Neue Philosophie: Warum der Red Bull RB21 plötzlich überall funktioniert
Max Verstappen erklärt Red Bulls Formanstieg mit einer neuen Philosophie und gibt zu: Das Potenzial des RB21 war von Anfang an da
(Motorsport-Total.com) - Nach zwei dominanten Siegen in Monza und Baku und einer ersten Startreihe in Singapur erlebt Red Bull ein spürbares Comeback in der Formel 1. Vor allem mit der beinahe errungen Poleposition in Singapur ist klar, dass die zwei Siege nicht bloß ein Ausreißer wegen der Low-Downforce-Charakteristik der beiden Strecken waren.

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Max Verstappen gibt zu: Mit dem heutigen Wissen wäre das Auto weit öfter konkurrenzfähig gewesen Zoom Download
Max Verstappen führt den Aufschwung dabei weniger auf technische Upgrades als auf ein besseres Verständnis des Autos zurück - und räumt ein, dass der RB21 womöglich von Anfang an mehr Potenzial hatte, als man dachte.
Der Singapur-Grand-Prix gilt seit Jahren als eine der schwierigsten Strecken für Red Bull. Umso größer die Überraschung, dass Verstappen dort aktiv um die Pole kämpfte. Am Ende wurde es Startplatz zwei, wobei die Pole durchaus in Reichweite war.
"Es hat ziemlich gut funktioniert", sagt der amtierende Weltmeister. "Wenn mir jemand vor dem Wochenende gesagt hätte, dass es so laufen würde, hätte ich sofort unterschrieben. Diese Strecke war für uns immer sehr schwierig. Dass wir hier ernsthaft um die Pole kämpfen konnten, ist ein sehr gutes Zeichen."
Die positive Tendenz, die schon in Monza und Baku zu erkennen war, setzt sich damit fort. Und sie kam selbst für Verstappen unerwartet: "Ehrlich gesagt hat das niemand erwartet. Aber natürlich gibt es Gründe, warum jetzt plötzlich alles besser funktioniert. Ich kann nur nicht sagen, welche", sagt er mit einem Grinsen.
Seit dem Grand Prix von Italien setzt Red Bull auf eine neue Bodenplatte, die laut Teamangaben den Luftstrom am Unterboden stabilisiert. Doch Verstappen betont, dass dieser Schritt nur ein Teil der Erklärung sei.
"Natürlich hilft jedes Update, aber das ist nicht der Hauptgrund", erklärt er. "Der wichtigste Faktor ist eine andere Philosophie."
Was der Weltmeister damit meint, ist keine technische, sondern eine organisatorische Neuausrichtung: Statt die Set-ups nach jedem Freitag komplett umzuwerfen, arbeitet Red Bull inzwischen konsequenter an der Feinabstimmung.
"Früher haben wir nach dem ersten Training oft alles geändert, weil das Auto sich nicht so verhalten hat, wie wir wollten", erklärt Verstappen. "Jetzt können wir das Auto über das Wochenende hinweg feinjustieren, und das ist das Wichtigste." Ob das mit dem Teamchef-Wechsel von Christian Horner auf Laurent Mekies zusammenhängt, verrät er nicht.
Wurde das Potenzial des RB21 lange unterschätzt?
Diese Entwicklung wirft zwangsläufig eine Frage auf: War das Auto vielleicht schon die ganze Zeit besser, als es schien? Lange galt der RB21 als zickig und unvorhersehbar - besonders aufgrund seines engen Arbeitsfensters.
Doch die jüngsten Leistungen deuten darauf hin, dass Red Bull schlicht nicht in der Lage war, das Potenzial des Autos bei früheren Rennen freizusetzen. Verstappen bestätigt diese Theorie erstmals offen: "Das ist ziemlich offensichtlich, ja. Aber jetzt können wir daran nichts mehr ändern."
Er räumt ein, dass man mit dem heutigen Wissen deutlich mehr aus dem 2025er-Auto hätte herausholen können. "Zu Beginn der Saison auf jeden Fall - absolut", sagt er. "Wir haben Dinge gelernt, die uns jetzt helfen, aber die Erkenntnisse kamen zu spät."
Verstappen bestätigt: "Wir treffen die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit. Das hat früher manchmal gefehlt. Jetzt ist die Ausführung besser - und das macht den größten Unterschied."
Trotzdem bleibt Verstappen vorsichtig. "Es ist ermutigend, aber wir dürfen jetzt nicht glauben, dass alles perfekt ist", warnt er. "Man muss jedes Wochenende das optimale Set-up finden. Die Abstände sind so klein, dass schon ein winziger Fehler große Auswirkungen haben kann."
Dass Red Bull inzwischen wieder an der Spitze mitfährt, könnte das Titelrennen zwar rein rechnerisch wiederbeleben, doch Verstappen will davon nichts wissen. "Wir schauen von Rennen zu Rennen. Es geht darum, das Momentum zu halten und unsere Abläufe weiter zu verbessern. Das Auto funktioniert - jetzt liegt es an uns, das Maximum herauszuholen."