• 16. Juli 2025 · 17:10 Uhr

Franco Colapinto in der Kritik: Was hinter seinem Formtief bei Alpine steckt

Bilanz nach sechs Rennen von Franco Colapinto bei Alpine: Warum die Saison für den Argentinier bisher enttäuschend verläuft & wie er um sein Formel-1-Cockpit kämpft

(Motorsport-Total.com) - Trotz anhaltender Spekulationen um seine Zukunft bei Alpine kämpft Franco Colapinto weiter um Anschluss in der Formel 1: Der Argentinier sieht sich dabei nicht nur mit dem wachsenden Druck konfrontiert, endlich die ersten WM-Punkte der Saison zu holen, sondern hadert auch mit einem schwer kontrollierbaren Auto.

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Macht Franco Colapinto bald den endgültigen Abflug? Zoom Download

Fest steht: Die Entscheidung von Alpine, den Australier Jack Doohan nach sechs Rennen auszutauschen und durch Colapinto zu ersetzen, hat sich für die Franzosen bislang nicht ausgezahlt. Doohan musste sein Cockpit nach mehreren Zwischenfällen und null Punkten in der Gesamtwertung räumen.

Doch auch Colapinto blieb in seinen bisherigen sechs Einsätzen ohne Zähler. Das beste Rennergebnis sind zwei 13. Plätze in Monaco und Kanada, im Qualifying erreichte er mit Startplatz zwölf sein bisheriges Maximum - zugleich das einzige Mal, dass er Teamkollege Pierre Gasly überhaupt schlagen konnte.

Auch Gasly kämpft mit dem Alpine

Wie schon bei Doohan zeigt sich auch bei Colapinto, dass der Alpine A525 ein schwer zu beherrschendes Auto ist. Über längere Renndistanzen fällt es dem Argentinier schwer, konstante Leistungen abzurufen. Das ist teilweise seiner Unerfahrenheit, aber auch dem engen Arbeitsfenster und der schwer vorhersehbare Charakteristik des Boliden geschuldet.

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Auch Pierre Gasly hat mit dem Alpine A525 zu kämpfen Zoom Download

Denn die Schwierigkeiten mit dem 2025er-Modell betreffen nicht nur Doohan und Colapinto. Auch Gasly beklagt immer wieder die schwer einschätzbaren Eigenschaften des Alpine. Während die Grundgeschwindigkeit bei den Testfahrten vor Saisonbeginn vielversprechend erschien, gelingt es dem Team seither nur selten, dieses Potenzial auch im Rennen abzurufen.

Eine der wenigen positiven Ausnahmen war der siebte Platz von Gasly in Bahrain. Doch die Probleme gehen über das Fahrzeugverhalten hinaus. Der bekannte Rückstand der Alpine-eigenen Antriebseinheit, kombiniert mit den klar erkennbaren Fortschritten bei Sauber, Aston Martin und Haas, hat die Ausgangslage des Teams zusätzlich verschlechtert.

Gasly: "Man muss extrem ans Limit gehen"

Umso überraschender war der Q3-Einzug von Gasly in Silverstone, der von Team und Fahrer gleichermaßen als unerwarteter Lichtblick gefeiert wurde. In einem von wechselhaften Wetterbedingungen geprägten Rennen konnte der Franzose das Momentum nutzen und mit Platz sechs ein starkes Ergebnis erzielen.


Formel 1 2025: Der Alpine A525 von Gasly und Doohan

"Das Auto ist ganz klar schwierig zu fahren und verzeiht keine Fehler", betont Gasly. "Ich denke, im Qualifying gelingt es mir in der Regel, viel aus dem Auto herauszuholen. Aber es ist alles andere als einfach. Man muss extrem ans Limit gehen."

"Insgesamt rutschen wir viel, was man mit frischen Reifen manchmal noch ausgleichen kann. Doch über die Renndistanz, bei höheren Temperaturen und zunehmendem Reifenabbau, ist es einfach nicht konkurrenzfähig."

Pierre Gasly "weiß, wo die Grenzen liegen"

In der Zwischenzeit kämpft Colapinto noch immer damit, sich in diesem schwierigen Umfeld zurechtzufinden. Anders als Gasly fehlt es ihm an Erfahrung und der Fähigkeit, schon am Freitag ein stabiles Set-up zu etablieren.

Das bedeutet, dass er regelmäßig einem zu großen Rückstand hinterherläuft und es bis zum Qualifying nicht schafft, auf das Niveau seines Teamkollegen zu kommen. In Kanada zeichnete sich eine leichte Verbesserung ab, doch ein früher Fehler im Qualifying von Silverstone machte diese Fortschritte zunichte.

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Zu allem Überfluss hat Colapinto auch technisches Pech Zoom Download

"Wir müssen verstehen, wie wir die Performance schon freitags abrufen können, denn wir verlieren zu viel Zeit von Freitag auf Samstag", erklärte Colapinto vor dem Rennen in Silverstone. "Das Auto muss vorhersehbarer werden. Wir kennen unsere Schwächen."

"Wenn das Auto im Arbeitsfenster ist, ist es schnell. Doch sobald es außerhalb davon gerät, wird es unberechenbar. Pierre hat ähnliche Probleme, aber nach vier Jahren im Team weiß er genau, wo die Grenzen liegen."

Colapinto betont weiter, dass er und das Team gemeinsam daran arbeiten müssten, das Auto vorhersehbarer und fahrbarer zu machen. Besonders bei steigenden Temperaturen werde das Fahrzeug zunehmend instabil, die Hinterreifen überbeansprucht. Ein Teufelskreis, der zum Leistungseinbruch führt.

Colapinto-Zukunft ist noch nicht gesichert

Entgegen anderslautender Berichte aus Argentinien ist Colapintos Verbleib bei Alpine für den Rest der Saison keineswegs gesichert. Tatsächlich fährt er von Rennen zu Rennen. Dadurch steht er zwar unter starkem Druck, insbesondere von Alpine-Berater Flavio Briatore, doch mildernde Umstände verschaffen ihm derzeit noch etwas Spielraum.

Dazu zählen die fahrzeugbedingten Schwierigkeiten, der frühe Entwicklungsfokus auf die Saison 2026 sowie die umfangreiche Unterstützung, die Colapinto aus seiner Heimat erhält. Alpine hätte zwar die Option, erneut den Fahrer zu wechseln, etwa mit Paul Aron, doch die größere Herausforderung bleibt die mangelnde Konkurrenzfähigkeit.

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Franco Colapinto kämpft um seine Zukunft in der Formel 1 Zoom Download

Bevor Alpine einen weiteren Fahrer ins Spiel bringt, sollten die Grundprobleme des Alpine A525 in den Griff gebracht werden. Auch das ist ein Grund, warum sich Colapinto in Silverstone trotz kritischer Stimmen über seine Position relativ gelassen zeigte.

Sein folgenschwerer Fehler im Qualifying änderte daran nichts. "Ich mache mir keine allzu großen Sorgen", sagte der 22-Jährige. "Natürlich wird immer viel geredet. Aber ich muss weiter hart arbeiten und dem Team helfen, das Auto zu verbessern."

Alpine hat Fokus bereits auf 2026 gelegt

Allerdings sind die Chancen auf eine markante Wende bei Alpine in diesem Jahr begrenzt. Die bewusste Entscheidung des Teams, sich frühzeitig auf die Regeländerung in der kommenden Saison zu konzentrieren, hat zur Folge, dass man in der laufenden Saison von den direkten Konkurrenten im Mittelfeld überholt wurde.

"Das ist Teil unserer strategischen Ausrichtung für dieses Jahr", sagt Technikchef David Sanchez. "Wir wissen, dass sich 2026 für uns große Chancen bieten. Daher haben wir in dieser Saison nicht so viel in Weiterentwicklungen investiert wie manche unserer Rivalen. Wenn wir uns aber anschauen, wie sich die Autos für nächstes Jahr entwickeln, dann sind wir mit unserer Entscheidung zufrieden."

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Alpine fährt die Konkurrenz immer weiter hinterher Zoom Download

Gasly ergänzt: "Wir wissen, warum wir seit Jahresbeginn den Fokus auf 2026 legen. Ich unterstütze diese Strategie. Aber das bedeutet natürlich auch, dass wir das aktuelle Auto nicht so stark weiterentwickelt haben. Das hat uns in eine schlechtere Ausgangsposition gebracht, doch wir hoffen auf langfristig bessere Ergebnisse im kommenden Jahr."

Ist Alpine am Saisonende das Schlusslicht?

Eine Wiederholung des Aufschwungs von 2024, der in einem Doppelpodium in Brasilien gipfelte, erscheint in dieser Saison eher unrealistisch. Auf die Frage, ob er bereits damit rechne, dass das Team die Saison als Letzter abschließen werde, antwortete Gasly deutlich.

"Werden wir um den vorletzten Platz kämpfen? Ja. Ist das realistisch erreichbar? Manche sagen ja, manche nein. Letztes Jahr hatte uns jeder schon abgeschrieben, und wir haben es doch noch geschafft. Aber wenn Sie meine ehrliche Meinung wollen: Dieses Jahr ist die Lage etwas anders."

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In Brasilien 2024 standen Ocon und Gasly auf dem Podium Zoom Download

Während Gasly in Silverstone immerhin einen Achtungserfolg feiern konnte, liegt Colapinto deutlich zurück. Er selbst erkennt, dass noch viel Arbeit notwendig ist, um ebenfalls von solchen Chancen profitieren zu können: "Ich glaube, das hat mit Erfahrung zu tun - mit dem Auto, mit dem Wissen, wie man schnell die Leistung maximiert."

"Lösungen für die Probleme zeichnen sich ab"

"Und das gelingt mir momentan noch nicht. Einfach, weil ich das Auto noch nicht genug kenne", weiß der Argentinier. "Letztes Jahr bei Williams war es für mich wahrscheinlich einfacher. Dieses Jahr fehlt mir das Vertrauen, vor allem in den Kurveneingängen."

"Dieses Gefühl der Nervosität, der Instabilität - das Auto wirkt manchmal einfach nicht richtig verbunden. Und das führt dazu, dass ich zu Beginn des Wochenendes nicht das nötige Selbstvertrauen habe", sagt Colapinto selbstkritisch.

Dennoch ist der Alpine-Pilot für den Rest der Saison zuversichtlich: "Es kommt, Schritt für Schritt. Nicht so schnell, wie ich es gerne hätte, aber die Lösungen für die Probleme zeichnen sich ab. Und für mich ist genau das entscheidend."

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