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Leclerc über Teamorder-Eklat: Soll er seinen achten Platz genießen
Lewis Hamilton verschätzt sich bei einer Ferrari-Teamorder und kommt in Aserbaidschan vor Charles Leclerc ins Ziel: Absicht oder nur ein Fehler?
(Motorsport-Total.com) - Das Aserbaidschan-Grand-Prix endete für Ferrari mit einem unschönen Zwischenfall: Lewis Hamilton setzte eine Teamorder nicht wie gefordert um und hielt Charles Leclerc bis ins Ziel hinter sich.
"Mir egal, es geht um Platz acht - also ist es okay, er kann diesen achten Platz genießen", funkte ein sichtlich frustrierter Leclerc nach dem Rennen an die Box. Seine Worte erinnerten an die legendäre Szene der britischen TV-Show Come Dine With Me, in der ein unterlegener Kandidat seiner Wut freien Lauf ließ: "Du hast gewonnen, Jane. Genieß das Geld. Ich hoffe, es macht dich glücklich."
Leclercs Handicap und Hamiltons Chance
Dabei hatte Leclerc das Rennen noch vor Hamilton aufgenommen, trotz eines Crashs im Qualifying. Doch ein Problem mit der Energierückgewinnung seines Hybridsystems beraubte ihn regelmäßig der vollen Power auf der langen Start-Ziel-Geraden. Hinzu kam ein früher Boxenstopp in Runde 19, mit dem er sich gegen einen möglichen Undercut von Lando Norris absichern wollte - eine Entscheidung, die ihn auf eine lange zweite Stint-Distanz mit Hard-Reifen festlegte.
Als Hamilton in Runde 36 stoppte, hatte er dadurch einen deutlichen Reifen-Vorteil. Schnell rückte er an Leclerc heran. Der Monegasse wirkte zunehmend angespannt, verlangte fortlaufend Hamiltons Rundenzeiten von seinem Ingenieur Bryan Bozzi und akzeptierte schließlich die Anweisung, seinen Teamkollegen in Runde 42 vorbeizulassen.
Hamilton sollte anschließend Druck auf Norris, Tsunoda und Lawson ausüben - kam aber nicht entscheidend nach vorne. Als Ferrari daher auf den letzten Runden den Platztausch zurückforderte, reagierte Hamilton zwar - ließ jedoch erst direkt vor der Ziellinie vom Gas und bremste leicht. Zu spät, um Leclerc wieder die Position zurückzugeben.
Vasseur: Kein Missverständnis
"Verwirrung? Nein", stellt Teamchef Frédéric Vasseur im Nachgang klar. "Die Situation war eindeutig. Lewis hatte den Reifenvorteil, Charles Probleme mit der Energierückgewinnung und wir wussten, dass wir auf den Geraden ohnehin nicht top sind. Deshalb war es die beste Option, Lewis vorbeizulassen. Wir baten am Ende um den Platztausch zurück, und es sieht so aus, als hätte Lewis die Linie von Start und Ziel falsch eingeschätzt."
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Hamilton selbst spricht von einem Konzentrationsfehler: "Ich war so auf Norris fokussiert, dass ich den Moment verpasst habe. Ich habe auf der Geraden tatsächlich gelupft und gebremst, aber vier Zehntel zu spät. Das war ein Fehlurteil, und ich entschuldige mich bei Charles."
Verpasste Chancen schon am Samstag
Noch bitterer macht die Situation, dass Ferrari nach eigener Einschätzung die Pace für eine Poleposition gehabt hätte. Doch im entscheidenden Teil des Qualifyings lief vieles schief: Hamilton nutzte das Potenzial der schwierigen C6-Softreifen nicht aus, während Leclerc in Q3 die Mauer touchierte.
Mit Startplätzen zehn und zwölf war klar, dass es ein harter Nachmittag werden würde. Da das Feld 2025 durch technische Konvergenz enger zusammengerückt ist und die optimierte Effizienz der Heckflügel die Wirkung des DRS verringert, war das Überholen selbst mit frischen Reifen schwierig. Fahrer im Mittelfeld hingen im Verkehr, während die Konkurrenten vorne im saubereren Luftstrom ihre Reifen besser managen konnten.
"Das Tempo war in Ordnung", erklärt Vasseur. "Charles hatte zwar das Motorproblem, das ihn nicht fünf Zehntel pro Runde kostete, aber genug, um im Verkehr stecken zu bleiben. Und dort verliert man nicht nur die zwei Zehntel, sondern zusätzlich das Delta auf den Vordermann. Für Charles war das entscheidend. Am Ende war unser Hauptproblem aber nicht der Sonntag, sondern das Qualifying. Wir hatten in den Trainings ein Auto, das um Platz eins kämpfen konnte, und sind mit P10 und P12 ins Rennen gegangen."