Die fünf großen Themen beim Grand Prix von Spanien
Verschärfte Flexi-Regeln, die Titelambitionen von Lando Norris und die Hoffnungen von Fernando Alonso beim Heimrennen: Alles, was wichtig ist in Barcelona
(Motorsport-Total.com) - Der Spanien-Grand-Prix auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya ist das neunte Rennwochenende der Formel-1-Saison 2025 - und eines, das für den weiteren Jahresverlauf maßgeblich sein könnte.
Denn einerseits gelten jetzt neue technische Vorgaben für die Frontflügel, andererseits setzen viele Teams weitere Updates an ihren Fahrzeugen ein. Und auch sportlich ist die Situation nach Monaco äußerst interessant.
Hier also sind die fünf großen Themen für das Wochenende in Granollers bei Barcelona.
Welche Auswirkungen haben die Flexi-Maßnahmen wirklich?
von Filip Cleeren
Barcelona ist der Schauplatz für das neue Vorgehen des Automobil-Weltverbands (FIA) gegen übermäßige Flügelbiegung. Nach den Maßnahmen zur Reduzierung der Flexibilität der Heckflügel zu Saisonbeginn wird nun ein deutlich strengeres Limit für die Frontflügel eingeführt. Ab diesem Wochenende darf sich der Frontflügel unter Belastung nur noch um ein Drittel so stark durchbiegen wie zuvor - geregelt durch eine technische Direktive aus der Winterpause.
Diese Regeländerung hat zwei Konsequenzen: Erstens werden dadurch vor allem jene Teams getroffen, die die Aero-Elastizität besonders stark ausnutzen - McLaren und Mercedes gelten hier als Vorreiter. Zweitens müssen wohl alle zehn Teams ihre Frontflügel robuster gestalten, selbst wenn sie bisher nicht im Grenzbereich agiert haben. Schließlich bauen alle Teams ihre Autos so leicht wie möglich - und kein Team verstärkt freiwillig einen Flügel mehr als nötig.
Die große Frage ist, wie sich diese neue Vorschrift auf die Hackordnung auswirkt. Wird McLaren eingebremst? Und ist Red Bull, das angeblich weniger Änderungen an seinem Konzept vornehmen musste, wieder im Vorteil?
Die Antwort ist nicht einfach, denn Barcelona bietet ein breites Spektrum an Kurventypen: High-Downforce-Passagen, die Red Bull liegen, sowie technische Abschnitte, die McLaren entgegenkommen. Zudem bringen viele Teams neue Upgrades mit, was das Bild zusätzlich verkompliziert.
McLarens Gegner werden genau beobachten, wie sich die Performance des Papaya-Teams entwickelt - insbesondere im Rennverlauf, da ein flexibler Frontflügel helfen kann, das Auto durch verschiedenste Kurven stabil zu halten. McLaren selbst betont allerdings, dass die Wettbewerbsfähigkeit nicht leiden werde: Flexi-Flügel seien kein Allheilmittel.
Kann Norris seine Monaco-Form bestätigen?
von Oleg Karpow
Ein Sieg in Monaco - dazu noch von der Poleposition - war nicht nur ein starker Konter im Titelrennen, sondern auch eine Antwort an die Kritiker. Lando Norris ist 2025 ein Titelkandidat - und er wird Oscar Piastri den Weg zur Meisterschaft nicht kampflos überlassen.
Seine reine Geschwindigkeit war nie das Problem, wohl aber die Konstanz und zuletzt auch die fehlende Ein-Runden-Performance. Das Wochenende im Fürstentum war nahezu perfekt, und nun liegt er nur drei Punkte hinter Piastri in der Gesamtwertung.
Zwar sagt Norris oft, er glaube nicht an Momentum, doch in Barcelona dürfte es entscheidend sein, diesen Schwung mitzunehmen. Ein weiterer Sieg könnte ihn direkt zurück an die Spitze der Tabelle bringen und seinem Selbstvertrauen einen enormen Schub verleihen.
War Monaco nur ein Ausreißer für Ferrari?
von Federico Faturos
Die Antwort lautet: Ja - solange Ferrari das Gegenteil nicht beweist. Monaco war immer eine gute Strecke für die Scuderia. Charles Leclerc glänzt bei seinem Heimrennen seit Jahren - mit einem Sieg und drei Polepositions bei den jüngsten vier Austragungen. Zudem stand Ferrari in sechs der vergangenen sieben Monaco-Rennen mindestens einmal auf dem Podium.
Dass Leclerc am Samstag nur eine Zehntelsekunde hinter der Poleposition lag und im Rennen Zweiter wurde, war daher keine Überraschung. Vielmehr bereitet Sorgen, dass dies Ferraris bestes Wochenende der Saison gewesen sein könnte.
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Die echte Bewährungsprobe folgt nun in Barcelona - einem ganz anderen Kurs, auf dem Ferrari seit 2017 keinen Fahrer mehr in den Top 3 platziert hat (damals Vettel hinter Hamilton).
Erschwerend kommen die neuen Limits bei der Frontflügel-Biegung hinzu. Teamchef Fred Vasseur sagte nach Monaco, dass diese "für alle ein Game-Changer sein können". Ob Ferrari davon profitiert, bleibt abzuwarten.
Punktet Alonso endlich?
von Jose Carlos de Celis
Eine der erstaunlichsten Statistiken der Formel-1-Saison 2025: Fernando Alonso ist - neben Sauber-Junior Gabriel Bortoleto - der einzige Fahrer, der in jedem Rennen gestartet ist, aber noch keinen einzigen Punkt geholt hat. Noch erstaunlicher: Teamkollege Lance Stroll hat sämtliche 14 Punkte für Aston Martin eingefahren und das Team damit vor dem letzten Platz bewahrt.
Alonso bezeichnete sich selbst als "den unglücklichsten Fahrer der Welt" - scherzhaft, aber nicht ganz unbegründet. In Monaco, wo allein das Durchkommen in den Top 10 meist schon Punkte garantiert, fiel er mit einem seltenen Antriebsdefekt aus. Damit ist seine punktelose Serie auf acht Rennen angewachsen - eine Statistik, die er zuletzt in seiner Debütsaison 2001 mit Minardi schrieb.
Nun steht Spanien an, sein Heimrennen - und die Strecke, deren Botschafter er seit Kurzem ist. Es ist der erste traditionelle Kurs nach den erfolgreichen Upgrades von Aston Martin in Imola, theoretisch also eine neue Chance, endlich zu punkten. Die Geschichte, sein Können und der Heimvorteil sprechen dafür, dass Alonso dieses Wochenende die Null loswird - am Ende des ersten Saisondrittels.
Ist Barcelona ein Apfel oder eine Birne?
von Oleg Karpow
Andrea Stella, Teamchef von McLaren, ist bekannt für ungewöhnliche Vergleiche. Bei einer Medienrunde in Monaco fand er eine kreative Art, die Leistungsschwankungen zwischen McLaren und Red Bull zu erklären: Es gebe "Äpfel", also Strecken, die McLaren liegen - und "Birnen", die Red Bull besser passen.
Imola, Dschidda und Japan - wo Red Bull dominierte - zählen laut Stella zu den Birnen. Bahrain und Miami hingegen seien ganz klar McLaren-Strecken.
"Ich denke, einige kommende Kurse werden wie Silverstone sein", sagte er im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Sie ähneln dann eher Saudi-Arabien oder Imola. Dort erwarte ich Red Bull wieder sehr stark. Bei langsameren Strecken wie Kanada rechne ich eher mit McLaren an der Spitze. Und Barcelona? Liegt irgendwo dazwischen."
Heißt das, wir bekommen ein enges Duell der Titelanwärter zu sehen? Oder denkt sich Stella am Wochenende vielleicht eine neue Frucht für Barcelona aus? Wir werden es bald erfahren ...