• 21. November 2016 · 14:11 Uhr

Formel 1 mit Sprit von der Tankstelle: Stimmt's wirklich?

Auf den Spuren der "Mythbusters" - Ausgabe 10: Ist es wirklich möglich, ein Formel-1-Auto mit gewöhnlichem Treibstoff von der Tankstelle zu bewegen?

(Motorsport-Total.com) -

Seit Jahrzehnten ist das Formel-1-Fahrerlager eine Welt, die voll ist von kleinen Geschichten um skurrile Teamchefs, von Piloten am Rande des Wahnsinns (oder jenseits davon) und irren physikalischen Phänomenen. In unserer Serie "Stimmt's wirklich? Formel-1-Mythen unter der Lupe!" gehen wir Legenden der Szene nach, die sich hartnäckig halten - und erkundigen uns bei denjenigen, die es wissen müssen. Nach Vorbild der US-TV-Doku Mythbusters.

Foto zur News: Formel 1 mit Sprit von der Tankstelle: Stimmt's wirklich?

Ferrari-Bolide an der Tankstelle: Großer Werbeeffekt und große Schummelei? Zoom Download

In der zehnten Ausgabe beschäftigt uns eine von vielen Storys rund um das Thema Technik in der (scheinbar) so atomwissenschaftlich betriebenen Königsklasse. Wir fragen uns, ob es tatsächlich möglich ist, einen Formel-1-Boliden mit gewöhnlichem Sprit von der Tankstelle zu bewegen?

Um was geht's?

Benzin und Verbrauch werden in der Beletage des Motorsports zunehmend wichtiger. Die Teams vertrauen auf Partner aus der Industrie, um möglichst viel aus dem Sprit herauszuholen: Mercedes auf Petronas, Ferrari auf Shell und Red Bull auf Total. Marken, die jeder von der Autobahn oder von der Zapfsäule um die Ecke kennt. Dabei lässt das Reglement die Oktanzahl offen, verbietet aber zahlreiche Zusatzstoffe, die in früheren Jahrzehnten üblich waren - etwa Benzol, Alkohol und Kerosin, die zu Zeiten der Draufgänger und Husaren in die Tanks gefüllt wurden.

Hinzu kommt, dass die FIA und die Benzinpartner sich eine gewisse Seriennähe wünschen, was damit zu tun hat, dass sie ihr teures Engagement rechtfertigen müssen. Gleichzeitig sind sie aber auf die Kostenseite erpicht - was sie nicht davon abhält, passend zu Updates eines Antriebsstranges umgehnd einen passenden Treibstoff zu entwickeln und mobile Labore für die sofortige Analyse an die Grand-Prix-Kurse zu karren. Das Ziel ist klar: Alle Teams wollen Sprit, der maximale Leistung bei möglichst niedrigem Verbrauch bietet. Sie wollen Gewicht sparen und nicht Gefahr laufen, dass 100-Kilogramm-Spritlimit pro Rennen zu überschreiten.

Was ist der Mythos?

In gleich mehreren TV-Werbesports verschiedener Mineralöl-Firmen ist zu sehen, wie Formel-1-Rennwagen an einer gewöhnlichen Tankstelle aufgefüllt werden. Häufig direkt neben einem Pkw, wie ihn Otto Normalverbraucher in der Garage stehen hat. Wir fragen uns: Ist es wirklich möglich, einen solchen Hightech-Boliden mit Sprit aus der Zapfsäule um die Ecke fahren zu lassen?

Und, stimmt's nun wirklich?

Chan Ming Yau sagt: "Ja, und auch wenn man unser Benzin in ein normales Auto einfüllen würde, würde es damit fahren", meint der Petronas-Sprittechniker von Mercedes. "Das von der Tankstelle und das für die Formel 1 besitzen die gleiche Chemie, aber eine etwas unterschiedliche Zusammensetzung. Ein guter Vergleich sind verschiedene Schokoladenkuchen. In einem ist mehr Kakao, in dem anderen mehr Schokosplitter und weniger Milch. Das Benzin für die Formel 1 ist maßgeschneidert, während mit dem von der Tankstelle ganz verschiedene Motoren laufen müssen."


Shell-Werbespot zeigt Formel-1-Auto an der Tankstelle

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Der Experte weiter: "Aktuell entsprechen die FIA-Regeln den Verfügungen der Europäischen Union für Treibstoffe. Es ist Benzin, das den Schadstoffklassen Euro 5 und Euro 6 genügt. Wenn ich Formel-1-Sprit mit dem für die Straße vergleiche, gibt es Parallelen. Nur die Zusammensetzung ist anders." Denn die Spezialisten erhöhen für die Rennstrecke die Oktanzahl und mischen zugelassene Zusatzstoffe bei, um ihr Produkt optimal für die Anforderungen der V6-Turbos zu gestalten. An der Tankstelle auffüllen ließe sich ein Formel-1-Auto dennoch nicht - aber nur wegen des Zapfhahns.

Wer hat uns aufgeklärt?

Chan Ming Yau ist als Sprittechniker für das Mercedes-Werksteam zuständig. Der Petronas-Mann leitet die Benzintechnologie-Abteilung des malaysischen Unternehmens und beschäftigt sich neben dem Motorsport auch mit den Kraftstoffen, die jeder Autofahrer an der Tankstelle kaufen kann.

Wie geht's weiter?

Gibt es irgendeine Geschichte, von der du schon immer mal wissen wolltest, ob sie wirklich wahr ist? Wir begeben uns auf die Spuren der Mythbusters und haken für euch nach. Einfach deinen Mythos via Kontaktformular oder auf Twitter an unsere Formel-1-Spezialisten Christian Nimmervoll und Dominik Sharaf schicken! Die nächsten Folgen sind schon in Planung.

Bisherige Folgen von "Stimmt's wirklich?"

01: Dürfen McLaren-Mitarbeiter im Büro wirklich keine Frühstücksbrote essen?
02: Bestimmte Jean Todt den Ausgang der Rallye Paris-Dakar mit einem Münzwurf?
03: Sah Jacques Villeneuve per Computerspiel die Zukunft der Formel 1 voraus?
04: War Formel-1-Boss Bernie Ecclestone beim großen Postzugraub dabei?
05: Gewann Porsche den Sportwagen-WM-Titel mit Zange und Panzerband?
06: Designte Jacques Villeneuve seinen bunten Helm nach dem Vorbild eines Kleides seiner Mutter?
07: Werden die Gymkhana-YouTube-Videos von Ken Block in einem Take gefilmt?
08: Hatte der Schumacher-Benetton von 1994 eine verbotene Traktionskontrolle eingebaut?
09: Ist es im Privatflieger des McLaren-Bosses Ron Dennis nicht erlaubt, Schuhe zu tragen?

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