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Formel-1-Liveticker: Fernando Alonso kritisiert "verfrühte Weihnachten"
Formel-1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Alonso und Co. kritisieren Punktevergabe in Belgien +++ Formel 1 denkt nach "Farce" über Regeländerung nach +++
Alonso: "Für manche verfrühte Weihnachten"
"Das war ein schrecklicher Tag für alle, um ehrlich zu sein." So lautete das Resümee von Fernando Alonso gestern Abend in zahlreichen Interviews. Der Spanier hatte zuvor schon auf Instagram in einer Story seinem Ärger Luft gemacht.
Er schrieb: "Zwei Runden hinter dem Safety-Car ohne Positionswechsel und ohne Action, das ist kein Racing." Diese Meinung vertrat er auch danach noch vehement, wie auch einige andere Piloten. Was den Spanier aber noch mehr störte, war die Tatsache, dass Punkte für den Grand Prix vergeben wurden - wenn auch nur halbe.
"Für manche waren das vielleicht verfrühte Weihnachten, denn heute wurden Geschenke verteilt. Denn wir sind kein Rennen gefahren, und dennoch bekommt man die Position und die Punkte", verstand er die Entscheidung der Rennleitung nicht.
Und: "Wir hatten keine Chance, Punkte zu holen. Ich bin auf P11, ich hatte keine freigegebene Runde, um einen Punkt zu sammeln. Wir haben keine geholt. Das ist schockierend. Aber es ist deren Entscheidung. Wie kann man also für ein Nicht-Rennen Zähler verteilen?", fragte er sich.
Norris: Man sieht den Vordermann erst, wenn's kracht
Wie haben sich die Bedingungen auf Position 14 angefühlt, Lando Norris? "Ich persönlich denke, dass es gestern in Q3 noch ein bisschen nasser war als heute", schilderte er gestern Abend. "Aber das Problem ist nicht unbedingt, dass man rausgeht und eine Runde fährt, sondern dass man, wenn man nicht an erster Stelle liegt, einen großen Crash hat, weil man nicht sieht, wohin man fährt."
Er merkte an, dass viele Zuschauer nicht verstehen würden, wie schlimm es für einen Formel-1-Fahrer ist, bei Regen zu fahren. "Diese blinkenden Lichter, die so hell sein sollen, kann man nicht sehen, wenn man nicht fünf bis zehn Meter entfernt ist."
Wenn der Vordermann abbremst, langsam fährt, sich dreht oder verunfallt, werde man das erst bemerken, wenn man in das Auto hineinkracht, so Norris. Daher sei es einfach viel zu gefährlich gewesen.
Norris: Für dieses Rennen keine Punkte verdient
Im Nachhinein darf sich der McLaren-Pilot doppelt über sich selbst ärgern: Er hat nicht nur ein gutes Qualifying-Ergebnis in die Bande von Eau Rouge gesetzt, sondern womöglich auch einen Podestplatz. "Ja, natürlich. Aber ich denke, im Nachhinein betrachtet, sind es auch nur halbe Punkte."
Was ihn tröstet: Viele seiner Konkurrenten konnten ebenso keine oder nur wenige Punkte holen. "Selbst für uns als Team haben wir immer noch mehr Punkte als Ferrari, was wichtig ist." Während Charles Leclerc und Carlos Sainz auf den Rängen acht und zehn gewertet wurden, konnte Daniel Ricciardo diesmal mit P4 für McLaren gut punkten. Norris landete auf P14.
Generell ist der Brite auch der Ansicht, dass keine Punkte hätten vergeben werden dürfen. "Vielleicht würde ich etwas anderes sagen, wenn ich Erster gewesen wäre. Und obwohl wir davon profitiert haben, denke ich nicht, dass wir für dieses Rennen Punkte verdient haben, denn schließlich war es kein Rennen."
In der Konstrukteurs-WM konnte sich McLaren damit nun um 3,5 Punkte vor Ferrari auf P3 absetzen. Norris bleibt WM-Dritter bei den Fahrern.
Norris über Vettel-Aktion: Er hatte völlig recht
Sebastian Vettel wurde am Samstag zum "Ehrenmann", wie auf Social Media zu lesen war. Denn der Deutsche vergewisserte sich sofort nach Norris' Abflug, ob es dem Briten auch gutgehe. Und er polterte am Funk über die Entscheidung der Rennleitung ("Was zur Hölle habe ich gerade gesagt?!").
Auf die Aussagen des Deutschen angesprochen meinte Norris gestern Abend nach dem Rennabbruch: "Ich denke, Seb hat eine gute Entscheidung getroffen." Denn seine Kritik habe vollste Berechtigung gehabt, schließlich sei Vettel ein "Fahrer mit so viel Erfahrung". Wenn ein solcher Pilot mal anfange zu "schreien und jeden [verbal] angreift", dann müsse man auch auf ihn hören.
"Ich habe gesagt, dass es eine rote Flagge braucht, Seb hat genau das Gleiche gesagt, und die Tatsache, dass sie nicht kam, als die Bedingungen noch schlechter waren als [heute], war die falsche Entscheidung, weiterzufahren", so Norris. Er sei schließlich nicht "die Runde seines Lebens gefahren" und habe nicht zu viel riskiert - und dennoch krachte es ordentlich.
Norris: Crash "spielt in meinem Kopf verrückt"
Lando Norris weiß, wie es ist, in der verregneten Eau Rouge durch Aquaplaning abzufliegen. Er erlebte am Samstag im Qualifying einen heftigen Unfall, der eine Sicherheitsdebatte lostrat. Wohl auch aufgrund der jüngsten Ereignisse in der Mutkurve (Crash beim 24-Stunden-Rennen, Crash in der W-Serie und Crash von Norris in Q3 am Samstag) ließ die Rennleitung gestern Vorsicht walten.
Wie hat sich der Brite nach seinem Abflug am Sonntag gefühlt? "Ich bin aufgewacht, und fühlte mich nicht so toll. Aber nach ein paar Massagen ging es mir gut. Beim Fahren habe ich nichts mehr gespürt." Ganz vergessen konnte er den Crash allerdings nicht.
"Das spielt in meinem Kopf ein bisschen verrückt, weil ich so verärgert war", gestand er gestern Abend. Denn Norris ist davon überzeugt, dass er es in Q3 in die Top 2 geschafft hätte - und damit wäre er gestern auf dem Podium gelandet. Wäre ihm das in seiner Rookie-Saison passiert, hätte ihn das noch mehr mitgenommen, meinte Norris. "Dennoch fühlte ich mich schlecht für das Team und war sehr enttäuscht von mir selbst."
Vettel: Schon auf P5 "Probleme mit der Sicht"
Das Hauptargument dafür, dass gestern kein echtes Rennen stattfinden konnte, war die Sicht. Denn im Spray konnten die Piloten keine drei Meter weit sehen. Wie hat sich das auf Rang fünf angefühlt, Sebastian Vettel? "Ich war auf P5 und hatte Probleme mit der Sicht."
Er musste darauf achten, nicht versehentlich in Daniel Ricciardos Heck zu krachen. "Denn man sieht das Licht erst sehr, sehr spät und da ist kein Platz. Ich denke, weiter hinten war es noch schlimmer." Daher war er gestern Abend auch davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, kein reguläres Rennen zu fahren.
"Das Problem beim Racing ist, dass wir uns folgen. Man kann kein Rennen mit 15 Sekunden Abständen zwischen den Autos starten", gab er zu bedenken. Außerdem merkte er an: "Niemand möchte sich verletzten. [Sicherheit] ist daher die oberste Priorität. Es ist wohl keine populäre Entscheidung, aber es ist die richtige in den Bedingungen, die wir vorfanden."
Meinungen: "Erstes Samstagspodium der F1"
Wir wollen noch ein paar Meinungen zum gestrigen Grand Prix von Belgien hier einpflegen. Während Mick Schumacher bedauert, wie das gestern gelaufen ist, nehmen sich ehemalige Formel-1-Fahrer kein Blatt vor den Mund.
Pedro de la Rosa etwa betont: "Ein Rennen hinter dem Safety-Car ist kein Rennen." Und Romain Grosjean, der am Wochenende in Belgien vor Ort war und kommentiert hat, meint: "Das erste Samstagspodium der Formel 1?"
Sky-Experte Karun Chandhok schlägt eine Regeländerung vor: Ein Rennen soll erst dann als Rennen gelten und demnach halbe Punkte vergeben werden, wenn 25 Prozent der Renndistanz bei freier Fahrt ohne Safety-Car absolviert wurden. "Wenn Fahrer nicht überholen dürfen, dann kann das kein Rennen sein."