• 13. Mai 2019 · 11:11 Uhr

Zandvoort-Comeback: Fahrer begeistert, Sicherheit ein Thema

Erst 2017 ist in Zandvoort ein Formel-1-Fahrer tödlich verunglückt, schon 2020 soll es dort wieder einen Grand Prix geben: Was dafür und was dagegen spricht

(Motorsport-Total.com) - Hinter den Kulissen deutet alles darauf hin, dass es schon 2020 wieder einen Grand Prix der Niederlande geben wird. Was in Barcelona noch heißes Paddock-Thema war, könnte schon bald Realität sein: "Ich werde nächste Woche in den Niederlanden sein", deutete der kaufmännische Leiter der Formel 1, Sean Bratches, am Wochenende gegenüber 'NU.nl' augenzwinkernd eine unmittelbar bevorstehende Einigung an.

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Lauda vor Prost: 1985 gastierte die Formel 1 zum letzten Mal in Zandvoort Zoom Download

Der Circuit Park Zandvoort liegt direkt an der niederländischen Nordseeküste und beherbergt aktuell keinen internationalen Premium-Motorsport wie die Formel-1- oder die Motorrad-WM. 2019 finden auf der 4,320 Kilometer langen Strecke als Top-Events die Blancpain-GT-Serie und das GT-Masters statt. 2018 ist zumindest noch die DTM in Zandvoort gefahren.

Zwischen 1952 und 1985 kam 30 Mal die Formel 1 nach Zandvoort. Letzter Sieger im Jahr 1985 war Niki Lauda. Für den Österreicher war es der letzte Sieg seiner Karriere. Zandvoort-Rekordsieger ist Jim Clark mit vier Erfolgen. Lauda und Alain Prost haben je dreimal gewonnen.

Einen Heimsieg eines Niederländers gab es noch nie. "Max Verstappen", sagt Bratches, "ist in unserem Sport ein großer Name. Er ist jung, schnell und populär. Und er ist so jung, dass er noch 20 Jahre fahren kann. Bei jedem Rennen erleben wir ein Meer an orange gekleideten Fans. Die verdienen ein Rennen zu Hause!"

Bekanntgabe nur noch eine Frage der Zeit

Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' herrscht zwischen Rechteinhaber Liberty Media und dem Streckenbetreiber bereits Einigkeit darüber, 2020 einen Grand Prix in Zandvoort auszutragen. Die offizielle Bekanntgabe könnte diese Woche erfolgen - wenn bei den letzten Gesprächen alles glatt läuft sogar schon am Dienstag.

Sollte es nächstes Jahr dann tatsächlich ein Rennen am angeblich anvisierten Mai-Termin geben, steht den Streckenbetreibern noch jede Menge Arbeit in kurzer Zeit bevor. Das Paddock-Gebäude mag zwar nicht dem Standard von Abu Dhabi und Co. entsprechen, sollte aber grundsätzlich ausreichend dimensioniert sein.

Die Strecke selbst wird man hingegen an der einen oder anderen Stelle adaptieren müssen. Kritisch zum Beispiel die für Formel-1-Verhältnisse nicht gerade weitläufige Auslaufzone in der Tarzanbocht, jene in der schnellen Scheivlak-Kurve (nach einer tückischen Kuppe) oder auch im Audi-S.


2017: Historische Formel 1 in Zandvoort

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"Es gibt da diese schnelle Bergab-Kurve", sagt Daniil Kwjat über die Scheivlak-Kurve, "die, glaube ich, wirklich am Limit sein wird. Vielleicht lassen sie da ja Kies statt Asphalt in der Auslaufzone. Dann wäre das eine noch größere Herausforderung!"

Dass Zandvoort gefährlich sein kann, zeigte sich zuletzt im Jahr 2017. Damals kam es zu einem tödlichen Unfall. Beim historischen Grand Prix, einem Amateur-Rennen mit ausrangierten, historischen Formel-1-Boliden, crashte der Franzose David Ferrer in einem March 701 so schwer, dass ihm die Rettungskräfte nicht mehr helfen konnten.

Ferrer verlor sein Fahrzeug ausgangs der Luyendijkbocht, also der schnellen Zielkurve, außer Kontrolle. Ein nachfolgender Pilot konnte ihm nur mit Glück ausweichen. Die Luyendijkbocht gilt als eine der Passagen, die aus Sicherheits-Sicht kritisch sein könnten und vielleicht adaptiert werden müssen.

Umbauarbeiten sollen mehr Platz schaffen

Darüber hinaus, so heißt es, soll die Start- und Zielgerade um etwa eineinhalb Meter verbreitert werden, und die Hugenholtzbocht, benannt nach dem legendären Streckenarchitekten Hans Hugenholtz (?1995 in Zandvoort), muss wohl modifiziert werden, um mehr Platz für den Paddock zu schaffen.

Trotzdem sind die Fahrer begeistert: "Ganz ehrlich, die Strecke ist wirklich mega", schwärmt etwa Daniel Ricciardo. "Superschnell, alte Schule - da brauchst du richtig Eier! Aus Fahrersicht ist sie toll. Andererseits ist sie so schnell und gleichzeitig so eng, dass ich nicht glaube, dass man dort gut überholen kann."


360-Grad-Kamera: Eine Zandvoort-Runde mit Max Verstappen

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"Ich bin da hin- und hergerissen", sagt er. "Einerseits macht Zandvoort Spaß, andererseits wird die Strecke mit den breiten Autos fast wie ein Stadtkurs sein. Es wird schwierig, dort ein aufregendes Rennen hinzukriegen. Vielleicht müssen sie auch neu asphaltieren." Ricciardo weiß, wovon er spricht: Er ist in Zandvoort Formel 3 gefahren und hat dort auch schon eine Formel-1-Demo absolviert.

Sebastian Vettel nimmt Zandvoort als "ein bisschen wie Monaco" wahr, was das Überholen betrifft. Romain Grosjean nickt: "Ich sehe keine Überholmöglichkeiten. Sonst ist es eine verdammt tolle Strecke! Ich hoffe nur, dass sie die Kurven nicht entschärfen. Aber sie ist eigentlich keine typische Formel-1-Strecke. Ziemlich eng, superschnell, keine echten Bremszonen."

Überholen sei "sogar in der Formel 3 fast unmöglich" gewesen, ergänzt Nico Hülkenberg: "Das Layout lädt nicht gerade zum Rad-an-Rad-Racing ein." Red-Bull-Teamchef Christian Horner hält dagegen: "Monaco strotzt auch nicht gerade vor Überholmöglichkeiten." Trotzdem sei es ein Klassiker.

Dafür hat Zandvoort ganz andere Qualitäten: "Ich mag den Ort, mit dem Strand nebenbei. Zandvoort ist ein bisschen verrückt. Ziemlich eng, ganz anders als alle anderen Strecken", urteilt Kevin Magnussen.

"In der Formel 3", wirft Kwjat ein, "war es meine Lieblingsstrecke!" Eine Einschätzung, die Williams-Rookie George Russell unterstreicht: "Zandvoort gehört zu meinen fünf liebsten Kursen. Eine unglaubliche Strecke mit so viel Charakter."

Russell hofft: Entschärft Zandvoort nicht!

Russell ist 2015 und 2016 in Zandvoort Formel 3 gefahren. Über einen fünften Platz kam er in sechs Läufen nicht hinaus. Er sagt: "Sicherheit ist heutzutage natürlich wichtig. Aber ich hoffe, dass sie deswegen nicht die Kiesbetten in den zwei schnellen Kurven eliminieren. Denn gerade die machen die Strecke so einschüchternd und einmalig, was das Fahrerlebnis betrifft!"


2004: DTM-Horrorcrash von Peter Dumbreck

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Für Lokalmatador Verstappen, der mit Sicherheit der unbestrittene Star der Veranstaltung wäre, wäre ein Grand Prix in Zandvoort "großartig" - wenn auch nicht einmalig: "Ich habe schon so etwas wie einen Heim-Grand-Prix, Spa. Ich bin ja in Belgien geboren", sagt er.

Für Red Bull wäre ein Verstappen-Heimrennen natürlich ein Mega-Event: "Wir haben ja in Spanien gesehen, was los war, als Alonso auf seinem Höhepunkt war", erinnert Teamchef Horner. "Wir sehen jetzt schon die vielen niederländischen Fans auf der ganzen Welt - und das werden immer mehr. Ein Grand Prix in den Niederlanden wäre enorm positiv für die Formel 1."

Würde aber möglicherweise auf Kosten von Hockenheim gehen. Ring-Geschäftsführer Georg Seiler betont zwar ausdrücklich, "kein Gegner von Zandvoort" zu sein, aber: "Zandvoort muss sicher umbauen. Ich glaube nicht, dass sie das in der Kürze der Zeit schaffen werden. Einige Kurven sind einfach nicht passend für die Formel 1."

"Und es gibt Tribünen, an denen man sieht, dass Zandvoort in die Jahre gekommen ist. Wenn sich die Formel 1 so präsentieren will, wie sie es von anderen Rennstrecken fordert, muss da schon was getan werden", findet der Hockenheim-Streckenchef.

Für die Streckenbetreiber würde mit einer Formel-1-Rückkehr nach 35 Jahren ein Traum in Erfüllung gehen. Der Circuit Park Zandvoort gehört einer Firma namens Chapman Andretti Partners, die wiederum kontrolliert wird von den beiden Privatpersonen Bernhard van Oranje und Menno de Jong. Die beiden haben die Anlage im Jahr 2016 von Hans Ernst gekauft.

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