Ralf Schumacher: Oscar Piastri muss jetzt für Lando Norris fahren

(Motorsport-Total.com) - Muss Oscar Piastri beim Formel-1-Saisonfinale am Sonntag (hier live im Ticker verfolgen) für Teamkollege Lando Norris fahren? Zwar besitzt der Australier selbst noch rechnerische Chancen auf den Titel, allerdings ist die Ausgangslage für ihn im Qualifying in Abu Dhabi nicht besser geworden.

Piastri war mit Rang drei der Langsamste der drei WM-Kandidaten und startet am Sonntag hinter Max Verstappen und Lando Norris. Gewinnt Verstappen das Rennen, dann hätte Piastri ohnehin keine Möglichkeit mehr, seinen ersten Titel einzufahren. Daher sollte er jetzt Schützenhilfe für seinen Teamkollegen leisten, findet Ralf Schumacher.

"Piastri muss jetzt für Norris fahren, der Käse ist jetzt gegessen", sagt der Deutsche gegenüber Sky. Angesichts der Tatsache, dass in den letzten zehn Jahren immer der Fahrer auf Pole auch das Rennen gewonnen hat, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Sieg von Verstappen recht hoch.

Ralf Schumacher: Piastri sollte die Konkurrenz einbremsen

In dem Fall muss Norris unbedingt auf das Podium fahren, will McLaren den Titel nicht an Red Bull verlieren. "Und stell dir mal vor, die fighten und fahren ineinander. Dann sind [Charles] Leclerc und [George] Russell dazwischen, Norris Vierter - und dann verlieren sie den Titel", so Schumacher. "Also das geht gar nicht."

Daher sollte Piastri Norris am Sonntag nach hinten absichern. "Er muss schauen, dass da auch nichts bei den Pitstops passiert. Wenn sie Max Verstappen nicht überholen können, ist auch klar, muss er dann die Lücke generieren, dass da gar nichts passiert", sagt er. "Also muss er zur Not die anderen einbremsen."

Sicherlich dürfte es McLaren am liebsten sein, wenn man das Rennen am Sonntag kontrolliert und sicher nach Hause fährt. "Wir wollen auf jeden Fall sicherstellen, dass wir in unserem Duell zwischen unseren Jungs nicht übereinander stolpern", meint Geschäftsführer Zak Brown bei Sky.

Allerdings hat Piastri selbst ebenfalls noch eine Agenda: "Solange nicht entweder Max oder Lando vor mir die Ziellinie überqueren, bin ich noch im Rennen um den Titel", betont der Australier.

Wie geht Piastri den Start an?

Wie er den Start von Rang drei aus angehen wird, darüber habe er "noch nicht nachgedacht". Hält er rein und sucht seine eigene Chance - durchaus mit dem Risiko einer teaminternen Kollision - oder lässt er Verstappen und Norris in Kurve 1 erst einmal ihr Ding machen und hofft auf das Beste?

"Um die Meisterschaft zu gewinnen, brauche ich offensichtlich mehr, als einfach nur das Rennen zu gewinnen. Also ja, wir werden sehen, was das bedeutet", sagt er. Wäre es also vielleicht am besten, sich die Tüte Popcorn zu schnappen und die beiden vorne zu beobachten? "Könnte sein", meint Piastri.

Womöglich wird er aber am Sonntag in einer Situation sein, in der er den Titel nicht gewinnen kann. Würde er dann Norris auf Bitten des Teams helfen? "Ich habe dazu bisher keine direkten Gespräche geführt", winkt er ab. "Aber ich bin sicher, wir werden darüber sprechen. Es ergibt ziemlich viel Sinn, das vor dem Rennen zu klären."

"Ich weiß noch nicht genau, was genau von mir erwartet wird", sagt er weiter und entgegnet auf die Frage, wie sich Norris im Falle einer Schützenhilfe bei ihm bedanken könnte: "Keine Ahnung. Ein Händedruck wäre wahrscheinlich schon gut."

Sieger darf sich dann auch freuen

Fest steht auf jeden Fall: Nur einer von beiden McLaren-Piloten kann im Bestfall den Titel holen, einer wird auf jeden Fall als Verlierer von der Strecke abreisen. Das könnte teamintern zu einer seltsamen Situation führen, weil der eine Pilot feiert, während der andere trauert.

Doch Grund für schlechtes Gewissen braucht der eventuelle Sieger nicht haben, meint Piastri: "Einer von uns könnte morgen seine erste F1-Weltmeisterschaft gewinnen - natürlich wird man das feiern", sagt er.

"Ich denke, wir haben gegenseitig genug Respekt, um die Arbeit desjenigen wertzuschätzen, der verliert. Da wird es in beide Richtungen nur Respekt geben. Und es wäre unfair zu erwarten, dass derjenige, der gewinnt, sich nicht freuen darf." Er betont: "Wir sind erwachsen und respektieren uns genug, um zu wissen, was richtig ist."

"Das ist kein Gespräch, das geführt werden muss", winkt auch Norris bei diesem Thema ab. "Wir verstehen einander und respektieren uns gegenseitig. Ich denke, wir wissen beide, dass keiner etwas tun würde, um den anderen absichtlich schlechter fühlen zu lassen."

"Wir respektieren, was wir jedes Wochenende leisten - jedes Qualifying, jedes Rennen. Wir fahren gegeneinander, klar, aber auch abseits der Strecke verstehen wir uns als zwei verschiedene Typen, die gut miteinander klarkommen. Und das reicht."