Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Charles Leclerc: Erst Funkzoff mit Bozzi, dann ein starker dritter Platz
Charles Leclerc freute sich in Spa über einen dritten Platz, der trotz eines mutigen Set-ups gelang - Zwischenzeitlich gab es wieder eine Ansage für Renningenieur Bozzi
(Motorsport-Total.com) - Während Fans und einige Fahrer unglücklich darüber waren, dass das Formel-1-Rennen in Belgien aufgrund des Regens nicht rechtzeitig gestartet wurde, dürften andere wiederum froh darüber gewesen sein. Dazu dürfte auch Charles Leclerc gehören, der ohne die trockenen Bedingungen über weite Teile des Rennens wohl nicht auf dem Podium gestanden hätte.
"Wenn es komplett nass geblieben wäre, wäre es sehr unwahrscheinlich gewesen, dass wir auf dem Podium landen", muss der Ferrari-Pilot zugeben. Denn die Scuderia hatte bei Leclerc ein Set-up mit weniger Abtrieb gewählt, was im Regen ein großer Nachteil gewesen wäre. Das hatte sich in der Anfangsphase auch gezeigt.
"Der erste Teil des Rennens war sehr hart, Max war definitiv schneller", schildert er. Doch bis zum Reifenwechsel konnte Leclerc den Red Bull von Verstappen hinter sich halten, danach lief das Rennen immer mehr in seine Richtung, sodass Verstappen eigentlich nie wirklich eine Chance hatte, ihn anzugreifen.
"Ich wusste: Wenn ich meinen Job mache, können wir Platz drei holen - und das haben wir geschafft. Ich bin sehr glücklich", sagt der Monegasse, der nach dem Sprint noch nicht gedacht hätte, dass ein Podium für Ferrari in Belgien möglich sein würde. Dort hatte Verstappen vor beiden McLaren gewonnen.
"Ich glaube nicht, dass wir damit gerechnet haben - besonders nach dem Sprint-Qualifying, als ich den Rückstand zu den Top 3 gesehen habe. Da dachte ich mir, das wird wahrscheinlich das Maximum an diesem Wochenende", so der Ferrari-Pilot.
Ferrari setzt auf weniger Abtrieb
Doch ihm gelang im Qualifying eine gute Runde, die auch dadurch begünstigt wurde, dass Ferrari etwas weniger Abtrieb fuhr. Am Ende machten 0,003 Sekunden den Unterschied zu Verstappen aus, der keinen Weg vorbeifand - ergo: alles richtig gemacht.
Spa: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Franco Colapinto (Marc Surer: 5) - "Noch immer warte ich auf ein Highlight von ihm." Fotostrecke
Trotzdem scheint es unüblich zu sein, auf wenig Abtrieb zu gehen, wenn die Vorhersagen für Sonntag Regen vorhersagen. Doch Teamchef Frederic Vasseur begründet: "Am Ende des Tages war es überhaupt nicht offensichtlich, dass es heute zu 100 Prozent nass werden würde."
"Wir hatten Wettervorhersagen mit unzähligen Schauern für den ganzen Tag, aber gleichzeitig wussten wir durch das Qualifying gestern, dass bei Regen auch die Gischt kommt und Überholen schwierig wird", so der Franzose. "Deshalb war das eine Entscheidung, die nicht einfach war - auf dem Grid war es ein 50:50-Ding. Es ist immer eine Art Wette."
Vasseur: Hätte keinen Unterschied gemacht
Doch hätte Ferrari das gleiche Set-up gewählt, wenn man gewusst hätte, wie die Wetterbedingungen werden? "Ganz ehrlich, ich weiß es nicht", zuckt Vasseur mit den Schultern. "Wir sprechen hier über zwei oder drei km/h Unterschied zwischen uns, Max und McLaren. Wenn man am Samstag um 14 Uhr eine Entscheidung treffen muss, weiß man nicht, wie viele Runden man am Sonntag im Regen fährt."
"Aber ich denke, es war die richtige Entscheidung. Und ich bin mir nicht sicher, ob es unter den Top 3 oder 4 einen großen Unterschied gemacht hätte, ob wir ein bisschen mehr oder weniger Abtrieb gehabt hätten."
Trotzdem war es für Leclerc kein einfaches Rennen, denn vor allem im Nassen machte Verstappen hinter ihm eine Menge Druck: "Er war sehr, sehr nah dran, aber hat es nie wirklich versucht - was natürlich super ist", sagt er.
"Der Abstand war immer gleich. Manchmal dachte ich, ich hätte eine richtig gute Runde, und dann hatte Max genau dieselbe Zeit. Da dachte ich mir: 'Scheiße, okay, dann muss ich dieses Tempo einfach halten.' Er war bis zum Schluss sehr nah dran."
Leclerc fordert Funkstille
Leclerc schien sichtbar (und hörbar) angespannt zu sein, denn als ihm sein Renningenieur Bryan Bozzi den Abstand zu durchgeben wollte, wurde er von Leclerc angeblafft, er soll ihn in Ruhe lassen.
Formel Langeweile: Warum in Belgien nicht mehr überholt wird
Formel‑1‑Datenexperte Kevin Hermann analysiert, warum in Spa-Francorchamps kaum noch Überholmanöver möglich sind. Weitere Formel-1-Videos
"Natürlich ist der Druck hoch - besonders bei solchen Bedingungen. Wenn du nur zehn oder 15 Zentimeter von der Ideallinie abkommst, wird's nass oder schmierig, und du kannst schnell einen großen Fehler machen", erklärt Leclerc im Nachhinein. "Deshalb habe ich Bryan einmal gesagt, er soll mich in Ruhe lassen."
"Aber natürlich versucht er, mir möglichst viele Informationen zu geben. Manchmal brauche ich sie - heute nicht, und das habe ich ihm gesagt."
Ärger schon vor dem Start
Es war aber nicht die erste Szene dieser Art, denn schon in der ersten Einführungsrunde im Nassen gab es für Bozzi den ersten Rüffel, als dieser ihn aufforderte, etwas am Lenkrad zu verstellen.
Leclercs Reaktion: "Du hast keine Ahnung, wie es da draußen ist. Keine Schalter, keine Schalter. Ich muss die Reifen auf Temperatur bringen. Ich kann unter diesen Bedingungen nicht auf mein Lenkrad schauen. Selbst wenn ich nur auf die Strecke schaue, habe ich Probleme, weil ich nicht mal zehn Meter weit sehe."
"Wenn du dann noch willst, dass ich aufs Lenkrad schaue und irgendwas umstelle - das geht einfach nicht. Also bitte nimm das zur Kenntnis, und wir halten das jetzt für den Rest des Rennens so bei. Jetzt bleiben wir ruhig, aber bitte - keine Schalteränderungen mehr."
Bozzi daraufhin: "Verstanden, aber die Änderung war notwendig aus regeltechnischen Gründen - wir mussten das machen. Sonst hätte ich es nicht angesagt. Aber dein Punkt ist klar."
Leclerc freut sich: Upgrade funktioniert
Am Ende blieb das aber eine Randnotiz und Leclerc konnte sich über den dritten Platz freuen. Dabei zeigte sich, dass auch das neue Upgrade mit der Hinterradaufhängung seine Wirkung entfaltet. "Ich bin zufrieden mit den Fortschritten, die wir machen - und wir können alle stolz darauf sein", lobt er.
"Ich weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt, dass wir dieses Upgrade hierher bringen konnten. Es hat definitiv geholfen, das Podium zu holen, wenn man sieht, wie knapp es mit Max war."
"Aber uns allen ist klar: Das reicht noch nicht", unterstreicht er. "Wir müssen weiter pushen, um näher an McLaren ranzukommen - das ist ganz klar für das gesamte Team. Trotzdem können wir mit dem zufrieden sein, was wir dieses Wochenende erreicht haben."