• 30. Mai 2025 · 08:36 Uhr

McLaren greift neuen Frontflügel-Regeln vor: Erster Test schon in Imola

McLaren ist auf die schärferen Frontflügel-Bestimmungen eingestellt und hat in Imola einen ersten Härtetest schon bestanden - Duell um die WM-Führung

(Motorsport-Total.com) - McLaren macht sich vor dem Formel-1-Rennen in Barcelona an diesem Wochenende wenig Sorgen, was die Auswirkungen der neuen Flexiwing-Regeln angeht, die ab sofort strikter sein werden. Denn der Rennstall hat den verstärkten Frontflügel in Imola bereits erfolgreich getestet.

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McLaren hatte in Imola bereits mit dem neuen Flügel getestet Zoom Download

Nachdem die FIA in der Winterpause bereits strengere Tests für den Heckflügel eingeführt hatte - mit weiteren Verschärfungen in China und Japan - gelten ab diesem Wochenende in Barcelona auch härtere Anforderungen an den Frontflügel.

Die technischen Regularien der FIA sahen ursprünglich vor, dass bei einer symmetrischen Belastung von 100 Kilogramm auf beide Seiten des Autos die vertikale Durchbiegung des Flügels maximal 15 Millimeter betragen darf. Bei einseitiger Belastung waren es 20 Millimeter. Ab Spanien gelten nun nur noch zehn beziehungsweise 15 Millimeter als Obergrenzen.

Auch die Toleranz für das Verbiegen der Flaps wurde verschärft: von fünf auf nur noch drei Millimeter.

Lange galt McLaren als das Team, das am effektivsten von einem flexiblen Frontflügel profitiert haben könnte: Mehr Anpressdruck in langsamen Kurven, dann durch gezieltes Flexen weniger Luftwiderstand bei hohen Geschwindigkeiten - eine Balance, die das Auto konkurrenzfähig macht.

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Die Frontflügel stehen ab Barcelona unter stärkerer Beobachtung Zoom Download

Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur meinte nach dem Monaco-Rennen: "Das kann für alle ein Game-Changer sein, weil wir nicht wissen, wie sich die neuen Regeln auf jedes einzelne Team auswirken werden."

Red Bulls Max Verstappen und Christian Horner zeigten sich dagegen skeptischer, dass die Änderungen das Kräfteverhältnis 2025 großartig durcheinanderwirbeln.

McLaren wiederum war von Anfang an irritiert über die Annahme, man werde durch die neue Technische Direktive eingebremst. Tatsächlich wurde der neue, steifere Frontflügel bereits in Imola bei Norris' erstem Run im ersten Freien Training getestet - mit dem Ergebnis, dass keine signifikanten Leistungseinbußen festgestellt wurden.

Feld rückt nicht wegen Direktive zusammen

Teamchef Andrea Stella sagt im Vorfeld des Barcelona-Wochenendes: "Wir wissen, dass das Feld hier wohl enger zusammenrückt. Die Charakteristik der Strecke könnte unseren Konkurrenten gut liegen. Deshalb erwarten wir ein Rennen, das eher an Imola und Suzuka erinnert."

Und weiter: "Die neue Technische Direktive zum Frontflügel ist ein ganz anderes Thema. Es mag so aussehen, als ob sie das Feld enger gemacht hat, aber das wäre eine falsche Annahme. Wir haben den neuen Frontflügel bereits in Imola mit Lando getestet - der Performance-Effekt war vernachlässigbar, genauso wie es unsere Simulationen vorhergesagt hatten."

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Andrea Stella glaubt nicht, dass die Direktive viel ausmachen wird Zoom Download

"Es ist also offensichtlich, dass die Gründe für ein engeres Feld woanders liegen. Die neue TD hat den MCL39 jedenfalls nicht ausgebremst."

Da das Verstärken des Carbon-Verbundmaterials eine strukturelle und keine aerodynamische Änderung darstellt - die Form des Flügels bleibt gleich -, musste McLaren das Teil nicht offiziell als Upgrade bei der FIA anmelden.

McLaren wittert die Gefahr

Warum McLaren dennoch vorsichtig auf seine Chancen in Barcelona blickt, liegt vor allem an der High-Downforce-Charakteristik der Strecke. Diese ähnelt Kursen wie Imola und Dschidda, wo Red Bull mit Max Verstappen ebenfalls sehr stark war.

Stella warnte bereits in Imola und Monaco davor, Äpfel mit Birnen zu vergleichen - sprich: Strecken wie Bahrain oder Miami mit deutlich anderen Layouts als Barcelona.


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Der Test in Imola zeigt einmal mehr, dass McLarens Aufschwung nicht auf einem Wundermittel basiert, sondern auf einer Reihe kleinerer, technischer Fortschritte, die zusammen das Paket schneller und reifenschonender machen. Dass die Saison 2025 für die Weltmeister ins Wanken gerät, bleibt daher wohl vorerst ein Wunschtraum der Konkurrenz.

Apropos Reifen, die könnten am Wochenende wieder zum Thema werden, denn die Fahrer erwartet am Wochenende ein heißes Rennen mit rund 30 Grad Celsius. Theoretisch sollte das McLaren in die Karten spielen, doch Oscar Piastri sagt, dass das nicht unbedingt etwas heißen muss.

"Das dachten wir auch in Imola - und wir wurden geschlagen", betont er und möchte abwarten. "Natürlich gab es Rennen, bei denen es heiß war und wir stark waren. Aber es ist nicht so einfach zu sagen: Wenn's heiß ist, dominiert McLaren. Da spielen viele Faktoren mit rein. Ich erwarte an diesem Wochenende harte Konkurrenz."

Hat Piastri Norris jetzt wieder im Griff?

Der erste Konkurrent dürfte aber wie üblich Teamkollege Lando Norris sein. Zumindest ist der Brite nach seinem Sieg in Monaco wieder in Reichweite, was die WM-Führung angeht. Gerade einmal drei Punkte trennt die beiden, und wer am Sonntag gewinnt, der wäre in der Meisterschaft definitiv vorne.


Ist Piastri jetzt WM-Favorit, Hans-Joachim Stuck?

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"Strietzel" Stuck ist immer für einen flotten Spruch gut: Oscar Piastri, McLarens Bahrain-Sieger 2025, sei "eine coole Sau", sagt er. Weitere Formel-1-Videos

Piastri hofft, dass er auf einer "normalen" Strecke wieder teamintern die Oberhand gewinnen wird, betont aber, dass es bislang überall eng war. "Es gab Wochenenden, an denen ich etwas schneller war, andere, an denen Lando etwas schneller war - aber das waren nicht unbedingt die Wochenenden, an denen wir uns gegenseitig geschlagen haben", sagt er.

"Es gehört mehr dazu, als einfach nur schnell zu sein. Ich denke, das wird sich im Laufe des Jahres ein bisschen hin und her bewegen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir analysiert haben, was in Monaco nicht ganz optimal lief. Es war ja kein katastrophales Wochenende, nur eben nicht so gut wie andere dieses Jahr."

Gibt keine Strecken, die einem Fahrer mehr liegen

"Wir haben uns angeschaut, was wir besser machen können, und versuchen das jetzt umzusetzen", so der Australier, der generell aber kein bestimmtes Muster erkennt, wer auf welchen Streckentypen die Nase vorne hat.

"Es ist nicht so, dass eine bestimmte Streckenart mir liegt oder ein bestimmter Kurventyp. Es hängt eher davon ab, wer an dem jeweiligen Tag einfach alles zusammenbringt", sagt er. "Es gibt keine klaren Muster - und ehrlich gesagt, hat es die auch noch nie gegeben."


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Natürlich gebe es kleine Stärken und Schwächen, aber selbst die würden sich nicht immer von Strecke zu Strecke übertragen. "An einem Wochenende bin ich vielleicht schneller in schnellen Kurven, am nächsten Wochenende ist es Lando", so Piastri. "Ich denke, wir haben sehr ähnliche Stärken und Schwächen - und das wird sich wahrscheinlich auch nicht groß ändern."

Norris selbst sagt, dass er aktuell gar nicht auf die WM-Führung schaut. "Es ändert nichts daran, wie hart ich arbeite oder was ich erreichen will. Ich versuche einfach, dieses Wochenende zu gewinnen, und dann Montreal und dann Österreich. Das hat nichts mit meiner Platzierung zu tun", sagt der Brite.

Max Verstappen noch klar im WM-Kampf

Nach der WM-Situation gefragt, nennt er Leute "naiv", die glauben, dass es aktuell nur noch zwischen ihm und Teamkollege Piastri um den Titel geht. Er glaubt, dass Ferrari im Laufe der Saison noch stärker werden wird, und Max Verstappen sei sowieso immer ein Konkurrent. "Er stand schon oft auf dem Podium. Er hat Rennen gewonnen", so Norris.

"In Imola hat er uns ganz fair geschlagen, weil er schneller war. Ich weiß nicht, was euch zu der Annahme bringt, dass es nur noch zwischen mir und Oscar geht."

"Nein, ich denke nicht, dass man ihn rausrechnen kann", meint auch Piastri zu Verstappen und verweist auf den vermeintlich geringen Rückstand von 25 Punkten des Niederländers - der kann in einem Rennen schon weg sein.

"Und sie waren auf ziemlich vielen Strecken wettbewerbsfähig. Natürlich gab es Wochenenden, an denen wir stärker waren, aber ich glaube, sie entwickeln ihr Auto weiter und holen mehr Performance raus", sagt er. "Also ja, ich denke, Max ist definitiv noch im Rennen."

Red Bull in Barcelona ein gefährlicher Gegner

Auch in Barcelona erwartet er Red Bull schnell, die in den vergangenen drei Jahren immer auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya gewonnen haben. Denn das Layout passe zu den anderen Kursen, auf den Red Bull in diesem Jahr konkurrenzfähig war. Ob es noch weitere Siegkandidaten gibt, das werde man sehen.

Verstappen hat zumindest einen Vorteil, nämlich dass sich Red Bull komplett auf ihn konzentriert, während McLaren beide Fahrer gleichermaßen unterstützt. "Das hilft in manchen Situationen natürlich", meint Piastri. "Man muss nicht beide Strategien ausbalancieren, kann die ganze Aufmerksamkeit auf Max richten."

Aber: Auf der anderen Seite hat McLaren eben zwei Eisen im Feuer, was im Rennen ebenfalls hilfreich sein kann. Zudem schätzt Piastri, dass zwei starke Fahrer sich gegenseitig antreiben können. "Max ist extrem erfahren und talentiert - aber ich glaube, Lando und ich haben uns gegenseitig zu mehr Rundenzeit gepusht", sagt er.

"Klar bringt das auch Herausforderungen mit sich, aber letztlich wollen wir um den Titel kämpfen - gegen alle. Und wenn du jemanden hast, der dich pusht, dann hebt das dein eigenes Level - und genau das willst du."

Piastri: So lange wie möglich frei fahren lassen

Eine Frage, die sich dabei aber immer wieder gestellt wird, ist, wie lange es sich McLaren erlauben kann, beide Fahrer gleich zu behandeln. Im vergangenen Jahr musste Piastri irgendwann Norris unterstützen, und Ähnliches könnte auch in dieser Saison drohen, wenn Verstappen - oder ein anderer Fahrer - langfristig gefährlich bleibt.

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Noch aber sieht Piastri keinen Grund für einen Eingriff von außen: "Wir haben aktuell einen sehr guten Vorsprung in der Konstrukteurswertung - und solange wir den weiter ausbauen, ist es richtig, uns beide um den Titel kämpfen zu lassen", meint er.

"Im Moment wollen wir beide versuchen, um den Titel zu kämpfen und unsere Punkte zu holen." Aber: Sollte später im Jahr der Punkt kommen, an dem es wirklich nicht mehr möglich ist oder sehr unwahrscheinlich, dass einer von beiden den Titel holt, dann würde er sich eine klare Entscheidung von McLaren wünschen. "Aber ich denke nicht, dass das in naher Zukunft passiert."

Fahrer dürfen dem Team nicht schaden

Was aber passieren könnte, ist, dass es einen teaminternen WM-Kampf zwischen beiden McLaren-Fahrern gibt, die derzeit nur drei Punkte voneinander trennt. Dann steht das gute Verhältnis natürlich auf dem Spiel - davon kann McLaren mit Blick auf 1988 oder 2007 ein Lied singen.

Das ist auch Piastri bewusst: "Ich glaube, wir wussten von Anfang an, dass es unmöglich ist, die eigenen Ziele komplett deckungsgleich mit den Teamzielen zu halten", sagt er. "Und darüber waren wir beide von Anfang an sehr offen - auch das Team war sich dessen bewusst."


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Schon im vergangenen Jahr hatte man das Gefühl, dass eine solche Situation kommen könnte, wenn das Auto genau so stark sein würde wie damals.

"Ich denke, wir sind alle sehr offen im Umgang damit. Aber wir würden nie etwas tun, das unfair wäre oder dem Team schadet - das sind weder Lando noch ich", stellt er klar. "Natürlich wollen wir uns jedes Wochenende gegenseitig schlagen, aber wir würden nie die Grenze überschreiten, bei der ein Schaden entsteht, der nicht mehr reparierbar ist."

"Ich habe es schon ein paar Mal gesagt: Wir wollen nicht nur diese eine Chance auf den Titel. Wir sind beide langfristig bei McLaren, wir wollen jedes Jahr um die WM kämpfen. Da wäre es ziemlich unklug, alles für einen Titel zu riskieren und dabei das Haus in Brand zu setzen."

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