• 10. März 2021 · 14:03 Uhr

Leak bei Launch des Ferrari SF21: Voller Fokus erst auf 2022

Ein Leak lässt Ferraris Präsentation platzen: SF21 mit grünem Logo auf der Motorhaube, einem neuen Motor und vielen aerodynamischen Details

(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat am Mittwoch als vorletztes Team (Haas hat bisher nur die neue Lackierung gezeigt, aber nicht den VF-21) sein neues Auto für die Formel-1-Saison 2021 präsentiert. Mit Carlos Sainz als Nachfolger von Sebastian Vettel und einem runderneuerten Motor soll das Seuchenjahr 2020 (Sechster in der Konstrukteurs-WM mit nur 23 Prozent der Punkte von Champion Mercedes) abgehakt werden.

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So sieht der neue Ferrari SF21 für Charles Leclerc und Carlos Saison 2021 aus Zoom Download

Zumindest optisch präsentiert Ferrari mit dem roten SF21 ein stark verändertes Auto. Das beginnt schon bei der Lackierung. Das großflächige Mission-Winnow-Logo auf der Motorabdeckung sticht aufgrund seiner grünen Farbe ins Auge.

Die Motorabdeckung ist insgesamt kompakter geworden, der Auspuff neu in die Heck-Aerodynamik integriert. Rund um die Barge-Boards ist das Flügelgewächs viel komplexer geworden, als das 2020 der Fall war. Und die aerodynamischen Oberflächen stecken voller lauter kleiner Details, die in der Form neu sind.

Die Präsentation stand allerdings ganz im Zeichen einer technischen Panne, denn im Internet kursierte das vorbereitete Launchvideo (10:26 Minuten) bereits zwei Stunden vor dem eigentlichen Beginn des Online-Events. Rasch machten Screenshots vom neuen Auto die Runde - lange vor der offiziellen Präsentation auf der Ferrari-Website (14:00 Uhr).

Der Motor: 65 PS Rückstand aufgeholt?

Der Antriebsstrang war 2020 die große Achillesferse des Vorgängermodells Ferrari SF1000. Bereits 2019 tauchte in der Formel 1 der Verdacht auf, dass die Scuderia im Motorenbereich zumindest die Grauzonen des Reglements überstrapaziert haben könnte. Die FIA begann Ende 2019 damit, diese Grauzonen mittels neuer technischer Richtlinien zu schließen. Prompt fiel Ferrari bei den Topspeeds zurück.


Launch SF21: Will Ferrari überhaupt gewinnen?

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Am 28. Februar flatterte dann am Ende der Wintertests eine FIA-Pressemitteilung ins Postfach diverser Medienvertreter. Der harmlos wirkende Titel: "FIA beendet Analyse der Formel-1-Power-Unit der Scuderia Ferrari". Dahinter steckte jene vieldiskutierte Vereinbarung, deren Inhalt bis heute nicht transparent gemacht wurde und die Ferrari mutmaßlich signifikant Motorleistung gekostet hat.

Bis zu 65 PS Defizit sollen Charles Leclerc und Sebastian Vettel mit dem 2020er-Ferrari-Motor auf Branchenführer Mercedes gehabt haben. Doch 2021 schickt Ferrari einen stark verbesserten Antrieb an den Start. Wie viel in den vergangenen Monaten vom bisherigen Rückstand aufgeholt werden konnte, das ist unklar. Alles andere als ein großer Fortschritt wäre aber eine Überraschung.

Zumal Ferrari sogar die Architektur des Triebwerks überarbeitet haben soll. Mercedes hatte bereits 2014 Turbo und Kompressor nicht direkt nebeneinander, sondern vorne und hinten am Verbrennungsmotor angeflanscht. Honda übernahm dieses Konzept 2017, und offenbar hat Ferrari nun den gleichen Weg eingeschlagen. Renault, das weiß man, wird möglicherweise bald folgen.


Die Chancen: "Best of the Rest"?

Wohin Ferrari der verbesserte Motor 2021 tragen wird, das ist schwierig vorherzusehen. Klar ist: Auch im Chassisbereich hat die Scuderia Aufholbedarf. Leclerc kam mit dem unruhigen Heck und dem wenig berechenbaren SF1000 2020 deutlich besser zurecht als Vettel. Doch in Wahrheit hat der Monegasse mit seiner überragenden Anpassungsfähigkeit nur die Schwächen seines Autos kaschiert.

In der Entwicklung des SF21 hat sich Ferrari beim Einsatz der beiden erlaubten Token auf das Heck des Fahrzeugs konzentriert. Auch die Hinterradaufhängungen sind neu. Im Bereich der Aerodynamik war die Weiterentwicklung ohnehin nicht eingeschränkt. Da war eines der wichtigsten Designziele, den Luftwiderstand zu reduzieren, um auf den Geraden wieder schneller zu werden.

Trotz der großen Defizite sowohl im Motoren- als auch im Chassisbereich war Ferrari 2020 nahe dran am vorderen Mittelfeld mit McLaren, Racing Point und Renault. Einem derart großen Team ist ein Sprung von einer halben Sekunde durchaus zuzutrauen. Damit würde man hinter Mercedes und Red Bull zumindest wieder in Richtung "Best of the Rest" schnuppern.


Fotostrecke: Formel 1 2021: Der neue Ferrari SF21 in Bildern

2021 aus eigener Kraft Grands Prix zu gewinnen, damit rechnet Ferrari aber nicht einmal selbst. Den Rückstand, den man 2020 hatte, "kann man nicht in einem einzigen Winter aufholen", weiß Teamchef Mattia Binotto. Und langfristig könnte ein schlechteres WM-Endergebnis sogar hilfreich sein, ...

Die Perspektive: Volle Kraft voraus - aber erst für 2022!

... denn 2021 ist für Ferrari gar nicht das Wichtigste. "Wir werden uns in Sachen Entwicklung nicht groß mit 2021 beschäftigen", hat Binotto bereits vor der Präsentation des SF21 angekündigt. In Maranello hat man andere Prioritäten: das Reformreglement 2022.

2021 um den WM-Titel zu kämpfen wäre angesichts der Einschränkungen in der technischen Weiterentwicklung über den Winter (von der Formel 1 wegen der Coronakrise beschlossen, um die Teams finanziell zu entlasten) sowieso nicht möglich gewesen. Also nutzt man das Jahr in Maranello lieber für die Entwicklung des 2022er-Designs.

Denn 2022 könnte für das Traditionsteam eine einmalige Chance sein, wieder zur absoluten Weltspitze aufzuschließen. Hier ist Ferrari aufgrund einer neuen Regel sogar im Vorteil, denn 2021 dürfen die Teams, die in der WM 2020 schlechter abgeschnitten haben, erstmals mehr Windkanal- und CFD-Ressourcen einsetzen als die Teams, die weiter vorne platziert waren.

Das bedeutet in konkreten Zahlen: Während Mercedes 2021 nur 36 Windkanal-Durchgänge pro Woche fahren darf, sind Ferrari 41 gestattet. Und die erlaubten CFD-Testkomponenten pro Testperiode sind bei Mercedes auf 1.800, bei Ferrari nur auf 2.050 beschränkt.

Für Ferrari womöglich ein doppelter Vorteil, denn während Mercedes und Red Bull je nach WM-Verlauf möglicherweise in einem hart umkämpften Titelrennen das 2021er-Auto nicht ganz links liegen lassen können, kann es sich Ferrari leisten, 2021 ganz abzuschenken und stattdessen alle Ressourcen ins 2022er-Auto zu investieren.

"Dadurch, dass wir vergangenes Jahr Sechster geworden sind, haben wir mehr Windkanalzeit. Unser Fokus wird 2021 ganz klar sein, das 2022er-Auto zu entwickeln", kündigt Binotto an. Im Hinblick auf 2021 werde daher der Saisonbeginn entscheidend sein: "Die Performance da könnte das sein, was wir auch im Rest der Saison sehen."


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Mutmaßlich würde ein erneuter sechster WM-Platz Ferrari nicht allzu hart treffen. Das Unternehmen hat die Kapitalkraft, die geringeren Einnahmen aus dem Preisgeldtopf locker wegzustecken. Und je weiter hinten man 2021 landet, desto mehr Aero-Ressourcen kann man auch während der Saison 2022 verbrauchen.

Die Fahrer: Charles Leclerc und Carlos Sainz

Charles Leclerc, das musste Sebastian Vettel schmerzlich erfahren, ist Ferraris Zukunft. Der 23-Jährige steht bis Ende 2024 bei der Scuderia unter Vertrag - länger als jeder andere Fahrer im aktuellen Starterfeld an sein Team gebunden ist. Für Leclerc ist 2021 die vierte Saison in der Formel 1. 2018 wurde er auf Sauber WM-13. 2019 wechselte er zu Ferrari und gewann in seiner Premierensaison gleich zwei Rennen.

Das ist etwas, was er Carlos Sainz voraus hat. Der 26-jährige Spanier bestreitet 2021 bereits seine siebte Saison in der Königsklasse. Sein Debüt feierte er 2015 bei Toro Rosso, als Teamkollege eines gewissen Max Verstappen. Am Ende der Saison hatte Sainz 18 Punkte gesammelt und Verstappen 49.

Während der Saison 2017 wechselte Sainz als Ersatzmann für Jolyon Palmer zu Renault, doch der Durchbruch gelang ihm erst 2019 mit McLaren: Beim vorletzten Saisonrennen in Brasilien stand er erstmals in seiner Karriere auf dem Podium.

Bei Ferrari ist er mit einem Zweijahresvertrag bis Ende 2022 ausgestattet.

Der Teamchef: Mattia Binotto

Mattia Binotto, von Boulevardmedien ob seiner Frisur manchmal liebevoll "Harry Potter" genannt, steht unter Druck. Seit er im Januar 2019 die Gesamtverantwortung für das Formel-1-Team von Maurizio Arrivabene übernommen hat, ging's mit Ferrari sukzessive bergab.

Im Winter tauchten auf Social Media sogar Gerüchte auf, wonach er entlassen worden sei - verbreitet von Ferrari-GT-Fahrer Josef Kral. Das entpuppte sich als unwahr. Ferrari-Kenner sind jedoch der Meinung: Wenn 2021 nicht ersichtlich wird, dass es aufwärts geht und 2022 der WM-Titel in Reichweite liegen könnte, dann muss Binotto wirklich seine Koffer packen.

Technischer Direktor ist er in Maranello schon seit 2016 (als Nachfolger von James Allison, heute Mercedes). Als er Teamchef wurde, legte er seinen Job als Technischer Direktor nicht zurück. Die Doppelrolle, wurde von den Medien kritisiert, sei ihm möglicherweise über den Kopf gewachsen.

Darauf hat Ferrari 2020 mit einer Umstrukturierung reagiert, die Binotto entlasten soll. Im Juli wurde eine neue Performance-Abteilung gegründet, unter der technischen Führung von Enrico Cardile. Wenig später wechselte der bisherige Chassischef Simone Resta zum Kundenteam Haas.

Und vor Saisonbeginn 2021 wurde die Organisation der Gestione Sportiva in Maranello in vier Kernbereiche aufgeteilt: Chassis Performance Engineering (Cardile), Vehicle Concept (David Sanchez), Chassis Project Engineering (Fabio Montecchi) und Vehicle Operations (Diego Ioverno).

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