• 29. Juli 2025 · 19:44 Uhr

Erklärt: Warum der Start zum Großen Preis von Belgien verschoben wurde

Die Verzögerung vor dem Start zum Belgien-GP 2025 sorgte für Verwunderung und Frustration - Warum die Rennleitung mit der Freigabe des Rennens so lange wartete

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Belgien (kompletter Rennbericht) begann mit einer Verzögerung von einer Stunde und zwanzig Minuten. Zudem erfolgte der Start nicht stehend, sondern nach mehreren Runden hinter dem Safety-Car als fliegender Start. Doch was führte überhaupt zu dieser erheblichen Verzögerung?

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Der Belgien-GP startete mit 90-minütiger Verzögerung Zoom Download

Starker Regen am Vormittag weckte bei vielen Beteiligten in der Boxengasse bereits Erinnerungen an das Jahr 2021. Damals fiel das Rennen in den Ardennen wegen anhaltender Regenfälle sprichwörtlich ins Wasser und bestand letztlich nur aus zwei Runden hinter dem Safety-Car.

Vier Jahre später konnte eine Wiederholung dieses Szenarios zwar vermieden werden, doch ein spannendes Formel-1-Rennen blieb auch diesmal aus. Dabei waren die Voraussetzungen mit einer legendären Strecke, einer interessanten Startaufstellung und nassen Bedingungen eigentlich vielversprechend.

Der verspätete Start nahm dem Belgien-Grand-Prix allerdings einen Großteil seines Reizes und machte aus einem potenziellen Regenklassiker eine weitgehend trockene Angelegenheit. Es überrascht daher kaum, dass die Meinungen im Fahrerlager deutlich auseinandergingen.

Red Bull kritisiert Verzögerung des Starts

Williams-Pilot Carlos Sainz äußerte "Respekt" gegenüber der Rennleitung und betonte, dass auf einer Strecke wie Spa, insbesondere mit Blick auf ihre jüngere Geschichte, das Prinzip "Sicherheit vor Risiko" die oberste Priorität haben müsse.

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Carlos Sainz ist Befürworter der langen Verzögerung Zoom Download

Auch Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur zeigte Verständnis. Es sei leicht, im Nachhinein zu urteilen, doch im Falle eines vorgezogenen Starts mit möglicherweise negativen Konsequenzen wären die Teams die Ersten gewesen, die die Rennleitung kritisiert hätten.

Bei Red Bull Racing hingegen wurde die Situation gänzlich anders bewertet. Das Team zeigte sich von der langen Verzögerung überrascht. Helmut Marko räumte ein, dass Red Bull mit dem Set-up für die tatsächlichen Bedingungen falsch gelegen habe, deutete jedoch an, dass die Konfiguration "mit dem richtigen Rennleiter" die passende gewesen wäre.

Auch der amtierende Weltmeister Max Verstappen, der von Startplatz vier in das Rennen ging, zeigte sich wenig beeindruckt von den Entscheidungen der Rennleitung und meinte: "Wenn man schlecht sieht, kann man auch einfach vom Gas gehen."

Deshalb wurde der Start abgebrochen

Tatsächlich war die Verzögerung, wie Motorsport.com, eine Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, nach dem Rennen erfuhr, das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren sowie einer Reihe aufeinanderfolgender Entscheidungen.

Die FIA hatte zunächst vorgesehen, das Rennen planmäßig um 15:00 Uhr mit einer Einführungsrunde hinter dem Safety-Car zu beginnen, was sich unter vergleichbaren Wetterbedingungen als gängiges Verfahren etabliert hat. Während dieser Runde holte die Rennleitung jedoch gezielt Rückmeldungen der Fahrer ein.

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Nur Max Verstappen wäre gerne direkt losgefahren Zoom Download

Nach Angaben der FIA erklärten nahezu alle Piloten, dass die Sichtverhältnisse zu schlecht für einen regulären Rennbeginn seien. Nur ein Fahrer sprach sich klar für einen sofortigen Start aus: Max Verstappen. Der Niederländer äußerte über Funk, dass ein paar Runden hinter dem Safety-Car ausreichen würden, um die größten Wassermengen auf der Strecke zu beseitigen.

Auch Williams-Pilot Alexander Albon vertrat eine ähnliche Ansicht und meinte, dass es gut wäre, ein paar Runden zu fahren, bevor erneut Regen einsetzt. Dennoch wurde angesichts der mehrheitlich kritischen Rückmeldungen schließlich die rote Flagge gezeigt.

Warum die Pause so lange dauerte

Ursprünglich hatte die FIA geplant, das Rennen nach einer kurzen Pause von fünf bis zehn Minuten wieder aufzunehmen. Die Regularien verlangen jedoch, dass der Rennleiter den Teams eine Mindestankündigung von zehn Minuten vor einem Neustart gewährt.


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Als sich dann abzeichnete, dass in diesem Zeitraum weiterer Regen einsetzen würde, wurde ein früher Neustart bereits ausgeschlossen. Dies führte zur nächsten Frage, die auch innerhalb der Teams für Verwirrung sorgte: Hatte die Maximalzeit von drei Stunden zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen?

McLaren informierte Lando Norris in der Boxengasse darüber, dass die Uhr noch nicht laufe, weil das Rennen offiziell noch nicht begonnen habe. Haas-Teamchef Ayao Komatsu hingegen interpretierte die Situation anders. Diese Unklarheit war nachvollziehbar.

Denn Artikel 5.4d des sportlichen Reglements besagt: "Wenn die Einführungsrunde des Rennens hinter dem Safety-Car begonnen wird, beginnt die maximale Gesamtrennzeit von drei Stunden mit dem Zeitpunkt, zu dem die grünen Lichter am Startsignal leuchten und das Safety-Car entsprechend Artikel 49.2 die Startaufstellung verlässt."

Genau dies war um 15:00 Uhr Ortszeit geschehen. Die FIA stellte später jedoch klar, dass dieser Regelabschnitt nur in Kraft tritt, wenn es sich um eine tatsächliche Rennunterbrechung handelt, nicht jedoch während der Startprozedur. Das Rennen hatte offiziell also noch nicht begonnen, weshalb weiterhin Parc-Ferme-Bedingungen galten.

Teams durften nicht an den Autos arbeiten

Die Teams durften ihre Fahrzeugabstimmungen nicht an die zunehmend trockener werdenden Bedingungen anpassen. Dies benachteiligte insbesondere jene Teams, die mit einer auf hohen Abtrieb ausgelegten Konfiguration gestartet waren, darunter Red Bull.

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Die Teams durften während der Unterbrechnung nicht an den Autos arbeiten Zoom Download

Teamchef Laurent Mekies erklärte später allerdings, dass man auch dann keine Änderungen vorgenommen hätte, wenn dies erlaubt gewesen wäre: "Als die Einführungsrunde unterbrochen wurde, rechnete man weiterhin mit nennenswerten Regenphasen. Selbst wenn das Parc-Ferme geöffnet gewesen wäre, hätten wir wohl nichts verändert, da wir davon ausgingen, viel früher wieder auf die Strecke zurückzukehren."

Warum aber so viele Runden hinter dem Safety-Car und weshalb kein stehender Start? Nach Angaben der FIA hielt der Regen nach dem Zeigen der roten Flagge etwa 30 Minuten an. Anschließend wartete man weitere Minuten ab, bevor um 16:00 Uhr das Medical-Car zur Streckenerkundung entsendet wurde.

Dessen Fahrer Alan van der Merwe meldete zurück, dass sich in mehreren Streckenabschnitten weiterhin erhebliche Wassermengen befänden. Er sprach die Empfehlung aus, den Streckenposten weitere zehn Minuten zur Säuberung der betroffenen Bereiche einzuräumen.

Aus diesem Grund gab es vier Safety-Car-Runden

Dies führte dazu, dass um 16:10 Uhr die Zehn-Minuten-Warnung ausgegeben wurde und die Autos um 16:20 Uhr die Boxengasse verließen. Interessanterweise hatte die FIA zuvor angekündigt: "Das Rennen wird wieder aufgenommen", musste diese Aussage jedoch später revidieren, weil es offiziell noch gar nicht gestartet war.

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Das Safety-Car bliebt vier Runden auf der Strecke Zoom Download

Als die Fahrer schließlich erneut auf die Strecke zurückkehrten, bestand der Plan darin, lediglich zwei Runden hinter dem Safety-Car zu absolvieren. Zu diesem Zeitpunkt empfanden mehrere Fahrer, darunter auch Lewis Hamilton, die Bedingungen als ausreichend für einen normalen Rennbeginn.

Die Rennleitung beurteilte das Risiko durch aufspritzendes Wasser auf der Kemmel-Geraden jedoch weiterhin als zu hoch, insbesondere im Abschnitt nach Raidillon. Dieser Teil der Strecke gilt selbst bei trockenen Verhältnissen in Bezug auf Sicht und Sicherheit als besonders heikel. Daher wurde eine weitere Runde hinter dem Safety-Car angehängt.

Es folgte eine vierte Runde, diesmal allerdings aus einem anderen Grund. Es musste entschieden werden, ob der Rennstart stehend oder fliegend erfolgen sollte. Obwohl sich viele Fans einen stehenden Start wünschten und die Wetterverhältnisse dies möglicherweise zugelassen hätten, war ein weiterer Aspekt entscheidend: die Beschaffenheit der Startaufstellung.

Darum konnte kein stehender Start erfolgen

Insbesondere der Unterschied zwischen der sauberen und der schmutzigen Seite der Strecke war erheblich. Während die saubere Seite über deutlich bessere Grip-Verhältnisse verfügte, befanden sich auf der schmutzigen Seite weiterhin Wasserlachen. Dies hätte nicht nur zu einem unfairen Vorteil für eine Seite des Feldes geführt, sondern zugleich ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko dargestellt.


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Ein weiteres Mal offenbarte Spa die Schwächen der Formel 1 bei Regenbedingungen. Das Resultat war eine Verzögerung von über 90 Minuten, ehe das Rennen tatsächlich freigegeben wurde. Max Verstappen brachte seine Enttäuschung deutlich zum Ausdruck: "Das ist für mich kein wirkliches Regenrennen mehr. Ich finde es einfach schade für alle Beteiligten. Solche klassischen Regenrennen wird man nie wieder sehen."

Der Nachmittag in Belgien machte vor allem eines deutlich: Die Formel 1 hat weiterhin große Schwierigkeiten mit Rennen unter nassen Bedingungen. Viele Fahrer äußern nach wie vor Kritik an den Full-Wet-Reifen von Pirelli, auch wenn für das Jahr 2026 bereits Änderungen in Aussicht gestellt wurden.

Das größte ungelöste Problem bleibt jedoch die Sichtbehinderung durch aufwirbelndes Wasser. In Verbindung mit dem komplexen und anspruchsvollen Charakter der Strecke von Spa ergibt sich eine ausgesprochen vorsichtige Herangehensweise, wie sie an diesem Sonntag erneut zu beobachten war.

Während einige Teams im Fahrerlager das Vorgehen der Rennleitung als übervorsichtig einstuften, war für die FIA die Sicherheit eindeutig der maßgebliche Faktor. Das richtige Gleichgewicht zwischen Sicherheitsanspruch und sportlichem Spektakel zu finden, bleibt auch weiterhin eine der größten Herausforderungen der Königsklasse.

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