• 25. Juli 2025 · 10:02 Uhr

Hülkenberg macht's vor, Komatsu gesteht: "Wir haben es verbockt?"

Haas-Teamchef Ayao Komatsu lobt Nico Hülkenberg für dessen Rennen in Silverstone und blickt dabei kritisch auf sich und die Entscheidungen des Teams

(Motorsport-Total.com) - 700 Nachrichten hatte Nico Hülkenberg laut eigener Aussage nach seinem ersten Podestplatz in Silverstone auf seinem Handy gehabt - eine davon von seinem letztjährigen Teamchef bei Haas, Ayao Komatsu. Auch der Japaner hatte ihm geschrieben, weil er Saubers Feier durch ein persönliches Gespräch nicht stören wollte.

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Haas-Teamchef Ayao Komatsu ist verärgert über das Silverstone-Rennen Zoom Download

Komatsu freut sich für seinen ehemaligen Schützling: "Er hat es verdient, er ist ein sehr, sehr gutes Rennen gefahren", lobt er. "Ich meine, ihr habt sicher unser Instagram-Video gesehen, als Nico über die Ziellinie kam - unsere Leute waren glücklich. Das zeigt, wie sehr wir die Zusammenarbeit mit ihm geschätzt haben."

Doch des einen Freud, des anderen Leid: Das gute Ergebnis von Sauber sowie einigen weiteren Konkurrenten brachte Haas ins Hintertreffen. Der amerikanische Rennstall konnte nicht punkten und verlor zwei Plätze in der WM, wo man nur noch auf Rang neun liegt. "Natürlich macht es unsere Herausforderung jetzt schwerer, aber das ist eben der Sport, richtig?", sagt Komatsu.

"Jetzt müssen wir einfach unser eigenes Spiel auf ein höheres Niveau bringen, um das Ergebnis zu drehen." Das Vorbild ist dabei eben genau Hülkenberg und dessen "brillantes Feedback", das zusammen mit guten Entscheidungen die Grundlage für den Erfolg in Großbritannien war.

"Nico hat das super gemacht, zum zweiten Satz Inters zu wechseln - das war seine Entscheidung. Er hat den richtigen Riecher gehabt", lobt der Haas-Teamchef. "Er hatte das Vertrauen, dem Team die Ansage zu machen, und das Team hat geliefert. Hut ab. Er war großartig."

Bei Haas selbst lief es hingegen nicht so gut, dabei hatte man eigentlich ein starkes Auto, wie Rang acht von Oliver Bearman im Qualifying zeigte. Doch der Brite war nach einer Gridstrafe nur von Rang 18 aus ins Rennen gegangen und war einer der Piloten, die zum Rennstart für Trockenreifen in die Box gekommen waren.

"Wir hatten schon vor dem Rennen, selbst auf dem Grid, die Denkweise: Das wird schnell trocken, wir müssen Risiken eingehen, wir müssen was probieren", sagt Komatsu. "Klar, der nasseste Sektor war 15, 16, 17 - aber wir hätten trotzdem noch abbrechen können. Haben wir aber nicht. Weil unsere Denkweise falsch war."

Mit anderer Denkweise wären Punkte machbar gewesen

Der Japaner ist enttäuscht über die Abläufe in Silverstone und auch über sich. "Wir hatten ein schnelles Auto. Wir haben uns auf Rang acht qualifiziert, und der Fahrer war wirklich zufrieden mit dem Auto", sagt er.

"Ja, wenn es ein komplett trockenes Rennen mit nur einem Stopp gewesen wäre, hätten wir vielleicht kreativ werden müssen - aber bei wechselhaften Bedingungen hätten wir uns einfach auf unser eigenes Rennen konzentrieren müssen", hadert Komatsu. Stattdessen seien er und das Team so fokussiert darauf gewesen, ein Ergebnis zu erzwingen.


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"Wir hätten uns einfach auf das konzentrieren müssen, was direkt vor uns liegt, und versuchen müssen, unser bestes Rennen abzuliefern. Genau das hat Nico gemacht, richtig? Nicos Kommunikation mit dem Team war brillant."

Komatsu ist überzeugt: Hätte man diese Denkweise angewendet, hätte der Rennstall ein gutes Ergebnis holen können und wäre nicht mit den Plätzen elf und 13 und leeren Händen nach Hause gefahren. "Deswegen war ich nach dem Rennen so unzufrieden."

Erinnerungen an Japan 2022

Was den Japaner dabei besonders enttäuscht: Es war nicht das erste Mal, dass ihm das passiert ist. Er erinnert an das Rennen in Suzuka 2022, das unter heftigem Regen begann und früh abgebrochen werden musste.

"Da hatten wir Mick [Schumacher] im Auto, und das Auto war definitiv nicht schnell genug, um Punkte zu holen. Aber weil das Rennen in Runde 1 so chaotisch war, lag Mick beim Neustart auf Platz acht. Und alles, woran ich gedacht habe, war: Wie können wir das jetzt in Punkte ummünzen? Am Ende haben wir es verbockt, weil wir das Ergebnis erzwingen wollten."

"Für mich ist das einfach eine harte Erinnerung daran, dass man es nicht erzwingen darf. Man muss sich auf das konzentrieren, was direkt vor einem liegt - auf die Basics", sagt er weiter.

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Mick Schumacher wurde in Japan 2022 am Ende 17. Zoom Download

"Deshalb bin ich auch über mich selbst enttäuscht, weil wir diese Basics nicht abgeliefert haben. Und das ist ehrlich gesagt etwas, das ich sonst neun- von zehnmal predige. Das ist die Botschaft, die ich immer vermittle."

"Aber es ist ein innerer Konflikt. Ich sage allen: P11 oder P18 - das macht für mich keinen Unterschied, weil beides null Punkte sind. Aber vielleicht habe ich diese Botschaft zu sehr eingetrichtert und dadurch zu viel Druck auf alle ausgeübt - auch auf die Fahrer."

Doch diese Denkweise habe man nach Silverstone jetzt angepasst. "Jetzt konzentrieren wir uns einfach auf das, was direkt vor uns liegt. Gerade hier ist das wichtig, richtig?", so Komatsu. "Die Bedingungen ändern sich ständig, die Strecke ist so lang. Wenn du zockst und eine Runde zu spät reagierst, bist du raus."

Bearman hat wieder Vertrauen ins Auto

Es gab aber auch positive Dinge für Haas. Das Auto war grundsätzlich schnell und Bearman sagte, dass er zum ersten Mal ein so gutes Gefühl wie im Ferrari damals hatte. Vor allem das Vertrauen ins Auto war da, was zuvor - vor allem in schnellen Kurven - nicht der Fall war.

Komatsu erinnert sich, dass sein Fahrer vor allem in der letzten schnellen Kurve in Barcelona "ziemlich langsam" war, weil er kein Vertrauen hatte. "Dabei war das in Dschidda vorher seine Stärke. "Aber dann hatte er ein paar Ausrutscher, und ich hatte das Gefühl, dass er dadurch speziell im Highspeed-Bereich das Vertrauen ins Auto verloren hat."


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Doch das Upgrade in Silverstone brachte ihm das Vertrauen zurück: "Wir haben sein Auto ab dem zweiten Freien Training auf die neueste Spezifikation gebracht - und obwohl das nicht sofort in der Rundenzeit sichtbar war, war mir anhand seiner Kommentare klar: Solange wir das Auto ausbalancieren können, wird er schnell sein."

"Und genau das haben wir im dritten Training bewiesen", sagt er. "Das war genau die Richtung, die er sich gewünscht hat - und unsere Leute haben das super umgesetzt." Am Ende gab es im Qualifying Rang acht.

Ocon mit anderem Fahrstil als Bearman

Bei Teamkollege Esteban Ocon war das hingegen etwas anders. Der Franzose kam nicht über Rang 15 hinaus, erwartet laut Komatsu von seinem Auto aber auch etwas anderes, da sein Fahrstil ein anderer ist.

"Wenn man sich die Daten anschaut, sieht man den Unterschied in den Inputs. Der ist definitiv da, aber nicht riesig. Aber es reicht, um gewisse Reaktionen vom Auto auszulösen", sagt er. "Es ist ziemlich klar, was er von seiner Seite besser machen könnte, um das Maximum aus dem Auto zu holen - aber wir verstehen natürlich auch seinen Fahrstil."


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In Spa-Francorchamps hofft man nun, das Gelernte aus Silverstone umzusetzen, auch wenn der Event durch das Sprintformat eine andere Herausforderung bietet. "Wir hatten in Silverstone ein ganzes Wochenende, um das Auto abzustimmen und zu optimieren. Aber hier ist es ein Sprint-Wochenende, das macht es schwieriger", sagt Komatsu.

"Trotzdem haben wir in Silverstone viel gelernt. Also sollten wir als Team diese Erkenntnisse mitnehmen - und hoffentlich können wir dieses Wochenende etwas besser starten."

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