• 18. Februar 2022 · 07:54 Uhr

Porsche & Red Bull: Chance auf Formel-1-Einstieg so groß wie nie zuvor!

Die Verhandlungen biegen offenbar auf die Zielgerade ein: Das ist der aktuelle Stand hinsichtlich eines möglichen Formel-1-Einstiegs des Volkswagen-Konzerns

(Motorsport-Total.com) - Es ist seit Monaten ein offenes Geheimnis, dass der Volkswagen-Konzern drauf und dran ist, mit einer seiner Automarken in die Formel 1 einzusteigen. Jetzt nähert sich das Projekt der Zielgerade. Sowohl Audi (mit McLaren und Williams) als auch Porsche (mit Red Bull) stehen in Verhandlungen mit bestehenden Teams. Und bereits im März könnte sich der Ausgang dieser Verhandlungen endgültig entscheiden.

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Entscheidung steht bevor: Porsche und Audi möchten in die Formel 1 einsteigen Zoom Download

Seitens Williams werden konkrete Verhandlungen mit Audi dementiert: "Solange sich Volkswagen nicht endgültig entschieden hat, gibt es keinen Grund, darüber zu sprechen", sagt Teamchef Jost Capito, ehemaliger Chef von Volkswagen in der Rallye-WM. Er räumt aber ein: "Natürlich würde sich jedes Team darüber freuen, ein Volkswagen-Werksteam zu werden."

Weiter fortgeschritten scheinen die Gespräche zwischen Audi und McLaren zu sein. Im November hatte das Fachmagazin 'Autocar' sogar berichtet, dass eine Übernahme von McLaren durch Audi bereits beschlossene Sache sei. Der Bericht wurde anschließend aber von offizieller Seite dementiert und musste von 'Autocar' korrigiert werden.

Davon unabhängig hat Porsche in den vergangenen Monaten mit Red Bull über ein gemeinsames Formel-1-Projekt verhandelt. Von offizieller Seite wurden die Gespräche nie bestätigt; in Branchenkreisen gilt es aber als offenes Geheimnis, dass bereits mehrere hochrangige Treffen zwischen Vertretern von Porsche und Red Bull stattgefunden haben.

Entscheidung über Formel-1-Einstieg fällt im März

Offenbar biegen diese Gespräche jetzt auf die Zielgerade ab. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' fehlt nur noch die Zustimmung der Aufsichtsgremien innerhalb des Volkswagen-Konzerns, um die Rückkehr von Porsche in die Formel 1 endgültig zu besiegeln. Diese könnte, sofern auf den letzten Metern keine überraschenden Stolperfallen lauern, im März erfolgen.

Für Porsche wäre ein Einstieg bei Red Bull eine einmalige Gelegenheit. Als sich der Abschied von Honda aus der Formel 1 abzuzeichnen begann, trieb Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko die kühne Vision voran, in Milton Keynes unter dem Dach von Red Bull Powertrains alle Möglichkeiten zu schaffen, den Antriebsstrang gegebenenfalls selbst entwickeln und bauen zu können.

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Williams-Teamchef Jost Capito war bis 2015 Direktor von Volkswagen Motorsport Zoom Download

Damit hatte Red Bull eine Konstellation geschaffen, die das Team für jeden Automobilhersteller als Partner hochattraktiv macht. Denn einen Formel-1-Antriebsstrang komplett in Deutschland zu bauen, ist teuer. Wegen der höheren Löhne und der engmaschigeren gesetzlichen Überstundenregelungen als in England, wo große Teile der Motorsportindustrie beheimatet sind.

Theoretisch wäre ein Modell mit zwei Standorten denkbar. In Milton Keynes baut Red Bull mit Red Bull Powertrains gerade perfekte Voraussetzungen auf, um Chassis und Motor unter einem Dach entwickeln zu können. Parallel dazu könnte aber auch der bestehende Porsche-Motorsportstandort Weissach im Bereich Antriebsstrang zuarbeiten.

Keine offizielle Bestätigung seitens Porsche oder Red Bull

Von offizieller Seite werden die Verhandlungen nicht kommentiert. Red Bull, so Marko 2021 gegenüber dem hauseigenen Sender 'ServusTV', habe "in der Vergangenheit schon mit sehr vielen Firmen gesprochen". Auf die konkrete Frage, ob die Gerüchte stimmen, dass Porsche mit Red Bull verhandelt, entgegnete er damals: "Wir sprechen immer wieder. Aber fix is nix."

Und auch Porsche-CEO Oliver Blume bleibt beim Thema Formel 1 vage. Motorsport sei "das Herz unseres Unternehmens und der Ort, wo wir unsere Innovationen voranbringen", sagte er im November dem 'Redaktionsnetzwerk Deutschland'. Und: "Dass die Formel 1 ab 2026 mit synthetischen Kraftstoffen fahren will, sehen wir mit Wohlwollen."

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Erfolgreiches Duo bei Porsche: Fritz Enzinger und CEO Oliver Blume Zoom Download

Sollte es tatsächlich zu einer Partnerschaft zwischen Red Bull und Porsche kommen, wäre das zu großen Teilen der Verdienst zweier Steirer. Helmut Marko und Fritz Enzinger, Leiter Konzern-Motorsport bei Volkswagen, entwickelten zunächst die Idee. Marko mit seiner kühnen Vision von Red Bull Powertrains, und Enzinger, der schon immer ein Treiber eines Formel-1-Einstiegs war.

Enzinger stand 2017 knapp davor, Porsche ab 2021 in die Formel 1 zu bringen. Damals scheiterte seine Vision letztendlich daran, dass die Formel 1 nicht bereit war, ihr Antriebsreglement neu aufzusetzen. "Ein Motorsportprogramm muss ganzheitlich zum Unternehmen passen", sagte Enzinger 2019 in einem Interview über Porsches gescheiterte Formel-1-Pläne.

Das ist jetzt anders. Mit der Einführung einer Budgetgrenze im Antriebsbereich, die die Kosten halbieren soll, der Abschaffung der technisch komplexen MGU-H, der Einführung von E-Fuels und dem Ausbau der Elektrokomponente auf etwa 50 Prozent der Systemleistung ab 2026 hat die Formel 1 Rahmenbedingungen geschaffen, die einen Einstieg für Volkswagen attraktiv machen.

Verhandlungen Porsche & Red Bull: Steirer unter sich ...

Dass Enzinger und Marko ebenso wie Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz aus der Steiermark kommen und nicht nur im buchstäblichen Sinn die gleiche Sprache sprechen, war für die Verhandlungen von Anfang an vorteilhaft. Und auch Porsche-CEO Blume kann sich einen Einstieg seiner Marke in die Formel 1 spätestens seit dem Spielberg-Gipfel im Sommer 2021 gut vorstellen, heißt es.

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Helmut Marko hat in einem Porsche 917 die 24 Stunden von Le Mans gewonnen Zoom Download

Dazu kommt eine emotionale Komponente: Mateschitz gilt schon lange als Fan der Marke Porsche. Und Marko gewann 1971 die legendären 24 Stunden von Le Mans mit einem Porsche 917. Zudem bietet Red Bull Porsche die derzeit vielleicht attraktivste sportliche Plattform, mit dem WM-Titel in der Tasche und einem State-of-the-Art-Campus in Milton Keynes.

Somit war, das hat sich schon in den vergangenen Monaten abgezeichnet, früh klar, dass Porsche nach 39 Jahren wenn, dann nur mit Red Bull in die Formel 1 zurückkehren würde. Theoretisch gilt Stand heute aber sogar als denkbar, dass Volkswagen mit Porsche und Audi gleich zwei Marken in der Formel 1 an den Start schickt.

Das war von 2014 bis 2016 auf der internationalen Bühne des Motorsports schon einmal der Fall, als Audi und Porsche bei den 24 Stunden von Le Mans und in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC gegeneinander angetreten sind - und wurde damals, wegen der hohen Kosten des konzerninternen Entwicklungsrennens, oftmals kritisiert.

Doch dem Vernehmen nach ist Porsche mit Red Bull viel weiter als Audi mit McLaren und/oder Williams. Und der Zeitpunkt für einen Einstieg ist günstig. Aufgrund der Budgetobergrenze im Chassis- wie auch im Motorenbereich und der sprudelnden Einnahmen der Formel 1 könnten die Teams in den nächsten Jahren auch wirtschaftlich zu einer Goldgrube werden.

Millionendeals: Formel 1 finanziell so attraktiv wie noch nie

Red Bull hat in den vergangenen Tagen neue Sponsorendeals mit Oracle (Titelsponsor, Volumen angeblich 500 Millionen US-Dollar auf fünf Jahre) und Bybit (angeblich 150 Millionen Dollar auf drei Jahre) abgeschlossen. Und mit einem prestigeträchtigen Partner wie Porsche würde das Team für weitere Sponsoren sogar noch attraktiver werden.

Um daran zu partizipieren, müsste Porsche nicht nur als Motorenlieferant, sondern als Shareholder bei Red Bull einsteigen. Über eine Übernahme von Teamanteilen bei Toro Rosso (heute AlphaTauri) haben Red Bull und Volkswagen vor rund zehn Jahren schon einmal gesprochen. Ob Mateschitz aber dazu bereit wäre, Teamanteile von Red Bull Racing zu verkaufen, ist Stand heute unklar.

Sollte Porsche auch Teamanteile bei Red Bull übernehmen, wäre das angesichts des steigenden Werts der zehn Formel-1-Franchises ein spannender Coup. Denn wie wertvoll Formel-1-Teams gerade gehandelt werden, belegt die Tatsache, dass Michael Andretti erst 2021 bei Sauber abgeblitzt ist, obwohl er angeblich bereit war, 350 Millionen Dollar auf den Tisch zu legen.

Zwischen Red Bull und Porsche sind jetzt nur noch die letzten Meter zu gehen. Im März findet die nächste Sitzung des Konzern-Aufsichtsrats statt, der als letzte Instanz grünes Licht geben muss. Großen Anteil daran, dass es überhaupt so weit gekommen ist, hat Fritz Enzinger. Vor ihm waren alle Versuche, eine Volkswagen-Marke in die Formel 1 zu bringen, gescheitert.

Sollten die letzten Hindernisse auch noch aus dem Weg geräumt werden, wäre das für Enzinger mutmaßlich der krönende Abschluss seiner erfolgreichen Laufbahn im Volkswagen-Universum. Davor hat er als Motorsportchef von Porsche unter anderem dreimal Le Mans gewonnen und dazu acht WM-Titel auf der Langstrecke erobert.

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