GP Belgien
Formel 1 Spa 2020: Das Qualifying am Samstag in der Chronologie
Aktuell im Formel-1-Liveticker: +++ Beide Ferrari-Piloten scheitern in Q2 +++ Lewis Hamilton überlegen auf Pole +++ Daniel Ricciardo im Renault in Reihe zwei +++
Mercedes: Sorgen wegen des Set-ups
Mercedes war heute in Sektor 2, mit vielen Kurven, besonders stark. Das deutet auf viel Flügel hin - und macht Hamilton und Bottas am Start verwundbar, wenn sie Verstappen den Windschatten spendieren werden. Das spiele in den Mercedes-Überlegungen vor dem Rennen "absolut" eine Rolle, sagt Toto Wolff, von 'Motorsport-Total.com' in seiner Zoom-Medienrunde auf das Thema angesprochen.
Noch mehr als Verstappen, der auf einem ähnlichen Set-up wie Mercedes vermutet wird, fürchtet er aber in der ersten Runde einen anderen Gegner: "Ricciardo hat von allen da vorne den besten Topspeed." Das könnte nach dem Start, auf dem Weg hoch zu Les Combes, ein entscheidender Vorteil sein. Zumal Mercedes mit steilen Flügeln danach auch nicht in der allerbesten Position ist, Gegner mit hohem Topspeed auszukontern.
Haas: Wiegen kostet Grosjean Versuch in Q1
Bei Haas läuft es nicht - und dann kommt auch noch Pech dazu. Teamchef Steiner verrät: "Wir hatten geplant, mit beiden Autos in Q1 drei Runs zu fahren." Deswegen waren Magnussen und Grosjean auch die ersten beiden Fahrer auf der Strecke. "Romain wurde zur Waage [der FIA] gerufen und hat deswegen einen seiner Versuche verloren. Wie mussten ihn abbrechen, weil keine Zeit mehr war", ärgert sich Steiner. Grosjean wurde immerhin noch 17., Magnussen nach einem Fehler Letzter. Steiner hofft jetzt auf Regen am Sonntag und kündigt an, man werde dann "kalkulierte Risiken" eingehen. So wir in Ungarn vielleicht, da hat das ja ganz gut geklappt.
Wolff: Hamilton kommt mit Set-up besser klar
Eine halbe Sekunde fehlte Bottas in Q3 auf Hamilton. Das ist schon eine Hausnummer. Toto Wolff erklärt: "Wir sind immer noch nicht großartig durch diese ganz langsamen Ecken. Sowohl, 18/19, die Bus-Stop, als auch La Source. Lewis hat es ein bisschen besser erwischt, er ist mit dem Set-up auch dann besser zurechtgekommen. Aber das sind nicht unsere stärksten Kurven. Wir sind sicher im Mittelteil, bei den langen, schnellen Kurven, den mittelschnellen Kurven, die Benchmark. Aber fallen ab in diesen langsamen." Davon hat man bei Hamilton kaum etwas gemerkt. Hier gibt es die Pole-Runde übrigens noch einmal im Video:
Mercedes: Uns fehlen 8 km/h auf Renault
Damit noch einmal zurück zum Start - und der Angst von Mercedes vor Verstappen und Ricciardo in der zweiten Reihe. Andrew Shovlin erklärt: "Wir fahren hier mit etwas mehr Abtrieb als Red Bull und verlieren dadurch ein paar Zehntel auf sie auf den beiden langen Geraden. Aber dafür sind wir in den Kurven ein bisschen schneller, weshalb wir am Ende vorne lagen."
"Wir erwarten einen sehr spannenden Weg bis zu Kurve fünf. Es ist schon schwierig genug, hier in Führung zu bleiben, aber da Max ein wenig schneller ist und Daniel rund 8 km/h Vorteil auf uns zu haben scheint, könnte es gegen Ende der Geraden ziemlich eng werden", so Shovlin. Denn auch der Windschatten kommt dann noch dazu. Ist also vielleicht gar nicht so gut, als Erster auf die Gerade zu kommen.
Räikkönen: Fast Leclerc im Ferrari geschlagen
Weniger als eine Zehntelsekunde fehlte dem Finnen für den Einzug in Q2. Damit hätte er dann Leclerc im Werks-Ferrari geschlagen. So schieden beide Alfa-Romeo-Piloten wieder einmal in Q1 aus, Giovinazzi wurde 18. "In der Outlap gab es ziemlich viel Verkehr, und die Reifen waren etwas kälter als in meiner Runde zuvor", berichtet Kimi, der deswegen etwas "enttäuscht" sei. Denn mit etwas Glück wäre sonst wohl tatsächlich der Einzug in Q2 drin gewesen. Auf Regen wolle man sich am Sonntag übrigens nicht verlassen. Mal sehen, was dann noch geht.
Warum sich Hamilton direkt nach dem Qualifying umzieht
Eine kleine Story zur Auflockerung. Wer dieses Jahr die Pressekonferenzen der Top 3 nach Qualifying und Rennen verfolgt, dem dürfte aufgefallen sein, dass die Piloten dort noch in ihren Rennanzügen sitzen - nur Hamilton nicht. Der ist immer bereits umgezogen. "In diesem Jahr sind die Rennanzüge noch dicker", erklärt Hamilton, der nach der Session vollgeschwitzt sei und es kaum erwarten könne, sich umzuziehen. Die Zeit dafür habe er. "Es fühlt sich einfach besser an", erklärt er. Wäre dieses Geheimnis also auch geklärt. Anderen Piloten scheint das weniger auszumachen.
Wie sich die Wahrnehmung ändert ...
Kollege Norman Fischer hat mich gerade darauf hingewiesen, dass zum ersten Mal in diesem Jahr beide Ferrari-Piloten in Q2 ausgeschieden sind. Das hatte ich so nicht auf dem Zettel. Aber das zeigt ganz gut, wie sich die Wahrnehmung der Scuderia bereits verschoben hat. Man ist schon so an ein Ausscheiden in Q2 gewöhnt und war heute zusätzlich so davon überrascht, dass kein Pilot in Q1 rausgeflogen ist, dass man gar nicht bemerkte, dass es trotzdem das schlechteste Ferrari-Qualifying des Jahres war.
Toto Wolff rät Ferrari: Berufung zurückziehen
Wird Ferrari seine Berufung gegen das Urteil in der Causa Racing Point zurückziehen? Renault hat das bereits getan. Toto Wolff sagt bei 'Sky': "Ich sehe das wirklich nur aus der Beobachterrolle. Ich glaube, die nächsten Tage werden entscheiden, ob Ferrari das wirklich durchzieht. Auch da würde ich sagen: Konzentrier dich auf die Performance und nicht auf den grünen Tisch! Aber es liegt nicht an mir, diese Entscheidungen zu treffen."
"Es wäre natürlich nicht gut, wenn das vor das ICA geht. Dann haben wir die nächsten drei Wochen jede einzelne Aussage nur zum Thema Gericht. Insofern wäre es besser, übers Rennfahren zu sprechen", so Wolff, der im Hinblick auf Ferraris Performance sagt: "Über diese Entwicklung kann natürlich die Formel 1 und wir alle nicht glücklich sein. Ferrari ist ein ikonisches Team. Aber auf der anderen Seite müssen sie sich an der Nase nehmen tatsächlich und überlegen, wo man in der letzten Zeit die Performance hat liegen lassen."
Williams nimmt Ferrari ins Visier
Ein Satz, der 1997 noch ganz normal war. 2020 klingt er irgendwie falsch. Aber tatsächlich sagt Dave Robson von Williams, dass man hofft, morgen mit Ferrari kämpfen zu können. "Warum nicht? Bei viel Benzin sahen sie am Freitag nicht Besonders aus. Hoffentlich können wir an ihnen dran bleiben und mit ihnen kämpfen", sagt er und erinnert daran, dass der Speed des SF1000 auf der Geraden nicht gerade toll sei. Das könnte für Ferrari morgen in der Tat das größte Problem werden. Denn selbst mit DRS könnte das Überholen schwierig werden. Wenn man also einmal hinter einem anderen Auto steckt, hat man schlechte Karten.