Todt wehrt sich gegen Kritiker: Niemand wollte gegen Ferrari protestieren!
Präsident Jean Todt findet es unfair, der FIA in Sachen "Ferrarigate" den Schwarzen Peter zuzuschieben - Der Weltverband habe die Scuderia umfangreich kontrolliert
(Motorsport-Total.com) - Unter "Ferrarigate" leidet nicht nur der Ruf der Scuderia, auch die FIA kommt bei vielen Formel-1-Fans aktuell nicht gut weg. Diese werfen dem Weltverband vor, man habe einen möglichen Ferrari-Betrug 2019 unter den Tisch kehren wollen. Im Exklusivinterview mit 'Motorsport-Total.com' schlägt Präsident Jean Todt nun zurück und erklärt, dass niemand so an einer Aufklärung interessiert gewesen sei, wie die FIA selbst.
"Einige Gegner deuteten [2019] an, dass Ferrari sich [beim Antrieb] außerhalb der Regeln bewegen könnte. Unsere Techniker nahmen den Ferrari daraufhin mehrere Monate unter die Lupe, um zu verstehen, ob das, was sie machten, legal oder illegal war", verrät Todt. Die FIA sei "so professionell wie möglich an die ganze Sache herangegangen", betont er - und rechnet mit den Kritikern ab.
"Ich selbst machte unseren Teams eine Menge Druck, so viele Kontrollen [am Ferrari] wie möglich durchzuführen", stellt er klar. Auch Todt persönlich geriet aufgrund seiner Ferrari-Vergangenheit ins Fadenkreuz der Kritiker. Der Ex-Teamchef betont, die FIA sei gar nicht verpflichtet gewesen, der Sache in dem Ausmaß nachzugehen, in dem man es letztendlich - freiwillig - getan habe.
Todt: "Hätten uns eigentlich entspannen können ..."
"Das hat mich am meisten frustriert. Dass man hinterher gesagt hat, ich hätte versucht, [die anderen Teams] von einem Protest abzubringen", ärgert sich Todt. "Das Gegenteil war der Fall!", stellt er klar und erklärt: "Ich habe sie ermutigt. Wenn sie nicht zufrieden sind, dann sollen sie protestieren." Dieser Aufforderung sei allerdings keines der anderen Teams im Laufe des Jahres nachgekommen.
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"Wir hätten uns also eigentlich entspannen können, weil niemand Protest einlegte", so Todt. "Trotzdem wollten wir der Sache auf den Grund gehen. Daher haben wie sehr, sehr komplexe Untersuchungen vorgenommen", versichert er und ergänzt: "Die meisten Topteams sagten damals, dass sie die Situation verstehen wollen. Aber das Wichtigste war für sie, dass die Lage für 2020 klar ist."
"Deshalb haben wir für 2020 die Regeln geändert, damit wir uns sicher sein konnten, dass es da keine Unklarheiten mehr gibt. Als wir letztendlich zu dem Schluss kamen, dass Ferrari [2019] etwas getan hatte, was nicht legal war, haben sie das bestritten. Sie erklärten, dass es legal sei", so Todt. Es stand also Aussage gegen Aussage. "Ich hätte die Sache dann dem Berufungsgericht übergeben können", erklärt der Franzose.
Todt wollte keinen "jahrelangen" Prozess
"Wir wissen aber nicht, wie sie entschieden hätten. Es hätte Jahre dauern können, und das wäre nicht im Interesse der Formel 1 gewesen", erklärt er. Deswegen einigte sich die FIA mit Ferrari letztendlich außergerichtlich. Dieser Deal sorgte dann schließlich für eine Menge Kritik, weil öffentlich kein Wort darüber verloren wurde, ob, und wenn ja, in welchem Umfang Ferrari 2019 betrogen hatte.
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Todt erklärt, dass die FIA ohne Zustimmung von Ferrari keine Details der Untersuchung veröffentlichen darf. Er wehrt sich allerdings mit Kräften gegen die Behauptung, dass die FIA Ferrari decke. Red Bulls Helmut Marko deutete zuletzt beispielsweise an, dass es "Verstrickungen" zwischen dem Weltverband und der Scuderia gebe. Davon will Todt allerdings nichts wissen.
Das komplette Interview mit FIA-Präsident Jean Todt veröffentlichen wir am Ostermontag (13. April) auf unserem Portal.