Marko: "Formel 1 momentan zu stark reglementiert"
Nach Sebastian Vettels harscher Sound-Kritik stärkt Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko seinem Piloten den Rücken - Auch übt er Kritik am neuen Strafensystem
(Motorsport-Total.com) - Dass Weltmeister Sebastian Vettel eher ein Freund der alten Formel 1 ist, hat er kürzlich unterstrichen, als er den Sound der neuen Boliden als "scheiße" bezeichnete. Einer seiner Vorgesetzten, Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko, stellt sich nun schützend vor seinen Fahrer, wenngleich er auch eine mildere Wortwahl bevorzugt hätte. Der Kern des Problems liege aber nicht bei Vettel, sondern beim Reglement der Königsklasse.
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Helmut Marko stellt sich vor seinen Piloten und stellt einzig dessen Wortwahl infrage Zoom Download
"Ich glaube nicht, dass die Fans weltweit die Formel 1 deshalb so gerne anschauen, weil ein Fahrer mehr Sprit sparen muss, als Gas zu geben", gibt Marko gegenüber 'Auto Bild motorsport' zu bedenken. "Und ich denke, das ist genau das, was Sebastian im Grunde meint. Der Sport, das Rennen selbst, muss wieder mehr im Mittelpunkt stehen. Die Formel 1 ist momentan zu stark reglementiert."
Dass Vettel für seine Aussagen gegen die neue Formel 1 kritisiert wurde, findet Marko nicht richtig: "Wo kommen wir hin, wenn ein viermaliger Weltmeister nicht seine Meinung äußern darf? Man kann über die Wortwahl diskutieren, aber nicht über den Inhalt", so der Grazer. Da bleibe Red Bull seinen Prinzipien treu: "Unsere Philosophie war und wird es immer sein: Kein Maulkorb für unsere Piloten! Sebastian ist eben ein Racer durch und durch."
Fotostrecke: F1 Backstage: Sachir
2011 musste der Grand Prix von Bahrain wegen politischer Unruhen abgesagt werden, doch seither wird das Königshaus nicht müde zu betonen, dass die Lage im Land völlig friedlich sei. Die Formel-1-Journalisten werden mit dem weltweit besten Service betreut, vom Flughafen abgeholt, mit Shuttles zwischen Hotel und Rennstrecke kutschiert, mit gratis Essen versorgt. Aber die Pressefreiheit wird in Bahrain weiterhin mit Füßen getreten. Als unser Chefredakteur Christian Nimmervoll für die Backstage-Fotostrecke diesen Schnappschuss von den Security-Checks an den Eingängen knipst, ist er binnen Sekunden von sieben Polizisten mit zwei Hunden umzingelt, die ihm seine Kamera abnehmen und versuchen, die Fotos zu löschen - nicht aggressiv, aber doch bestimmt. Allerdings übersehen die Polizisten eines der Fotos. Fotostrecke
"Man darf es in der Formel 1 auch nicht übertreiben, sonst leidet womöglich die Attraktivität", findet er deshalb: "Die Fans wollen keine zu reglementierte Serie sehen, das haben die Diskussionen in Internetforen klar gezeigt." Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, schlägt Marko deshalb vor, man müsse genau "beobachten und alles dafür tun, dass die Formel 1 weiterhin ihrem Ruf gerecht wird." Auch wenn Vettels Wortwahl nicht optimal war - wachgerüttelt hat er mit ihr.