• 10. Februar 2023 · 13:30 Uhr

Horner: Andretti würde mehr Wert als "einige der bestehenden Teams" liefern

Red-Bull-Teamchef Christian Horner würde Andretti gerne in der Formel 1 sehen, doch die finanziellen Rahmenbedingungen machen das Unterfangen schwierig

(Motorsport-Total.com) - Die meisten Teams der Formel 1 haben sich in den vergangenen Monaten nicht gerade begeistert von den Plänen rund um Michael Andretti gezeigt. Obwohl der Amerikaner mit Cadillac mittlerweile auch einen Automobilhersteller für seine Pläne gewinnen konnte, zeigen sich die meisten Teams sowie die Formel 1 unbeeindruckt und pochen auf den finanziellen Verlust, den ein Einstieg eines elften Teams nach sich ziehen würde.

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Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärt das Finanz-Dilemma rund um Andretti Zoom Download

"Andretti ist ein großartiges Team und eine großartige Marke", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner in einem Interview mit 'auto motor und sport'. "Die entscheidende Frage ist aber: Wer zahlt das? Denn wenn die Teams dafür zur Kasse gebeten werden, dann wird das unter den zehn Teams zum Problem."

Ein Neueinsteiger müsste zunächst 200 Millionen US-Dollar zahlen, wobei durch die bestehenden zehn Teams geteilt wird, um die zukünftigen Einnahmeneinbußen auszugleichen. Andretti würde also an jedes Team 20 Millionen Dollar zahlen, doch mittlerweile sind sich die Teams einig, dass der Verwässerungsfonds von 200 Millionen Dollar viel zu wenig ist.

Denn später werden alle Ausschüttungen der Formel 1 an die Teams durch elf und nicht mehr durch zehn geteilt, was große Auswirkungen hat. 2021 hat der Rechteinhaber Liberty Media über eine Milliarde Euro an die zehn Teams ausgeschüttet, wobei die Höhe der Ausschüttung an die einzelnen Teams von verschiedenen Faktoren mittels eines Säulenmodells abhängt. So bekommt Ferrari beispielsweise prozentual mehr vom Topf wegen einer Sonderstellung.

So viel Wert müsste Andretti der Formel 1 liefern

Wenn man jedoch davon ausgehen würde, dass alle Teams den gleichen Anteil - zehn Prozent, also 100 Millionen Euro - erhalten hätten, so wären die Zuzahlungen des elften Teams im Rahmen des Verwässerungsfonds von 20 Millionen Euro pro Team nach etwas mehr als zwei Jahren verpufft. Wenn man nämlich durch elf teilt, hätte jedes Team 2021 nur 90,9 Millionen statt der 100 Millionen Euro erhalten, was das Budget der Teams drückt, insbesondere das der kleinen.

Ein elftes Team müsste also dafür sorgen, dass der Sport so stark wächst, dass die Zahlungen von Liberty Media an die Teams so weit steigen können, dass selbst, wenn man durch elf teilt, keine Einbußen im Vergleich zu den Vorjahren hingenommen werden müssen.

Die große Frage ist daher: Liefert Andretti genug Mehrwert, um diese Finanzflüsse zu ermöglichen? Und wie hoch muss dieser Wert sein? Wenn man die Zahlen von 2021 heranzieht, müsste das amerikanische Team bewirken, dass Liberty Media pro Jahr 100 Millionen Euro mehr an die Teams ausschütten kann, um eine Verwässerung zu verhindern.

Vom Gesamtumsatz hat Liberty Media in den vergangenen Jahren ungefähr die Hälfte an die Formel-1-Teams abgetreten, was bedeutet, dass Andretti dafür sorgen muss, dass die Formel 1 pro Jahr 200 Millionen Euro mehr Umsatz macht, damit sich für die Teams finanziell im Vergleich zu jetzt nichts ändert.

Horner: Wenn Liberty Media bezahlen würde, hat keiner ein Problem

"Wenn Liberty bereit ist, dafür zu bezahlen, [...] dann hätte, glaube ich, niemand ein Problem", erklärt Horner. "Wenn es keinen Einfluss hätte, wenn die Budgets der Teams nicht sinken würden, und das ist für kleinere Teams natürlich ein heikleres Thema als für größere, dann denke ich, dass es überhaupt kein Problem wäre. Es ist nichts Persönliches gegen Andretti oder Cadillac. Es ist einfach Betriebswirtschaftslehre."

"Ich würde die Marke Andretti gerne in der Formel 1 sehen", fügt der Red-Bull-Teamchef hinzu. "Unter Umständen bringen sie mehr ein als einige der bestehenden Franchises. Aber ich komme auf die grundsätzliche Frage zurück: Finanzieren es die Teams? Finanziert es die Formel 1? Denn wer nicht bezahlt, ist die FIA, weil sie nur mehr Startgelder bekommen wird. Also denke ich, dass es eine größere Diskussion ist, die kollektiv zwischen allen Beteiligten geführt werden muss."

Warum man es nicht mit Audi und Ford vergleichen kann

Der große Unterschied zu den Einstiegen von Audi oder Ford ist, dass die beiden Automobilhersteller sich mit bestehenden Teams zusammengeschlossen haben, sodass weiter durch zehn geteilt werden kann. Übernahmen sind politisch aktuell deutlich einfacher, doch diese Exklusivität lässt den Wert der bestehenden Teams rasant in die Höhe steigen und damit auch den Preis für eine Übernahme.

Horner fügt hinzu: "[Audi kauft] ein bestehendes Franchise. Und ich denke, das ist das Modell, das von Liberty geschaffen wurde. Das hat den Teams erst diesen Wert eingebracht. Wenn sie das verwässern, werden sie natürlich ein Problem bekommen. Also wenn Andretti-Cadillac einsteigen will, gibt es vielleicht Teams weiter unten in der Startaufstellung, die daran interessiert sein könnten, mit ihnen [über eine Übernahme] zu sprechen."

Horner: Würden Andretti liebend gern aufnehmen, aber ...

Andretti war bereits 2021 drauf und dran, das Sauber-Team zu kaufen, ehe der Deal scheiterte, da Michael Andretti seiner Meinung nach nicht genügend Macht für 80 Prozent der Anteile erhalten hätte. Horner würde das amerikanische Team auch gerne in der Formel 1 sehen, aber eben nicht unten den aktuellen finanziellen Rahmenbedingen.

"Mario Andretti ist ein Synonym für die Formel 1. Auch Cadillac ist ein weiterer großartiger OEM. Und es ist fantastisch, dass es dieses Interesse am Sport gibt. Aber ich denke, das Hauptproblem läuft, wie bei all diesen Dingen, auf Geld hinaus", so Horner. "Aus unserer Sicht hätten wir absolut kein Problem, ein anderes Team in der Formel 1 zu haben."

"Natürlich gibt es zwei Teams, die damit momentan einverstanden sind. Der eine ist Partner von Andretti in der IndyCar-Serie (McLaren; Anm. d. Red.) und der andere liefert wahrscheinlich einen Motor (Alpine; Anm. d. Red.). Es ist also offensichtlich, warum sie es unterstützen. Aber ich denke, für die anderen acht wird die Frage sein, ob es vom Prozentsatz des Preisgeldes abgezogen wird, auf das die zehn Teams derzeit angewiesen sind."

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