sieg seine Chancen verbessert - aber welches Ergebnis muss er am Saisonende streichen?"

So oder so ähnlich hätte man die Situation im Stil der 1970er-Jahre beschreiben können. Mit dem damaligen Wertungssystem würde Norris im Kampf gegen Teamkollege Piastri deutlich besser dastehen als mit den aktuell 34 Punkten Rückstand.

Warum es die Regel überhaupt gab

In einer Zeit, in der technische Ausfälle zum Alltag gehörten und jeder Start mit dem Risiko verbunden war, nicht ins Ziel zu kommen, war das System nachvollziehbar. Seit 1991 jedoch zählen alle erzielten Punkte uneingeschränkt zur Weltmeisterschaft.

Von den Anfangsjahren bis in die 1960er-Jahre durften nur eine bestimmte Anzahl von Resultaten gewertet werden. 1950 etwa gingen lediglich die besten vier Ergebnisse aus sieben Rennen in die Wertung ein. Ab 1967 wurde die Saison in zwei Hälften geteilt: Aus jeder Hälfte wurde das schlechteste Ergebnis gestrichen.

Übertragung auf die Saison 2025

Überträgt man dieses Prinzip - ein Streichresultat pro Saisonhälfte - auf den aktuellen 24-Rennen-Kalender, würde Norris' Ausfall in Kanada gar keine Rolle spielen. Bei Piastri sähe es so aus, dass er seine zwei Punkte aus Melbourne als schwächstes Resultat verlieren würde - keine große, aber spürbare Veränderung.


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Größeren Einfluss hätte Zandvoort: Für Norris wäre der Ausfall zwar weiterhin ein Rückschlag, aber er gälte automatisch als Streichresultat. Für Piastri wiederum würde sein zweiter Platz in Ungarn mit 18 Punkten nicht zählen, weil es sein schlechtestes Ergebnis der zweiten Saisonhälfte wäre. Würde er den Rest der Saison ausschließlich als Erster oder Zweiter beenden, gingen ihm diese 18 Punkte verloren. Kompliziert? Ja. Ungerecht? Ansichtssache.

Pech als entscheidender Faktor

Im aktuellen System kann ein einzelner technischer Defekt eine Meisterschaft entscheiden. Lewis Hamiltons Motorschaden in Malaysia 2016 gilt als Paradebeispiel: Ohne den Defekt hätte er eine realistische Chance gehabt, Nico Rosberg zu schlagen. Und auch Norris muss in diesem Jahr mit ansehen, wie ihn McLarens einziges technisches Problem bislang den Anschluss an Piastri gekostet hat.

Das wirft die Frage auf: Spiegelt der Rückstand von 34 Punkten wirklich die Performance-Differenz zwischen den beiden McLaren-Piloten wider? Im Qualifying liegen beide oft nur um Tausendstelsekunden auseinander. Piastri ist extrem konstant und schnell - Norris steht ihm aber kaum nach.

Warum die Regel abgeschafft wurde

1980 wurde das System noch einmal angepasst: Nur die besten elf Resultate pro Fahrer gingen in die Wertung ein. Damit sollten Siege stärker gewichtet werden als konstante zweite Plätze. Doch 1988 geriet das System endgültig in die Kritik, als Alain Prost zwar mehr Punkte sammelte, aber durch die Streichregel Ayrton Senna den Titel überlassen musste. Mit zunehmender Zuverlässigkeit der Autos verlor das Konzept seine Berechtigung.


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Hinzu kam die komplizierte Rechnerei: Für neue Fans ist ein Punktesystem, das Ergebnisse streicht, schwer nachvollziehbar. Einfachheit ist in einem Sport mit globalem Publikum ein entscheidender Faktor - und ein Grund, warum diese Praxis nie zurückkam.

Das Fazit

Würde die alte Regel das Titelrennen 2025 fairer machen? Vielleicht ein bisschen. Norris müsste weniger für einen einzigen Defekt bezahlen. Andererseits gehört die technische Komponente untrennbar zur Formel 1 - selbst dann, wenn sie unfair erscheint.

Am Ende bleibt festzuhalten: Eine Weltmeisterschaft existiert nicht, um den abstrakt "stärksten" Fahrer zu ermitteln. Sie soll nach klar definierten Regeln einen Sieger hervorbringen. Ob diese Regeln immer auch das fairste Bild zeichnen, steht auf einem anderen Blatt.

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