• 01. August 2025 · 15:25 Uhr

"Unbequeme Tatsache": Mercedes' Rückkehr zur alten Aufhängung

Mercedes macht beim letzten Formel-1-Rennen vor der Sommerpause technisch einen Schritt zurück: Was zu dieser Entscheidung geführt hat

(Motorsport-Total.com) - Beim siebten Rennwochenende der Formel-1-Saison 2025 hat Mercedes ein Update an der Aufhängung des W16 eingeführt. Beim 13. Rennwochenende aber wechselt die Sternmarke zurück auf die ursprüngliche Version. Warum - das erklärt nun Andrew Shovlin als Mercedes' leitender Ingenieur an der Rennstrecke.

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Andrea Kimi Antonelli im Mercedes W16 mit alter Aufhängung in Ungarn 2025 Zoom Download

Er sagt: "In gewisser Weise stand der Rückbau immer schon im Raum. Aber eine unbequeme Tatsache war, dass wir genau dieses Set-up in Montreal gefahren sind - und dort hatten wir ein sehr gutes Wochenende."

"Sehr gut" ist fast noch untertrieben: George Russell gewann den Kanada-Grand-Prix für Mercedes und Formel-1-Neuling Andrea Kimi Antonelli erzielte mit Platz drei sein erstes Podium.

Warum das Problem lange nicht konkret wurde

Doch dieses Ergebnis verdeckte technische Probleme am Silberpfeil. Das wurde nach dem Rennen in Montreal deutlich: "Wenn man sich die vergangenen drei Strecken anschaut, war unsere Highspeed-Performance nicht mehr auf dem Niveau wie zuvor."

Russell und Antonelli beklagten sich auf einmal über "mangelnde Stabilität beim Einlenken" und über einen generellen Vertrauensverlust ins Auto. Doch die Regenrennen in Silverstone und Spa verzögerten die Erkenntnis bei Mercedes, dass ein grundlegendes Problem vorlag. "Hinzu kam, dass wir zur Zeit von Montreal und Spielberg noch andere Dinge ausprobiert haben", erklärt Shovlin.


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"Aber jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, an dem der logische nächste Schritt ist, diese Änderung zurückzunehmen und zu sehen, ob wir die Stabilität zurückgewinnen, nach der sich die Fahrer sehnen."

Wie Ungarn die Änderungen sichtbar machen soll

Das heißt: Mercedes rüstet zurück auf den Stand von vor dem Emilia-Romagna-Grand-Prix Mitte Mai und versucht, auf dieser Basis zurück in die Spur zu finden.

Aber ist der kurvenreiche Hungaroring überhaupt eine geeignete Strecke, um diese Änderungen zu validieren? "Ja, auf jeden Fall", sagt Shovlin.

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"Montreal ist in dieser Hinsicht ziemlich einzigartig, dort gibt es nur sehr langsame Kurven. Aber die Stabilität beim Einlenken wird sich zeigen. Dafür braucht man keine Vollgas-Kurve wie 'Copse'. Das sollte sich über das gesamte Geschwindigkeitsband hinweg zeigen."

Welche Rolle spielten die neuen Frontflügel-Vorgaben?

Und was, wenn der Leistungsabfall von Mercedes noch ganz andere Ursachen hatte? Zum Beispiel die veränderten Frontflügel-Vorgaben, die ab dem Spanien-Grand-Prix griffen.

Shovlin meint: "Wir haben die Möglichkeit, das im Simulator isoliert zu untersuchen. Wir sind daher überzeugt, dass die Veränderungen am Frontflügel keine derart dramatischen Auswirkungen auf das Fahrverhalten haben. Ich denke, man kann diese Effekte gut voneinander trennen."

Hätte Mercedes mit "Nebenwirkungen" rechnen müssen?

Es bleibt die Frage, ob Mercedes nicht hätte skeptischer sein müssen bei seinem Imola-Update. Laut Shovlin hat das Team "zu diesem Zeitpunkt" zwar nicht mit möglichen Nebenwirkungen gerechnet, doch erste Anzeichen gab es sehr wohl: "Wir hatten einige Probleme bei unseren Labortests, wodurch einige Ergebnisse erst deutlich nach dem Einsatz auf der Strecke vorlagen."

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"Wir hatten das Ganze damals schon unter Beobachtung, denn die Aufhängung war in Monaco und Barcelona nicht am Auto und wurde erst in Montreal wieder eingesetzt. In gewisser Weise war es etwas unglücklich, dass wir sie ausgerechnet an unserem besten Rennwochenende des Jahres reaktiviert haben."

Und die Ursachenforschung dauert weiter an, denn Mercedes braucht Antworten - für 2025 und darüber hinaus: "Wenn sich das als Ursache bestätigt, wäre das eine wertvolle Lektion für die Entwicklung des nächsten Autos", sagt Shovlin. "Denn Änderungen an der Aufhängung sind immer schwierig, weil alles ein Kompromiss ist."

Vor allem Antonelli leidet unter dem neuen Fahrverhalten

Und unter diesem Kompromiss leidet aktuell vor allem Antonelli, der seit seinem dritten Platz in Kanada nicht mehr gepunktet hat. Was Mercedes auf technischer Seite unternehmen kann, um den jungen Italiener wieder aufzubauen? "Nichts Konkretes in dieser Richtung - abgesehen von Bonos Engineering", sagt Shovlin. Es kommt also auf die Zusammenarbeit mit Renningenieur Peter "Bono" Bonnington an.

Shovlin erklärt: "Tatsache ist, dass beide Fahrer etwas zurückgefallen sind. Aber George hat seine jahrelange Erfahrung in der Formel 1, auf die er sich stützen kann. Das hilft ihm besonders im Qualifying."

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Andrea Kimi Antonelli mit seinem Mercedes-Renningenieur Peter "Bono" Bonnington Zoom Download

"Kimi hat diesen Erfahrungsschatz nicht und weiß nicht, wie man Probleme umfahren kann. Das hat ihn wahrscheinlich stärker getroffen. Aber das ist ein ingenieurtechnisches Problem. Wenn wir das lösen, wird das auch Kimis Selbstvertrauen stärken. Und wenn wir Kimi ein stabiles Fahrzeug geben, wird seine Leistung steigen."

Und was, wenn das nicht gelingt? "Gute Frage", meint Shovlin. Er zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass der Rückbau an der Aufhängung den W16-Mercedes "in eine bessere Richtung bringt".

"Wenn das nicht der Fall ist, müssen wir schauen, was sich zwischen den ersten Rennen und jetzt noch verändert haben könnte. Ehrlich gesagt ist diese Liste recht kurz. Aber wie immer nutzt man das Rennwochenende auch als Experimentierfeld."

"Wir hoffen, dass das Ergebnis ist, dass wir das Vertrauen zurückgewinnen. Wenn nicht, haben wir mehr Arbeit vor uns - und dann müssen wir da durch."

Wie sich Antonelli in seinem ersten Jahr schlägt

Und auch Antonelli muss da durch. Der Formel-1-Neuling äußert sich in seinen Interviews bislang offen und ehrlich, auch über seine Gefühlswelt bei den vielen Rückschlägen der vergangenen Wochen. So ist das laut Shovlin auch nach innen: "Man merkt, dass er selbst sein schärfster Kritiker ist."

"Zweifellos haben wir in den zurückliegenden Rennen gewisse Probleme geschaffen, mit denen er nun zurechtkommen muss. Es wäre nicht fair, wenn er das alles als 'Kimi-Problem' sieht - ein großer Teil davon ist ein Teamproblem."

"Er ist ein sehr angenehmer Fahrer, den man gerne im Team hat, und es ist schön zu sehen, dass er auch selbstkritisch ist. Was wir dieses Jahr schon von ihm gesehen haben, reicht aus, um zu wissen, wie talentiert er ist. Er ist noch extrem jung, er wird sich weiter verbessern."

"Aber die letzten Rennen haben ihn sicher stärker mitgenommen als George. Daher wie gesagt: Wir müssen ihm helfen, da durchzukommen."

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