• 21. Februar 2019 · 14:00 Uhr

Kurios: Antonio Giovinazzi will Kimi Räikkönens Fahrstil kopieren

Warum sich Alfa-Romeo-Fahrer Antonio Giovinazzi seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen zum Vorbild nimmt und was er sich davon verspricht

(Motorsport-Total.com) - Rennfahrer gelten als Egoisten und Alphatiere, die nur ihre eigene Agenda kennen. Doch es geht auch anders: Antonio Giovinazzi, der bei Alfa Romeo vor seiner ersten kompletten Formel-1-Saison steht, nimmt sich Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen zum Vorbild. Giovinazzi will sogar so weit gehen, seinen persönlichen Fahrstil aufzugeben und sich komplett an die Fahrweise seines prominenten Teamkollegen anzupassen.

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Antonio Giovinazzi will fahren wie ein Weltmeister - wie Kimi Räikkönen Zoom Download

Was ihn zu diesem überraschenden Ansatz bewegt? Offenbar der Wunsch, sich möglichst viel von Räikkönen abzuschauen. Deshalb ist Giovinazzi schon bei den Formel-1-Wintertests 2019 in Barcelona ein überaus interessierter Beobachter, wenn Räikkönen mit dem Alfa Romeo C38 unterwegs ist. "Ich habe Kimi den Tag über genau verfolgt und auch seinen Funk mitgehört", sagt Giovinazzi. Das aber ist bei den Probefahrten vor Saisonbeginn nichts Ungewöhnliches unter Stallgefährten, zumal bei den ersten Metern mit den neuen Fahrzeugen.

Spannend wird es, wenn Giovinazzi über seine eigentliche Motivation dahinter spricht: "Kimi verfügt über deutlich mehr Erfahrung als ich. Daher muss ich ihm einfach nur zuhören", meint Giovinazzi. Doch dabei lässt er es nicht bewenden, sondern setzt im C38 bewusst auf die gleiche Abstimmung wie Räikkönen. "Weil es ein Fehler wäre, es anders zu machen als er", erklärt Giovinazzi. "Ich nehme ihn als Ausgangspunkt, um von ihm zu lernen. Und wenn beide Fahrer gleich arbeiten, macht es das auch für das Team einfacher."

Was den Räikkönen-Fahrstil auszeichnet

In der Tat handelt es sich dabei um eine lobenswerte Einstellung, meint Motorsport.com-Technikexperte Gary Anderson. Er sagt: "Natürlich ist es viel besser, wenn beide Fahrer die gleiche Entwicklungsrichtung einschlagen. Die Sache kann allerdings auch Nachteile für ihn haben. Doch wenn [Giovinazzi] es so sagt, dann wird er schon damit klarkommen."

Was aber bedeutet es überhaupt, den Fahrstil von Räikkönen zu imitieren? Was zeichnet die Fahrweise des Formel-1-Weltmeisters von 2007 aus? Anderson, früher Technikchef bei Jordan und Jaguar, kennt die Details: Demnach neige Räikkönen dazu, sein Auto mit der Tendenz zum Übersteuern abzustimmen, also mit vergleichsweise losem Heck. "Weil er nicht besonders gut mit Untersteuern umgehen kann", sagt Anderson. "Kimi fordert die Vorderachse nämlich mehr als die meisten anderen Piloten, sorgt sich aber nicht so sehr um die Hinterreifen."


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An diesem Punkt werde es schwierig für Giovinazzi. "Nur wenige Fahrer können wirklich gut damit umgehen, wenn sich das Heck viel bewegt", erklärt Anderson. Und bei einem Set-up, wie es Räikkönen verwende, gehöre eine gewisse Portion Übersteuern eben ständig dazu. Mit dieser Nervosität der Hinterachse müsse Giovinazzi erst umzugehen lernen, weil er wohl grundsätzlich anders ticke: "Jeder Fahrer mag ein Auto, das gut ausbalanciert ist", sagt Anderson. Der Räikkönen-Alfa-Romeo weiche aber ab von dieser Norm.

Alles für den Erfolg als "Neuling"

Giovinazzi ist es scheinbar egal. Der junge Italiener ordnet alles einer steilen Lernkurve unter und sagt über sich, obwohl er bereits zwei Formel-1-Rennen als Ersatzfahrer bestritten hat: "Ich sehe mich als Neuling." 2017, als er zweimal anstelle des verletzten Pascal Wehrlein für Sauber antrat, habe er erst spät von seiner Berufung ins Cockpit erfahren, ein verregneter Trainingsfreitag habe sein Handicap noch zusätzlich verschärft. "Jetzt stehe ich erstmals vor einer kompletten Saison. Und Melbourne wird mein erstes echtes Rennen." Und bis zum Saisonauftakt wolle er so gut vorbereitet sein wie möglich.

Alfa Romeo wird Giovinazzis Einstellung recht sein. Denn laut Anderson könnte alles auch ganz anders sein: Würde sich die Fahrweise der beiden Piloten grundlegend voneinander unterscheiden, könnte dies zu Problemen führen. "Dann müsstest du als Team mit zwei unterschiedlichen Philosophien arbeiten, um zwei Autos schnell zu machen, statt nur einem", erklärt er. Giovinazzis Anpassungswunsch sei daher "eine gute Sache" für Alfa Romeo. "Und am Fahrstil von Kimi ist ja nichts falsch", sagt Anderson. "Aber das Team muss erst mal sicherstellen, dass [Giovinazzi] das wirklich will." Doch da scheint sich der Italiener schon sicher zu sein.

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