• 21. November 2022 · 09:25 Uhr

Mercedes klagt über Reifenverschleiß: "Hatten uns mehr erwartet"

Der Set-up-Poker beim Großen Preis von Abu Dhabi ging für Mercedes nicht auf, doch neben einem zu hohen Reifenverschleiß kehrte auch das "Porpoising" zurück

(Motorsport-Total.com) - Mercedes wurde beim Formel-1-Finale in Abu Dhabi zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Noch vor etwas mehr als einer Woche in Brasilien konnten die Silberpfeile mit einem Doppelsieg das erste Rennen der Saison 2022 gewinnen, ehe man auf dem Yas Marina Circuit eine Woche später zurück auf dem Niveau der Gesamtsaison zurückfiel.

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George Russell und Lewis Hamilton im Parabelflug beim Großen Preis von Abu Dhabi Zoom Download

Mercedes-Teamchef Toto Wolff hoffte nach dem ernüchternden Resultat im Qualifying mit den Plätzen fünf und sechs für Lewis Hamilton und George Russell, bei einem Abstand von mehr als sechs Zehnteln auf die Pole von Max Verstappen, dass man ein besseres Set-up für das Rennen gewählt hat, was die Reifen schont. Doch dieser Plan scheint nicht aufgegangen zu sein.

"Das war nicht die Art und Weise, wie wir das Jahr beenden wollten, aber wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, ist es die Art und Weise, wie wir es verdient haben", resümiert Andrew Shovlin, Mercedes' leitender Renningenieur.

Zu allem Überfluss schied Hamilton kurz vor Schluss mit einem Hydraulikproblem aus, während Russell immerhin Fünfter wurde. Doch zu Rennbeginn sah es so aus, als könnte Hamilton im Kampf um das Podium eine wichtige Rolle spielen.

Am Start ging der siebenmalige Formel-1-Weltmeister an Carlos Sainz im Ferrari vorbei, doch der Spanier versuchte einen Konter in Kuve 6 mit einem späten Ausbremsmanöver. Hamilton hatte nur noch wenig Platz und entschied sich, die Schikane - wie schon 2021 im WM-Kampf gegen Max Verstappen - abzukürzen, womit er die Position gegen Sainz behaupten konnte.

Die Rennkommissare machten Mercedes jedoch deutlich, dass Hamilton eine Strafe kassieren würde, sofern er Sainz nicht wieder vorbeilässt. Der Brite folgte den Anweisungen seines Team und hatte in der Folge jedoch keine Chance mehr gegen den Ferrari.

Wolff: "Wir haben Reifen gekillt"

Teamchef Toto Wolff erklärt gegenüber 'Sky': "Wir haben eigentlich gestern im Qualifying einen Kompromiss machen wollen, für ein schnelles Rennauto. Und das war auf den ersten Runden unglaublich gut. Ich meine, wir sind fast an Leclerc vorbeigegangen oder waren an ihm dran, bevor die Strafe ausgesprochen worden ist und dann ist es einfach weggebrochen."

"Wir haben den Reifen gekillt, gleich am Anfang und dann ging nichts mehr. Auf den Hard waren wir so, wie alle anderen, aber da war der Leclerc schon weg", zeigt sich Wolff ernüchtert.

"Wir haben mehr vom Auto erwartet, was den Reifenabbau angeht, als wir tatsächlich hatten", fügt er hinzu. "Das ist etwas, das wir analysieren müssen, denn wir haben im Qualifying Rundenzeit aufgegeben, um im Rennen schnell zu sein, und das hat sich nicht bewahrheitet."

Russell: Abu Dhabi war "Realitätscheck"

Auch George Russell war gegen die Ferraris und Red Bulls chancenlos, vor allem nachdem er für einen "Unsafe Release" bei seinem ersten Boxenstopp eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt bekam. Doch auch so war die Pace nicht gut genug, wie er betont.

"Ich denke, es ist eine Art Realitätscheck für uns alle gewesen, der auch dringend nötig war", so der Brasilien-Sieger. "Denn wir haben erkannt, dass wir noch viel zu tun haben, wenn wir nächste Saison mit Red Bull kämpfen wollen."

"Wir haben ganz klar ein Auto mit enormem Potenzial, aber leider ist das Leistungsfenster viel zu eng. Und die Leistungsschwankungen, die wir von den Höhen in Budapest, Brasilien, Mexiko und Singapur gesehen haben, sind im Vergleich zu hier, Monza und Spa viel zu groß."


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Russell betont zudem, dass er seine einzige Chance am Start nicht nutzen konnte: "Ich glaube, der Start war der Wendepunkt. Ich hatte einen wirklich starken Start, ich habe nur die falsche Entscheidung getroffen, wo ich Carlos überholen wollte. Wäre ich vor ihm gewesen, wäre es wahrscheinlich anders gelaufen."

Zum Abschied des W13: "Porpoising" ist zurück

Besonders ärgerlich für Mercedes ist auch, dass zum krönenden Abschluss der Saison in Abu Dhabi auch noch einmal das "Porpoising" zu einem Problem wurde. Während man dieses Phänomen der Bodeneffekt-Autos eigentlich schon ausgemerzt zu haben schien, folgte auf dem etwas holprigeren Yas Marina Circuit noch einmal eine böse Überraschung.

"Das ist definitiv ermüdend", sagt Russell nach dem Rennen. "Ich habe vergessen, wie es ist, mit einem Auto zu fahren, das in den Kurven herumhüpft und auf der Geraden ein wenig nach unten geht. Ich werde also froh sein, wenn ich nächstes Jahr in Bahrain ohne das alles ankomme."

"Ich glaube, wir waren nicht das einzige Team, das in diesem Jahr ein wenig mit dem 'Porpoising' zu kämpfen hatte. Die Änderungen, die die FIA mit der erhöhten Unterbodenkante vornimmt, werden in dieser Hinsicht eine Verbesserung darstellen."

Mercedes mit Kampfansage für 2023

Mercedes gesteht sich jedoch selbst ein, 2022 nicht den allerbesten Job gemacht zu haben. Bereits vor dem Rennen in Brasilien kündigte das Team an, dass man 2023 auf ein neues Konzept setzen werde, worin man sich nach dem Grand Prix von Abu Dhabi bestätigt sieht.

"Wir waren heute in vielen Bereichen nicht gut genug, und wir werden diese Tatsache nutzen, um unsere Arbeit über den Winter konzentriert zu gestalten", sagt Shovlin. "Es war sehr schwierig, aber die Herausforderung hat das Team zusammengeschweißt, und wir haben das Gefühl, dass wir mehr zusammenhalten als je zuvor."

"Wir wussten, dass unsere Siegesserie eines Tages zu Ende gehen würde, und wir wussten immer, dass es die größte Herausforderung sein würde, der sich das Team jemals stellen musste."

"Aber wenn wir das Positive des Jahres 2022 betrachten, dann ist es die Art und Weise, wie das Team zusammengearbeitet hat, wie wir nach Lösungen gesucht haben und nicht nach Ausreden, und wir werden alles tun, um im nächsten Jahr wieder in den Titelkampf einzugreifen", so die Kampfansage von Mercedes Richtung Red Bull und Ferrari.

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