Formel-1-Rennen in London? Bürgermeister lässt Optionen prüfen
Fährt die Formel 1 schon bald statt auf der Rennstrecke in Silverstone auf einem Straßenkurs in London? Bürgermeister Sadiq Khan begrüßt das Interesse
(Motorsport-Total.com) - Ein Grand Prix von Großbritannien, der nicht in Silverstone ausgetragen wird? Viele Puristen können sich das nicht vorstellen, dennoch bringt sich vor allem eine Stadt regelmäßig ins Gespräch: London. Ein Stadtkurs in der Hauptstadt "sollte möglich sein", glaubt nun auch Bürgermeister Sadiq Khan. Das dürfte Liberty Media freuen, die sich nach einer möglichen Alternative zu Silverstone umschauen.
"London ist immer offen dafür, die größten und besten Sportveranstaltungen auszutragen - vom Finale der Fußball-Europameisterschaft 2020 bis hin zur NFL, dem Cricket-Weltcup und der Baseball-Liga", lässt ein Sprecher des Bürgermeisterbüros wissen. "Der Bürgermeister ist der Ansicht, dass es möglich sein sollte, in Zukunft ein Rennen in London zu organisieren", heißt es weiter in der Stellungnahme.
Daher bat Khan sein Team darum, die Option eines Formel-1-Rennens gründlich zu prüfen. Bereits mehrfach stand ein Rennen in der Metropole zur Diskussion, da der Grand Prix in Silverstone gefährdet ist. Die Organisatoren machten von einer Ausstiegsklausel gebrauch, die bedeuten würde, dass 2019 das letzte Rennen auf der Rennstrecke stattfinden würde - sollte es zu keiner neuen Einigung kommen. Die neuen Rechteinhaber haben mehrfach betont, wie wichtig ihnen ein Rennen im Geburtsland des Motorsports ist.
London soll Silverstone "ergänzen, nicht ersetzen"
Trotz zahlreicher logistischer Schwierigkeiten schätzt Bürgermeister Khan ein Rennen an der Themse als realistisch ein. Der Austragungsort würde auch in die aktuelle Strategie von Liberty passen, die US-Amerikaner wollen mehr Straßenkurse im Kalender sehen. Mit Vietnam, wo 2020 das erste Mal in Hanoi gefahren wird, setzte man ein weiteres Signal in diese Richtung. Auch Formel-1-Sportchef Ross Brawn meinte in einem Interview mit 'Evening Standard', dass ein Rennen am Stadtrand die beste Möglichkeit wäre.
"Da ein Formel-1-Event mindestens eine Woche lang andauert, wäre die Behinderung im Zentrum Londons inakzeptabel", so Brawn. "Ich denke nicht, dass sich die Bewohner Sorgen machen müssen, dass wir das Zentrum Londons eine Woche in Beschlag nehmen. Aber es gibt Orte in der Peripherie, die evaluiert werden." Ein Rennen vorbei an Buckingham Palace oder Tower Bridge werde es demnach nicht geben.
Im Falle Silverstone gab es keine Fortschritte in den Verhandlungen eines neuen Deals. In dieser Woche hatte der britische Automobilverband (BRDC) außerdem dementiert, dass man der Formel 1 ein neues Angebot präsentiert hätte. David Richards, Vorsitzender des Clubs, ließ wissen, dass der einzige Ort, der die Formel 1 austragen könne, Silverstone sei. "Irgendetwas woanders zu machen, etwa auf einem Stadtkurs, wäre unangebracht, weil das kein Vermächtnis hat und wir die vorhandene Infrastruktur, die wir in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, nicht nutzen würden."
Formel-1-Marketingchef Jean Bratches hingegen deutete vor Saisonende an, dass es sehr wohl andere Optionen für den britischen Grand Prix gäbe. Brawn relativiert allerdings, dass Silverstone nicht auf Kosten von London aus dem Kalender weichen müsste. Immerhin fährt man seit 1987 durchgehend auf der Traditionsrennstrecke. "Wir würden gerne sehen, dass London Silverstone ergänzt und nicht ersetzt."